Pierre Boulez ist tot
Der französische Dirigent und Komponist Pierre Boulez ist tot. Er starb bereits am Dienstag im Alter von 90 Jahren im baden-württembergischen Baden-Baden. Das teilte seine Familie mit.
Pierre Boulez, der französische Dirigent und Komponist, war einer der bekanntesten zeitgenössischen Komponisten der Welt und genoss als Orchesterleiter hohes Ansehen.
In einer Pressemitteilung der Pariser Philharmonie würdigte seine Familie seine "kreative Energie", seinen "künstlerischen Anspruch" und seine "Großzügigkeit". "Seine Präsenz wird lebendig und intensiv bleiben", heißt es in der Mitteilung.
Boulez wurde am 26. März 1925 im westlich von Lyon gelegenen Montbrison geboren. Er studierte am Pariser Konservatorium. Beeinflusst wurde er unter anderem vom Komponisten Igor Strawinski und der Wiener Schule. Zeitlebens war er ein engagierter Verfechter zeitgenössischer Kompositionen.
Als Dirigent leitete er unter anderem das Orchester von Cleveland, die Symphoniker der BBC und die New Yorker Philharmoniker. Er dirigierte auch den sogenannten Jahrhundertring bei den Bayreuther Festspielen im Jahr 1976. Er lehrte unter anderem in Basel und Harvard.
Bereits Anfang der 60er-Jahre zog Boulez, der die französische Musikwelt als zu konservativ kritisierte, nach Baden-Baden. 2014 wurde er Ehrenbürger der Stadt im Schwarzwald.
Hier können Sie den ausführlichen Nachruf von Carolin Naujocks hören:
Der Dirigent Pierre Boulez war noch bis ins hohe Alter ein rebellischer Künstler. Das zeigte sich auch in der Zusammenarbeit mit dem Regisseur Christoph Schlingensief. Beide Künstler einte die Ablehnung von Konventionen, meint Musikkritiker Uwe Friedrich.
Hier nachhören:
Er hat das klassische Repertoire auf den "ursprünglichen Stand zurückgebracht", sagt der Komponist Peter Eötvös über Pierre Boulez. Weil die Musiker haargenau spielen mussten, was in der Partitur zu lesen ist:
"Besonders Werke wie zum Beispiel Debussy oder Bartok oder Strawinsky oder Webern, um nur einige Komponisten zu nennen, haben eine ganz andere Qualität bei ihm dadurch erfahren, dass er keine emotionalen Zusätze gemacht hat. Und das hat den Orchestern auch sehr viele neue Erfahrungen gebracht."
Hier können Sie das Interview mit Peter Eötvös nachhören:
"Der ganz kleine Pierre Boulez nahm den ganz großen Christoph Schlingensief in den Arm" - Gespräch mit dem DKultur-Musikjournalisten Olaf Wilhelmer, der Boulez persönlich gut kannte: