"Dirigieren ist ein Erfahrungsberuf"
Der Dirigent Gerd Albrecht kritisiert, dass eine Musikerkarriere immer seltener stückchenweise aufeinander aufbaut: "Heutzutage wird man einfach hochgeschossen, ist dann in zwei Monaten der Superweltstar und nach drei Monaten schon wieder vergessen."
Dieter Kassel: Das große Jubiläumskonzert heute Abend in der Berliner Philharmonie wird geleitet von Gerd Albrecht, und natürlich war auch er einst ein junger Teilnehmer an dieser Veranstaltungsreihe. Gestern zwischen Proben hat Holger Hettinger mit ihm gesprochen.
Holger Hettinger: Herr Albrecht, ich hab mal mir den Spaß gemacht und habe sowohl die Konzertankündigung als auch die Konzertkritik Ihres Konzertes damals in dieser Reihe "RIAS stellt vor" herausgesucht. Eigentlich von der Papierform her ein unglaubliches Konzert. Sie als Dirigent, Jacqueline du Pré, die berühmte Cellistin war dabei, Bruno Leonardo Gelber, ein Weltstar des Klaviers – eigentlich ein Konzertprogramm, wo man zu Lebzeiten der du Pré eigentlich ein unglaubliches Geld gezahlt hätte, um so was Einzigartiges erleben zu können. Damals, als das Konzert war, da waren Sie sozusagen noch Rohdiamanten, später hat dann die Weltkarriere begonnen. Wie war das damals, gab’s da schon so ein Gefühl, dass hier eine ganz spezielle, eine ganz besondere Konstellation von Musikerpersönlichkeiten aufeinandertrifft?
Gerd Albrecht: Glaube ich überhaupt nicht, also ich zumindest nicht. Aber es war natürlich interessant zu sehen, bei der zweiten Probe schon mit der Jacqueline, die war damals 16, saßen unglaublich viele Cellisten der Berliner Philharmoniker – die spielten ja mit dem RIAS-Orchester, also mit dem jetzt Deutschen Symphonie-Orchester, die wollten alle – das hatte sich schon rumgesprochen, da ist etwas ganz Besonderes. Und die Jacqueline war 16, der Bruno war 18 oder 18 1/2, und ich war Anfang 20, und ich fühlte mich zum ersten Mal als Großvater. Daran kann ich mich doch genau erinnern.
Hettinger: Aber eigentlich – man sagt ja, dass dieses musikalische Genie sich in irgendeiner Weise ja dann auch mitteilt, dass dieser frühe Funke in irgendeiner Weise sichtbar wird. Hat dieses Debüt, diese doch Auseinandersetzung mit einer großen Konzertöffentlichkeit, war das für Sie eine Art Initialzündung, oder wie würden Sie das einordnen auf der Skala des Fortschritts Ihrer Karriere?
Albrecht: Das war auf jeden Fall ein entscheidender Schritt. So eine Karriere setzt sich ja stückchenweise zusammen oder setzte sich damals – wir sprechen ja von einer Zeit vor 100 Jahren. Heutzutage wird man einfach hochgeschossen, in eine Kanone genommen, und ist dann in zwei Monaten der Superweltstar und nach drei Monaten ist man schon wieder vergessen. Damals war das eben einfach, man machte Schritt für Schritt. Ich machte den ersten Preis in Besançon beim internationalen Wettbewerb, das war schon eine Situation, hatte noch ein Deutscher gemacht. Nach mir kam dann Osawa, also ein Nichtfranzose, das ist ja auch noch etwas. Dann war ich in Hilversum der Erste, dann war ich eben designierter GMD in Lübeck, schon sehr jung, und dann kam plötzlich "RIAS stellt vor". Und ich, na ja, ich war in Berlin groß geworden als Kind und ich habe gedacht, das ist doch eigentlich sehr hübsch. Und dann kam natürlich ein unglaublich schweres Programm, denn das Schumann’sche Konzert hat die Jacqueline, glaube ich, gespielt, aber der Gelber spielte Brahms’ D-Moll. Das ist ja eine Symphonie, da muss man eben einfach alles rangeben. Und das habe ich noch genau in Erinnerung.
Hettinger: Sie haben gerade eben in einem Seitensatz etwas ganz Interessantes angesprochen, nämlich die Mechanismen eines Musikmarktes, einer Musikindustrie muss man sagen, die heute in einem ganz anderen Maße Zugriff hat auf junge Talente und Karrieren mehr oder weniger am Reißbrett entwirft. Wie wichtig war diese Institution dieses Debütantenkonzerts überhaupt für eine Musiklandschaft, die eben nicht solche ich sag mal Glamourpreise kennt wie wir heute den "Echo"?
Albrecht: Also damals sprach es sich einfach irgendwie herum, obwohl man noch kein Fernsehen – oder Fernsehen hatte man zwar schon, aber kaum jemand hatte es –, aber ich fing ganz jung in Stuttgart an und hatte diese Preise gemacht, und sofort hatte sich rumgesprochen, da sitzt irgendwie so ein junger Kerl, der scheint begabt zu sein. Und dann kamen die Agenten – ich bin nicht gekommen – und sagten: Wollen Sie nicht, dass wir Sie? Und ich habe gesagt: Ja, versuchen Sie mal, wenn es klappt. Und das meiste ist dann ohne Agentur geschehen. Aber heutzutage, wie ich gesagt habe, man wird katapultiert. Damals musste man wenigstens auch nur erste Preise, ja, zweite oder dritte Preise, so erbarmungslos war das auch schon, zählten nicht. Aber heutzutage braucht man einen ganz starken Agenten, und in Zentraleuropa gibt es die kaum noch, die sitzen alle in England oder in New York. Und die müssen mafiosartig einen durchpuschen. Dass man dabei gut ist, das ist überhaupt keine Diskussion, aber es muss einer sein, der dahintersteht und sagt: Du bist nicht nur gut, du bist sehr gut. Und die Leute müssen diesem einen das glauben. Und siehe – Sie haben von dem Mechanismus des Musikbetriebs gesehen –, wenn Sie sich heute umschauen, wimmelt es von Beispielen.
Hettinger: Die sind ja auch gut, ich bin immer ganz verzweifelt, wenn ich auf die Geburtsjahrgänge gucke und dann sehe, der ist ja 1982, 1985 und spielt in einer Liga mit, das unerhört ist. Hinzu kommt eine Vermarktungsmaschinerie, die natürlich mit medialem Dauerfeuer, mit Hochglanzkampagnen solche Gesichter dann auch in den Markt drückt, auch bekannt macht. Die künstlerischen Resultate sind ohne Frage tadellos, aber ich frage mich bei solchen Phänomenen immer wieder: Welche Zeit hat da überhaupt noch jemand, künstlerisch zu reifen, sich auszuprobieren, sich im Repertoire zu positionieren? Ist das nicht auch ein unglaublicher Verlust?
Albrecht: Also zu mir hat der Karajan – ich hatte ja ein Stipendium, um seine Proben mit den Philharmonikern zu hören, und er hatte die Philharmoniker relativ neu übernommen von Furtwängler – und zu mir hat er gesagt, da war er immerhin schon 56 und ein sogenannter Weltstar, mit seiner rauen Stimme: Wissen Sie eigentlich, jetzt weiß ich erst richtig, was Dirigieren ist, mit 56. Also das ist ein Erfahrungsberuf. Begabt ist man, aber was Sie eben sagten, der entscheidende Punkt ist die Reife. Wenn jemand … Ich hab das auch gemacht, dass man von Termin zu Termin hetzt und so etwas, man macht es immer, weil man begabt ist, macht es gut oder so was, aber wirklich außergewöhnlich und wirklich ganz – ich will nicht den Ausdruck tief –, aber ganz ausgereift kann das nicht sein. Das gibt kein Körper, kein Geist, kein Herz, kein Blut her.
Hettinger: Beim Durchblättern durch diese 50 Jahrgänge "RIAS stellt vor – Debüt im Deutschlandradio Kultur", da begegnet man sehr, sehr vielen Namen, die mittlerweile ihren Platz auf den internationalen Podien erkämpft haben. Man begegnet aber auch einigen, wo man denkt, ah, ja klar, irgendwo in der zweiten, dritten Reihe untergekommen, und dann aber auch ganz, ganz viele Namenlose. Wenn man die Kritiken heranzieht – ich weiß, das ist ein relativ wenig verlässliches Indiz –, aber wenn man diese Kritiken liest, diejenigen, die so bejubelt wurden, sind nicht identisch mit denen, die es nachher wirklich auf die große Bühne geschafft haben. Haben Sie eine Erklärung dafür, warum da so viele letztlich durch den Rost fallen?
Albrecht: Es gibt ja diesen alten Musikerspruch: Je preiser gekrönt, je durcher gefallen. Also bestimmte Leute sind ausgesprochene Wettbewerbstypen, das hat nicht immer mit Qualität zu tun, sondern ist eine Frage von Nerven et cetera. Dann gibt es andere, die überhaupt nicht für so etwas geeignet sind. Und da muss eben die Balance stehen. Und dazu kommt, man braucht nicht nur Begabung, man braucht eine gute Gesundheit und ein permanentes Training wie ein Leistungssportler. Man muss arbeiten, man muss an sich arbeiten und man muss an seinem Nervenkostüm arbeiten. Jeder hat Nerven – der eine mehr, der andere weniger –, ich habe sehr viel, aber nie merkt das jemand. Und man muss mit seinem Nervenkostüm arbeiten, dass in der Sekunde, wo es drauf ankommt, man in Topform ist. Ich kann Ihnen hundert Beispiele geben von Sängern, wo man nach der ersten Probe denkt, oder Solisten: Meine Güte, das ist aber etwas Fantastisches. Und dann bröselt es langsam weg, und am Konzertabend ist alles nur Soße.
Kassel: Soße ist heute Abend wohl nicht zu erwarten. Gerd Albrecht war das, einer von denen, die in der Reihe "RIAS stellt vor – Debüt im Deutschlandradio" ihren ersten großen öffentlichen Auftritt hatten und heute sehr erfolgreich auch ohne Unterstützung die Massen anlocken. Heute Abend zum Beispiel wird er das Konzert leiten zu 50 Jahren Debüt im Deutschlandradio. Es wird Musik zu hören sein von Verdi, von Weber, von Dvořák, von Debussy, Ravel, Bartok und anderen. Und natürlich werden Sie eine ganze Menge der Künstler, die durch die Reihe berühmt geworden sind, da dann auch erleben können. Sie können das auch im Radio erleben, ausstrahlen werden wir es am Freitagabend.
Holger Hettinger: Herr Albrecht, ich hab mal mir den Spaß gemacht und habe sowohl die Konzertankündigung als auch die Konzertkritik Ihres Konzertes damals in dieser Reihe "RIAS stellt vor" herausgesucht. Eigentlich von der Papierform her ein unglaubliches Konzert. Sie als Dirigent, Jacqueline du Pré, die berühmte Cellistin war dabei, Bruno Leonardo Gelber, ein Weltstar des Klaviers – eigentlich ein Konzertprogramm, wo man zu Lebzeiten der du Pré eigentlich ein unglaubliches Geld gezahlt hätte, um so was Einzigartiges erleben zu können. Damals, als das Konzert war, da waren Sie sozusagen noch Rohdiamanten, später hat dann die Weltkarriere begonnen. Wie war das damals, gab’s da schon so ein Gefühl, dass hier eine ganz spezielle, eine ganz besondere Konstellation von Musikerpersönlichkeiten aufeinandertrifft?
Gerd Albrecht: Glaube ich überhaupt nicht, also ich zumindest nicht. Aber es war natürlich interessant zu sehen, bei der zweiten Probe schon mit der Jacqueline, die war damals 16, saßen unglaublich viele Cellisten der Berliner Philharmoniker – die spielten ja mit dem RIAS-Orchester, also mit dem jetzt Deutschen Symphonie-Orchester, die wollten alle – das hatte sich schon rumgesprochen, da ist etwas ganz Besonderes. Und die Jacqueline war 16, der Bruno war 18 oder 18 1/2, und ich war Anfang 20, und ich fühlte mich zum ersten Mal als Großvater. Daran kann ich mich doch genau erinnern.
Hettinger: Aber eigentlich – man sagt ja, dass dieses musikalische Genie sich in irgendeiner Weise ja dann auch mitteilt, dass dieser frühe Funke in irgendeiner Weise sichtbar wird. Hat dieses Debüt, diese doch Auseinandersetzung mit einer großen Konzertöffentlichkeit, war das für Sie eine Art Initialzündung, oder wie würden Sie das einordnen auf der Skala des Fortschritts Ihrer Karriere?
Albrecht: Das war auf jeden Fall ein entscheidender Schritt. So eine Karriere setzt sich ja stückchenweise zusammen oder setzte sich damals – wir sprechen ja von einer Zeit vor 100 Jahren. Heutzutage wird man einfach hochgeschossen, in eine Kanone genommen, und ist dann in zwei Monaten der Superweltstar und nach drei Monaten ist man schon wieder vergessen. Damals war das eben einfach, man machte Schritt für Schritt. Ich machte den ersten Preis in Besançon beim internationalen Wettbewerb, das war schon eine Situation, hatte noch ein Deutscher gemacht. Nach mir kam dann Osawa, also ein Nichtfranzose, das ist ja auch noch etwas. Dann war ich in Hilversum der Erste, dann war ich eben designierter GMD in Lübeck, schon sehr jung, und dann kam plötzlich "RIAS stellt vor". Und ich, na ja, ich war in Berlin groß geworden als Kind und ich habe gedacht, das ist doch eigentlich sehr hübsch. Und dann kam natürlich ein unglaublich schweres Programm, denn das Schumann’sche Konzert hat die Jacqueline, glaube ich, gespielt, aber der Gelber spielte Brahms’ D-Moll. Das ist ja eine Symphonie, da muss man eben einfach alles rangeben. Und das habe ich noch genau in Erinnerung.
Hettinger: Sie haben gerade eben in einem Seitensatz etwas ganz Interessantes angesprochen, nämlich die Mechanismen eines Musikmarktes, einer Musikindustrie muss man sagen, die heute in einem ganz anderen Maße Zugriff hat auf junge Talente und Karrieren mehr oder weniger am Reißbrett entwirft. Wie wichtig war diese Institution dieses Debütantenkonzerts überhaupt für eine Musiklandschaft, die eben nicht solche ich sag mal Glamourpreise kennt wie wir heute den "Echo"?
Albrecht: Also damals sprach es sich einfach irgendwie herum, obwohl man noch kein Fernsehen – oder Fernsehen hatte man zwar schon, aber kaum jemand hatte es –, aber ich fing ganz jung in Stuttgart an und hatte diese Preise gemacht, und sofort hatte sich rumgesprochen, da sitzt irgendwie so ein junger Kerl, der scheint begabt zu sein. Und dann kamen die Agenten – ich bin nicht gekommen – und sagten: Wollen Sie nicht, dass wir Sie? Und ich habe gesagt: Ja, versuchen Sie mal, wenn es klappt. Und das meiste ist dann ohne Agentur geschehen. Aber heutzutage, wie ich gesagt habe, man wird katapultiert. Damals musste man wenigstens auch nur erste Preise, ja, zweite oder dritte Preise, so erbarmungslos war das auch schon, zählten nicht. Aber heutzutage braucht man einen ganz starken Agenten, und in Zentraleuropa gibt es die kaum noch, die sitzen alle in England oder in New York. Und die müssen mafiosartig einen durchpuschen. Dass man dabei gut ist, das ist überhaupt keine Diskussion, aber es muss einer sein, der dahintersteht und sagt: Du bist nicht nur gut, du bist sehr gut. Und die Leute müssen diesem einen das glauben. Und siehe – Sie haben von dem Mechanismus des Musikbetriebs gesehen –, wenn Sie sich heute umschauen, wimmelt es von Beispielen.
Hettinger: Die sind ja auch gut, ich bin immer ganz verzweifelt, wenn ich auf die Geburtsjahrgänge gucke und dann sehe, der ist ja 1982, 1985 und spielt in einer Liga mit, das unerhört ist. Hinzu kommt eine Vermarktungsmaschinerie, die natürlich mit medialem Dauerfeuer, mit Hochglanzkampagnen solche Gesichter dann auch in den Markt drückt, auch bekannt macht. Die künstlerischen Resultate sind ohne Frage tadellos, aber ich frage mich bei solchen Phänomenen immer wieder: Welche Zeit hat da überhaupt noch jemand, künstlerisch zu reifen, sich auszuprobieren, sich im Repertoire zu positionieren? Ist das nicht auch ein unglaublicher Verlust?
Albrecht: Also zu mir hat der Karajan – ich hatte ja ein Stipendium, um seine Proben mit den Philharmonikern zu hören, und er hatte die Philharmoniker relativ neu übernommen von Furtwängler – und zu mir hat er gesagt, da war er immerhin schon 56 und ein sogenannter Weltstar, mit seiner rauen Stimme: Wissen Sie eigentlich, jetzt weiß ich erst richtig, was Dirigieren ist, mit 56. Also das ist ein Erfahrungsberuf. Begabt ist man, aber was Sie eben sagten, der entscheidende Punkt ist die Reife. Wenn jemand … Ich hab das auch gemacht, dass man von Termin zu Termin hetzt und so etwas, man macht es immer, weil man begabt ist, macht es gut oder so was, aber wirklich außergewöhnlich und wirklich ganz – ich will nicht den Ausdruck tief –, aber ganz ausgereift kann das nicht sein. Das gibt kein Körper, kein Geist, kein Herz, kein Blut her.
Hettinger: Beim Durchblättern durch diese 50 Jahrgänge "RIAS stellt vor – Debüt im Deutschlandradio Kultur", da begegnet man sehr, sehr vielen Namen, die mittlerweile ihren Platz auf den internationalen Podien erkämpft haben. Man begegnet aber auch einigen, wo man denkt, ah, ja klar, irgendwo in der zweiten, dritten Reihe untergekommen, und dann aber auch ganz, ganz viele Namenlose. Wenn man die Kritiken heranzieht – ich weiß, das ist ein relativ wenig verlässliches Indiz –, aber wenn man diese Kritiken liest, diejenigen, die so bejubelt wurden, sind nicht identisch mit denen, die es nachher wirklich auf die große Bühne geschafft haben. Haben Sie eine Erklärung dafür, warum da so viele letztlich durch den Rost fallen?
Albrecht: Es gibt ja diesen alten Musikerspruch: Je preiser gekrönt, je durcher gefallen. Also bestimmte Leute sind ausgesprochene Wettbewerbstypen, das hat nicht immer mit Qualität zu tun, sondern ist eine Frage von Nerven et cetera. Dann gibt es andere, die überhaupt nicht für so etwas geeignet sind. Und da muss eben die Balance stehen. Und dazu kommt, man braucht nicht nur Begabung, man braucht eine gute Gesundheit und ein permanentes Training wie ein Leistungssportler. Man muss arbeiten, man muss an sich arbeiten und man muss an seinem Nervenkostüm arbeiten. Jeder hat Nerven – der eine mehr, der andere weniger –, ich habe sehr viel, aber nie merkt das jemand. Und man muss mit seinem Nervenkostüm arbeiten, dass in der Sekunde, wo es drauf ankommt, man in Topform ist. Ich kann Ihnen hundert Beispiele geben von Sängern, wo man nach der ersten Probe denkt, oder Solisten: Meine Güte, das ist aber etwas Fantastisches. Und dann bröselt es langsam weg, und am Konzertabend ist alles nur Soße.
Kassel: Soße ist heute Abend wohl nicht zu erwarten. Gerd Albrecht war das, einer von denen, die in der Reihe "RIAS stellt vor – Debüt im Deutschlandradio" ihren ersten großen öffentlichen Auftritt hatten und heute sehr erfolgreich auch ohne Unterstützung die Massen anlocken. Heute Abend zum Beispiel wird er das Konzert leiten zu 50 Jahren Debüt im Deutschlandradio. Es wird Musik zu hören sein von Verdi, von Weber, von Dvořák, von Debussy, Ravel, Bartok und anderen. Und natürlich werden Sie eine ganze Menge der Künstler, die durch die Reihe berühmt geworden sind, da dann auch erleben können. Sie können das auch im Radio erleben, ausstrahlen werden wir es am Freitagabend.