Dirk von Gehlen: Meta! Das Ende des Durchschnitts
Matthes Seitz Verlag, Berlin 2016
180 Seiten, 32,00 Euro
Warum Facebook und Co. ihre Algorithmen offenlegen sollten
Dirk von Gehlens Buch ist ein Experiment: "Meta! Das Ende des Durchschnitts" erscheint als gedrucktes Buch, E-Book und Podcast. Darin beschreibt er, wie die Digitalisierung für personalisierte Produkte sorgt. Gleichzeitig fordert er, dass die großen Tech-Firmen ihre Algorithmen verraten.
Dirk von Gehlen ist Leiter "Social Media/Innovation" bei der "Süddeutschen Zeitung" und stellt sich immer wieder Fragen zur Veränderung der Welt durch die Digitalisierung. Sein neues Buch ist experimentell: Es erscheint in unterschiedlichsten Ausgaben, unter anderem als Pdf, als Podcast und ganz klassisch als gedrucktes Buch.
Diese Formenvielfalt scheint mit dem Inhalt zu korrespondieren, mit der Frage, welche individuellen Entfaltungsmöglichkeiten die Digitalisierung ermöglicht. Oder anders: Wie die Digitalsierung Alternativen zur "Kultur des Durchschnitts" schafft, wie von Gehlen sie erkennt.
Die Produkte des 21. Jahrhunderts sind personalisiert
"Kultur des Durchschnitts" klingt, als müssten wir den Durchschnitt loswerden. Ist was verkehrt an ihm? Dirk von Gehlen meint:
"Zunächst mal geht es gar nicht um gut oder schlecht, sondern es geht um eine Beschreibung einer Entwicklung, die den Durchschnitt zu einem Ende führt oder zumindest ein anderes Prinzip ergänzt, das mindestens genauso wichtig ist. Das will ich gar nicht bewerten, sondern nur verstehen. Das Prinzip dahinter ist, dass wir in der analogen Welt des 20. Jahrhunderts ein Durchschnittsprodukt für alle erstellen mussten und in der digitalen Welt des 21. Jahrhunderts können sich die Produkte sehr viel stärker als bisher an den Empfängern orientieren und personalisiert daherkommen."
Lohnt es sich denn auch, an bestimmten Stellen den Durchschnitt zu bewahren?
"In jedem Fall geht es um das, was man vielleicht die freiheitlich demokratische Grundordnung nennen kann, dass alle Entwicklungen sich daran orientieren müssen, dass wir eine freiheitlich demokratische Grundstruktur erhalten wollen. Und das ist auch etwas, was wir in der Diskussion um Filterblasen, um die eingeschränkte Wahrnehmung in der Diskussion mit amerikanischen, großen Internetkonzernen führen müssen, dass wir die dazu zwingen, ihre Algorithmen offen zu legen. Dass sie das tun, was wir mit Beginn des 20. Jahrhunderts in der Diskussion um den Pressekodex mal hatten, dass auch da die großen Akteure, damals waren das Zeitungen, gezwungen wurden, sich auf gewisse Standards zu einigen, genau diesen Prozess müssen wir jetzt mit den Digitalkonzernen des Silicon Valleys führen."