Sein Auftrag: Den Kulturhunger stillen
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Mit vier Jahren spielte er schon Cello und Klavier: Cornelius Meister blickt mit 40 Jahren auf eine Bilderbuchkarriere zurück. Seit zwei Jahren ist er Generalmusikdirektor an der Staatsoper Stuttgart. Seine große Leidenschaft: dirigieren.
Cornelius Meister ist 15 Jahre alt, als er das Gymnasium verlässt und ein Musikstudium beginnt. Als Sohn einer Musikerin und eines Pianisten spielt er schon diverse Instrumente und lernt ab seinem 17. Lebensjahr auch noch das Dirigieren.
"Für mich besteht Musik gerade nicht nur aus Geräuschen oder aus Tönen, sondern in großem Maße auch aus Pausen", sagt er. Wenn er eine Partitur lese, höre er die Musik im inneren Ohr. Er habe immer eine Idealversion im Kopf, betont Meister, aber er hinterfrage die auch, denn "jedes Konzert klingt selbstverständlich ganz anders". Allein schon wegen der unterschiedlichen Akustik in jedem Saal.
Für Meister sind nicht nur die Aufführungen, sondern schon die Proben ein Genuss. "Für mich ist die erste Probe nicht weniger anspruchsvoll als eine Aufführung. Denn nachdem ich mich dann Wochen, Monate, manchmal Jahre beschäftigt habe mit den Noten, kommt der Moment, dass ich das zum allerersten Mal real höre. Das ist ein bewegender Moment."
Obwohl er gerade mal 40 Jahre alt ist, kennt Meister bereits die internationale Musikwelt. Die vielen Termine und Reisen sind für ihn kein Problem. "Ich glaube, in meinem Metier muss man oder sollte man sehr fleißig sein. Das macht mir nichts aus, von morgens bis spätabends Dinge aufzusaugen und einfach offen zu sein für das, was um mich herum passiert."
Musikalische Angebote für alle Generationen
Seit 2018 ist Meister Generalmusikdirektor an der Staatsoper Stuttgart. Im Unterschied zu anderen "internationalen Schlachtschiffen" könne man dort auch mal etwas Ungewöhnliches machen, freut er sich: "Das Stuttgarter Publikum ist ja bekannt dafür, dass sich eher beklagt, wenn es zu konventionell gewesen ist."
Besonders wichtig ist es dem Vater von drei Kindern, alle Generationen anzusprechen, und deshalb bietet die Staatsoper ganz unterschiedliche Formate an. Kreativ hat das Haus auch die Einschränkungen durch die Pandemie angenommen, es spielt seit mehreren Monaten an den ungewöhnlichsten Orten: "Wir haben am Hafen gespielt. Wir haben im Flughafen gespielt, im Römerkastell."
Dabei hilft die finanzielle Unterstützung durch den Staat. Die Metropolitan Opera in New York sei hingegen seit Monaten geschlossen, weil sie nur in geringem Maße subventioniert werde, vergleicht Meister Deutschland und die USA.
In New York wird es auch in den kommenden Monaten keine Aufführungen geben. "Wir hingegen können das. Die Festangestellten sind in der Lage, alles zu tun, was man tun kann. Und genau das sollten wir dann auch tun. Wenn wir im Augenblick den Kulturhungrigen noch weniger Kultur geben könnten, dann wäre es wirklich dunkel."
(cg)