Diskussion um Böllerverbot in Großstädten

Verbieten, was Freude macht?

Mit einem Feuerwerk sind die Feiern zum Tag der Deutschen Einheit zu Ende gegangen
Das größte Feuerwerk des Landes gibt es jedes Jahr zu Silvester am Brandenburger Tor. © dpa
Markus Katterle im Gespräch mit Axel Rahmlow · 21.12.2018
Die Deutschen jagen zum Jahreswechsel bis zu 150 Millionen Euro in die Luft. Sie setzen damit immense Mengen an Feinstaub frei. An bestimmten Orten sollen nun extra Böller-Zonen eingerichtet werden - durchaus richtig, meint Profi-Feuerwerker Markus Katterle.
Die Deutsche Umwelthilfe warnt vor einer hohen Feinstaubbelastung zu Silvester und fordert deswegen, dass Feuerwerke aus belasteten Innenstädten an den Stadtrand verlagert werden. Auch der Berliner Naturschutzbund (NABU) weist auf die "fatalen Folgen" für die Natur hin.
Laut Bundesumweltamt jagen die Deutschen zum Jahreswechsel bis zu 150 Millionen Euro mit Feuerwerk in die Luft und setzen dabei rund 4500 Tonnen Feinstaub frei. Das entspricht etwa 15 Prozent der Menge, die jährlich im Straßenverkehr abgegeben wird. Hinzu kommt, dass es jedes Jahr Dutzende Verletzte durch Feuerwerkskörper gibt, manchmal sogar Tote. Markus Katterle, Spezialist für Großfeuerwerke, kann verstehen, dass Städte und Kommunen darüber nachdenken, das nur noch an bestimmten Orten zuzulassen:
"Wenn da sehr viele Menschen auf einer Stelle sind, dann wird's natürlich auch gefährlich, wenn man ein paar Uneinsichtige dazwischen hat, die Blödsinn machen. Und insofern bin ich absolut nicht dagegen, solche Zonen einzurichten. Und wir als Profi-Feuerwerker würden uns natürlich auch freuen, für Städte Inszenierungen zu machen, die viele Menschen sehen können - anstatt dass überall rumgeballert wird."

99 Effekte für 19,99 Euro?

Katterle hat unter anderem in Berlin bei der Fußball-WM 2006 und beim Jubiläum zur deutschen Einheit für Raketenzauber gesorgt. Er berät und verkauft auch Böller an Privatleute:
"Wir vertreiben sehr viel kleinere Hersteller, die sehr viel spezielleres Material machen, was wir zum Teil auch für Profi-Einsätze verwenden. Wir verkaufen auch nicht 99 Effekte für 19,99 Euro. Da kann jeder an fünf Fingern abzählen, was da drin ist und welche Arbeitsbedingungen dafür notwendig sind. Insofern versuchen wir da, ein bisschen mehr in Richtung Feuerwerkskultur zu gehen – anstatt Böllerei."
(cosa)
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