Meisterdirigent mit grünem Daumen
Sir John Eliot Gardiner gilt nicht nur als einer der herausragenden Dirigenten unserer Zeit, sondern auch als der Monteverdi-Spezialist. Erst gründete er den bis heute bestehenden Monteverdi-Choir, dann das Monteverdi Orchestra. Jetzt dirigiert er beim Musikfest Berlin drei Monteverdi-Opern.
Über seine Leidenschaft für Monteverdi sagt er:
"Monteverdi spricht zu mir. Er ist jetzt 450 Jahre alt geworden, aber es ist so modern, so zeitgenössisch, seine Musik. Er spricht über Leidenschaft, er spricht über Liebe, er spricht über Trauer, er spricht über politische Probleme… In Poppeia ist es sehr zeitgenössisch – man könnte wirklich Nerone mit Donald Trump vergleichen. Diese Faszination für politische Macht und wie es so schief gehen kann, das hat er sofort kapiert und durch seine Musik uns weiterentwickelt und gegeben."
Klassische Musik auf historischen Instrumente
Bekannt geworden ist Gardiner unter anderem durch seine Aufnahmen und Auftritte mit romantischer und klassischer Musik auf historischen Instrumenten. Er vertritt die Ansicht, dass man alte Musik mit Überzeugung darbieten muss:
"Ich finde natürlich als Historiker und als Musiker, dass es wahnsinnig viel hilft, Instrumente aus der Zeit des Komponisten zu benutzen. Nicht als Antiquariat aber als Mittel, das direkt vom Komponisten von seiner Welt in unsere Welt kommt."
Eine weitere große Leidenschaft gilt der Musik Johann Sebastian Bachs. So verfasste er ein über 700-Seiten-dickes Buch über den Komponisten und ließ im Jahr 2000 alle Bach- Kantaten aufführen, die er dann auch in seinem eigenen Plattenlabel veröffentlichte. Beim Verfassen des Buches kam ihm seine Ausbildung als Historiker zugute, ohne diese wäre das Buch so nicht möglich gewesen, er habe das Wissen des Historikers und die Erfahrung des Dirigenten gebraucht.
Prince Charles, ein guter Freund
Neben der musikalischen Arbeit ist Gardiner – wie dereinst bereits sein Vater - begeisterter Ökobauer. Mit diesen zwei verschiedenen, parallel verlaufenden Karrieren ist er sehr zufrieden, auch wenn beide ihre ganz eigenen Herausforderungen haben – er erwähnt die Subventionsproblematik und den Rinderwahn einerseits und das viele Reisen andererseits.
Daraus, dass ihm der Adelstitel verliehen worden ist, macht er sich nicht viel, aber Prince Charles, der 1998 die Zeremonie vollzogen hatte – und selber ein ökologischer Landwirt ist wie Gardiner - sei ein guter Freund geworden.