Ein alternativer Popstar
Die Band "The Jeremy Days" erinnerte Ende der 80er Jahre an britische Pop-Zauberer wie Prefab Sprout oder Aztec Camera. Sie sangen auf Englisch und verkauften von ihrem ersten Album immerhin 150.000 Exemplare. Sänger und Gitarrist Dirk Darmstaedter ging danach eigene Wege. Auf seinem neuen Album "Twenty Twenty" publiziert er nun 20 Songs aus 20 Jahren als Solo-Künstler.
Wenn man böse ist, könnte man Dirk Darmstädters Karriere als One-Hit-Wonder bezeichnen. Sein erster Chart-Erfolg, "Brand New Toy" von The Jeremy Days, 1988 auf Platz elf der deutschen Single-Hitparade, war gleichzeitig sein größter. Doch wer Darmstaedter verstehen will, muss wissen, dass er in jungen Jahren zwar ein gut aussehender Mod war, aber auch eine verletzte Seele mit sich herumtrug.
Die Geschichte des Songwriters Dirk Darmstaedters hat mit Entwurzelung zu tun. Als er fünf Jahre alt war, zog seine Familie berufsbedingt nach New Jersey. Hier ist Darmstaedter - vor allem englischsprachig und sehr zufrieden - aufgewachsen. Die Rückkehr nach Deutschland: ein Schock.
Darmstaedter: "Ich kam als Elfjähriger an einem verregneten Herbsttag in Hamburg-Wellingsbüttel an - aus Amerika und Mitte der 70er-Jahre - und ich dachte, ich sehe meine Freunde nie wieder, ich werde nie wieder in meinem Leben Baseball spielen können, ich spreche diese Sprache eigentlich nicht, und was zur Hölle mache ich hier eigentlich? Wie so ein Alien, der abgesetzt wurde - im Nieselregen und in so einer Schwarzweiß-Welt. Und damals hat mich einfach Popmusik gerettet."
Konkreter wurde die Rettung, als Darmstaedter mit 16 für ein Highschool-Jahr in die alte Heimat USA zurückkehrte, wo er sich mittlerweile auch entfremdet fühlte. Anfang der 80er beschloss er, Musiker und Popstar zu werden.
Darmstaedter: "Mit 16 fuhr ich so in New Jersey, da bin ich aufgewachsen, die Autobahn runter, und es kam im Radio Johnny Marr und die Smiths mit 'This Charming Man' - und war natürlich bis dato eher so ein verzweifelter Teenager..und irgendwie hat der Song alle meine Frage beantwortet. Und ich wusste, das sind meine Leute und ich bin nicht alleine. Und darüber handelt eben dieser Song."
Der Song "Pop Guitars" gibt nicht nur Dirk Darmstaedters Erinnerung an jene Autofahrt mit 16 wieder, sondern ist auch der Art Schlüssel zu seinem neuen Album "Twenty Twenty". Darauf finden sich: 20 Liedern aus 20 Jahren Solokarriere. Songs, die in einer besseren Welt, Hits wären, gezaubert aus Gitarren und sich in die Ohren bohrenden Melodien. Dirk Darmstaedter wollte immer "intelligente Popmusik" machen. Seine Vorbilder: die Beatles, Phil Spector und britischer Gitarren-Pop. Ende der 80er liebten Kritiker und Publikum seine Band The Jeremy Days, die in Deutschland ebenfalls wie eine Art Pop-Alien aus einer fremden Welt wirkte.
Darmstaedter: "Wir waren nie Teil irgendeiner Bewegung. Wir waren sozusagen völlig alleine und so haben wir uns auch immer gefühlt. Besonders in Deutschland. Es waren auch Zeiten, es war so die Zeit nach der Neuen Deutschen Welle - gefühlt hat die Neue Deutsche Welle erst mal alles kaputt gemacht, was hier so war. Es gab nichts, woran wir uns hätten so hochziehen können. So aus Deutschland, was uns so inspiriert hätte. Ist natürlich jetzt Quatsch, es gab damals auch total tolle Sachen, aber das haben wir so nicht gesehen."
Die Geschichte des Songwriters Dirk Darmstaedters hat mit Entwurzelung zu tun. Als er fünf Jahre alt war, zog seine Familie berufsbedingt nach New Jersey. Hier ist Darmstaedter - vor allem englischsprachig und sehr zufrieden - aufgewachsen. Die Rückkehr nach Deutschland: ein Schock.
Darmstaedter: "Ich kam als Elfjähriger an einem verregneten Herbsttag in Hamburg-Wellingsbüttel an - aus Amerika und Mitte der 70er-Jahre - und ich dachte, ich sehe meine Freunde nie wieder, ich werde nie wieder in meinem Leben Baseball spielen können, ich spreche diese Sprache eigentlich nicht, und was zur Hölle mache ich hier eigentlich? Wie so ein Alien, der abgesetzt wurde - im Nieselregen und in so einer Schwarzweiß-Welt. Und damals hat mich einfach Popmusik gerettet."
Konkreter wurde die Rettung, als Darmstaedter mit 16 für ein Highschool-Jahr in die alte Heimat USA zurückkehrte, wo er sich mittlerweile auch entfremdet fühlte. Anfang der 80er beschloss er, Musiker und Popstar zu werden.
Darmstaedter: "Mit 16 fuhr ich so in New Jersey, da bin ich aufgewachsen, die Autobahn runter, und es kam im Radio Johnny Marr und die Smiths mit 'This Charming Man' - und war natürlich bis dato eher so ein verzweifelter Teenager..und irgendwie hat der Song alle meine Frage beantwortet. Und ich wusste, das sind meine Leute und ich bin nicht alleine. Und darüber handelt eben dieser Song."
Der Song "Pop Guitars" gibt nicht nur Dirk Darmstaedters Erinnerung an jene Autofahrt mit 16 wieder, sondern ist auch der Art Schlüssel zu seinem neuen Album "Twenty Twenty". Darauf finden sich: 20 Liedern aus 20 Jahren Solokarriere. Songs, die in einer besseren Welt, Hits wären, gezaubert aus Gitarren und sich in die Ohren bohrenden Melodien. Dirk Darmstaedter wollte immer "intelligente Popmusik" machen. Seine Vorbilder: die Beatles, Phil Spector und britischer Gitarren-Pop. Ende der 80er liebten Kritiker und Publikum seine Band The Jeremy Days, die in Deutschland ebenfalls wie eine Art Pop-Alien aus einer fremden Welt wirkte.
Darmstaedter: "Wir waren nie Teil irgendeiner Bewegung. Wir waren sozusagen völlig alleine und so haben wir uns auch immer gefühlt. Besonders in Deutschland. Es waren auch Zeiten, es war so die Zeit nach der Neuen Deutschen Welle - gefühlt hat die Neue Deutsche Welle erst mal alles kaputt gemacht, was hier so war. Es gab nichts, woran wir uns hätten so hochziehen können. So aus Deutschland, was uns so inspiriert hätte. Ist natürlich jetzt Quatsch, es gab damals auch total tolle Sachen, aber das haben wir so nicht gesehen."
Darmstaedter blieb zwölf Jahre bei Tapete
Nach fünf Alben in neun Jahren lösten sich The Jeremy Days 1996 auf. 1997 erschien unter dem Namen "Cassity" Dirk Darmstaedters Solodebüt auf dem alten Label Universal, das seinen Songwriter jedoch nach dem ersten Alleine-Werk entließ. Mit dem seelenverwandten Hamburger Musiker Niels Frevert, früher bei Nationalgalerie, und Gunther Buskies, gründete ausgerechnet der Deutsch-Amerikaner Darmstaedter 2002 ein Label, das deutschsprachige Popmusik entscheidend fördern sollte. Bei Tapete erschienen neben Alben von Frevert und Darmstaedter auch Bands wie Erdmöbel, 1000 Robota, Tele, Superpunk oder Die höchste Eisenbahn. Dirk Darmstaedter erinnert sich an
"die Widrigkeiten, die da waren, deutschsprachige Musik rauszubringen und zum Beispiel in die Radios zu bekommen. Ich weiß noch, wie wir mit einer Tele-Single, Gunther und ich, wochenlang rumgefahren sind, um zu versuchen, dem Bayerischen Rundfunk und den großen Radiostationen zu erklären, warum das total wichtig und tolle Popmusik ist - und das könnte doch laufen. Das war noch die Zeit vor 'Wir sind Helden', wo uns einfach immer wieder gesagt wurde, ne wir haben da genaue Marktforschung betrieben und irgendwie 73 Prozent aller Bundesbürger schalten sofort ab, wenn jemand in deutsch was singt … wo du dir an den Kopf fasst."
Zwölf Jahre blieb Dirk Darmstaedter bei Tapete. Doch das selbstausbeuterische Geschäft als Labelmacher machte den Künstler Darmstaedter auf Dauer müde. Vor drei Jahren zog er sich bewusst in eine noch kleinere Welt des Nur-noch-Songwriters und Solokünstlers zurück.
Dirk Darmstaedter, Deutschlands ehemalige Popstar-Hoffnung, produziert seine Alben heute im Heimstudio und geht meist alleine auf Tour. Seine beiden Kinder, die er früh mit Mitte 20 bekam, sind mittlerweile aus dem Haus. Mit Anfang 50 wirkt er mit seinem neuen, puristischen Singer-Songwriter-Leben äußerst sehr zufrieden.
Darmstaedter: "Vielleicht ist eines der Sachen, die ganz gut sind am Älterwerden, ist, dass man sich manchmal ein bisschen leichter von Dingen trennen kann. Ich muss mich immer mehr auf die Sachen konzentrieren, die mir am wichtigsten sind. Und die sind und waren immer: Songs schreiben, sie aufnehmen und dann auf Tour gehen. Das ist eigentlich, bis auf meine Familie und guten Kaffe trinken, das ist das Einzige, was mich wirklich interessiert. Das Wichtige ist: Wo ist der nächste Song und wie soll der Bass klingen?"
"die Widrigkeiten, die da waren, deutschsprachige Musik rauszubringen und zum Beispiel in die Radios zu bekommen. Ich weiß noch, wie wir mit einer Tele-Single, Gunther und ich, wochenlang rumgefahren sind, um zu versuchen, dem Bayerischen Rundfunk und den großen Radiostationen zu erklären, warum das total wichtig und tolle Popmusik ist - und das könnte doch laufen. Das war noch die Zeit vor 'Wir sind Helden', wo uns einfach immer wieder gesagt wurde, ne wir haben da genaue Marktforschung betrieben und irgendwie 73 Prozent aller Bundesbürger schalten sofort ab, wenn jemand in deutsch was singt … wo du dir an den Kopf fasst."
Zwölf Jahre blieb Dirk Darmstaedter bei Tapete. Doch das selbstausbeuterische Geschäft als Labelmacher machte den Künstler Darmstaedter auf Dauer müde. Vor drei Jahren zog er sich bewusst in eine noch kleinere Welt des Nur-noch-Songwriters und Solokünstlers zurück.
Dirk Darmstaedter, Deutschlands ehemalige Popstar-Hoffnung, produziert seine Alben heute im Heimstudio und geht meist alleine auf Tour. Seine beiden Kinder, die er früh mit Mitte 20 bekam, sind mittlerweile aus dem Haus. Mit Anfang 50 wirkt er mit seinem neuen, puristischen Singer-Songwriter-Leben äußerst sehr zufrieden.
Darmstaedter: "Vielleicht ist eines der Sachen, die ganz gut sind am Älterwerden, ist, dass man sich manchmal ein bisschen leichter von Dingen trennen kann. Ich muss mich immer mehr auf die Sachen konzentrieren, die mir am wichtigsten sind. Und die sind und waren immer: Songs schreiben, sie aufnehmen und dann auf Tour gehen. Das ist eigentlich, bis auf meine Familie und guten Kaffe trinken, das ist das Einzige, was mich wirklich interessiert. Das Wichtige ist: Wo ist der nächste Song und wie soll der Bass klingen?"