"Das Allerwichtigste ist das innere Wachstum"
Sie hat nie ein Instrument gespielt. Die Dirigentin Mirga Grazinyte-Tyla kommt vom Gesang und hat schon als Jugendliche mit Chören gearbeitet. Inzwischen hat die Litauerin eine steile Karriere hinter sich und übernimmt den Posten der Musikdirektorin beim City of Birmingham Symphony Orchestra.
Mirga Grazinyte-Tyla:"Ich lebte sehr intensiv in der Musik durch meine Familie – es sind viele professionelle Musiker - aber ich habe nichts gelernt und für unsere Verhältnisse, mit elf Jahren Geige oder Klavier anzufangen ist eigentlich viel zu spät."
Aber in Litauen, Lettland und Estland gibt es Musikschulen, in denen Kinder in diesem Alter Chordirigieren lernen können.
Mirga Grazinyte-Tyla: "Deswegen habe ich in dieser Kunstschule, wo ich dann unbedingt hin wollte, Chor-Dirigieren gewählt. Zuerst singt man einfach ganz viel im Chor, hat stärkere musiktheoretische Ausbildung und tatsächlich mit dreizehn Jahren fängt man schon mit Dirigieren an, was zunächst nicht wirklich mit dem eigentlichen Dirigieren zu tun hat, weil es eher um die Hände geht, wie man sie bewegt, wie man koordiniert, wie man Rhythmusgefühl und Tempogefühl entwickelt. Erst paar Jahre später so mit fünfzehn, sechzehn fängt man an auch mit den Chören zu arbeiten."
Später kamen zu den Chören die Orchester dazu. Den eher ungewöhnlichen Einstieg in den Beruf - ohne ein Instrument auf hohem professionellen Niveau spielen zu können – empfindet Mirga Gražinytė-Tyla heute nicht mehr als Nachteil.
Aber in Litauen, Lettland und Estland gibt es Musikschulen, in denen Kinder in diesem Alter Chordirigieren lernen können.
Mirga Grazinyte-Tyla: "Deswegen habe ich in dieser Kunstschule, wo ich dann unbedingt hin wollte, Chor-Dirigieren gewählt. Zuerst singt man einfach ganz viel im Chor, hat stärkere musiktheoretische Ausbildung und tatsächlich mit dreizehn Jahren fängt man schon mit Dirigieren an, was zunächst nicht wirklich mit dem eigentlichen Dirigieren zu tun hat, weil es eher um die Hände geht, wie man sie bewegt, wie man koordiniert, wie man Rhythmusgefühl und Tempogefühl entwickelt. Erst paar Jahre später so mit fünfzehn, sechzehn fängt man an auch mit den Chören zu arbeiten."
Später kamen zu den Chören die Orchester dazu. Den eher ungewöhnlichen Einstieg in den Beruf - ohne ein Instrument auf hohem professionellen Niveau spielen zu können – empfindet Mirga Gražinytė-Tyla heute nicht mehr als Nachteil.
"Wenn man den großen Bogen singend in sich trägt, dann kann man dirigieren"
Mirga Grazinyte-Tyla: "Ich bin sehr glücklich, dass ich ursprünglich vom Gesang komme - dann so verschiedene Instrumente länger oder kürzer auch gespielt habe oder auch spiele. Relativ lange habe ich das ein bisschen auch als Hemmung empfunden, weil ich dachte – ja, Mensch ich kann ja kein Instrument so richtig virtuos spielen und das müsste ich, um mit einem Orchester gut proben zu können. Mittlerweile habe ich mich davon fast gänzlich befreit oder befreie mich, weil jeder Weg zum Ziel führen kann. Durch Gesang hat man auch ganz viele Grundprinzipien, die für jedes Musizieren gelten. Zum Beispiel Atem - was man bei einem Instrument auch leicht vergessen könnte. Auch beim Dirigieren vergesse ich das manchmal, aber im Prinzip ist das ja das A und O. Da fängt die Musik an. Wenn man alle Stimmen durchgesungen hat und den großen Bogen singend in sich trägt, dann kann man vielleicht auch dirigieren."
Im Fall von Mirga Gražinytė-Tyla nicht nur vielleicht, sondern ganz bestimmt. In ihrer noch sehr jungen Laufbahn wurde sie mit wichtigen Preisen ausgezeichnet und hat renommierte Orchester dirigiert. Nun also neben Salzburg und Los Angeles ab September auch noch Birmingham – wie bleibt sie bei allen Erwartungen und dem Druck des Musik- und Konzertlebens in innerer Balance:
Mirga Grazinyte-Tyla: "Es ist immer wieder die Suche, und es ist auch nicht immer leicht, aber tatsächlich wünsche ich mir, dass das Allerwichtigste das innere Wachstum ist, dass man sich immer weiter entwickelt und neu lernt und neu sucht. Wenn man dann mal in so Drucksituationen reinkommt wegen des Musikmarkts – dann habe ich mir immer gedacht, ich muss meine Seele wachsen lassen und wenn ich sehe, ich kann mit dem was ich tue, nicht genug geben oder das bringt mich nicht weiter, dann kann ich auch mal nach Litauen fahren, wo ich herkomme, das Land, das ich liebe und da mal eine Apfelgarten pflanzen und damit vielleicht viel glücklicher werden. Dieses Wachstum und dieses Glück – wo es steckt, ist vielleicht eine viel interessantere Frage."
Die oft gestellten Fragen nach der Bedeutung des Geschlechts für den Beruf spielen im Alltag keine Rolle für die Dirigentin.
Mirga Grazinyte-Tyla: "Ich denke im täglichen Leben eigentlich nie darüber nach: Ich bin eine Frau und ich dirigiere – kann man das überhaupt und was muss man da anders machen? Eigentlich geht es darum, dass man man selber ist und sich selber findet und was da in mir eben Frau ist, wie es ist, eine Frau zu sein – das sind auch so Fragen, wo man immer weiter sucht."
Mirga Grazinyte-Tyla: "Es ist immer wieder die Suche, und es ist auch nicht immer leicht, aber tatsächlich wünsche ich mir, dass das Allerwichtigste das innere Wachstum ist, dass man sich immer weiter entwickelt und neu lernt und neu sucht. Wenn man dann mal in so Drucksituationen reinkommt wegen des Musikmarkts – dann habe ich mir immer gedacht, ich muss meine Seele wachsen lassen und wenn ich sehe, ich kann mit dem was ich tue, nicht genug geben oder das bringt mich nicht weiter, dann kann ich auch mal nach Litauen fahren, wo ich herkomme, das Land, das ich liebe und da mal eine Apfelgarten pflanzen und damit vielleicht viel glücklicher werden. Dieses Wachstum und dieses Glück – wo es steckt, ist vielleicht eine viel interessantere Frage."
Die oft gestellten Fragen nach der Bedeutung des Geschlechts für den Beruf spielen im Alltag keine Rolle für die Dirigentin.
Mirga Grazinyte-Tyla: "Ich denke im täglichen Leben eigentlich nie darüber nach: Ich bin eine Frau und ich dirigiere – kann man das überhaupt und was muss man da anders machen? Eigentlich geht es darum, dass man man selber ist und sich selber findet und was da in mir eben Frau ist, wie es ist, eine Frau zu sein – das sind auch so Fragen, wo man immer weiter sucht."