"Das Theater hat sich immer verändert"
Ein Museumskurator als Nachfolger von Frank Castorf in Berlin? - Anja Dirks spricht über die zeitgemäße Präsentation von Kunst und über das Theater der Gegenwart. Es müsse antworten auf die Zeit, in der es aktiv ist, so die Festivalleiterin.
Haben Intendanten vom alten Schlag endgültig ausgedient? - In Berlin liegen die Nerven jedenfalls mal wieder blank. Claus Peymann, noch Intendant des Berliner Ensembles, teilte wieder kräftig aus gegen Kulturstaatssekretär Tim Renner. In einem Interview in der Zeit sagte er: "Die Umwelt wird nicht nur durch Atomkraftwerke zerstört, sondern auch durch Leute wie Renner, die kulturellen Mist produzieren."
Aufregung um Castorf-Nachfolge
Eine Wut, die offenbar nicht nur etwas damit zu tun hat, dass Renner es Claus Peymann nicht ermöglichte, einen eigenen Nachfolger fürs BE zu benennen, sondern auch damit, dass nun als Nachfolger für Frank Castorf an der Berliner Volksbühne der Name von Chris Dercon ins Spiel gebracht wurde. Schließlich ist Dercon Museumskurator, der derzeitige Leiter der Londoner Tate Modern, und kein Mann des Theaters.
Aber sind es wirklich die Kuratoren, von denen die größte Gefahr für die deutschsprachige Theaterlandschaft ausgeht? Eine Frage, die am 11. und 12. April ausführlich in Mühlheim diskutiert wird. Dort findet schließlich die Konferenz "Show me the World" – das Internationale Kuratorinnen- und Kuratorentreffen aus dem Tanz- und Theaterbereich statt.
Die Ethik des globalen Kuratierens
Zu den aus aller Welt eingeladenen Gästen zählt auch Anja Dirks. Sie leitete von 2009 bis 2014 das Festival Theaterformen in Braunschweig und Hannover. Seit September letzten Jahres steht sie dem Belluard Festival in Fribourg in der Schweiz vor und sucht auch hierfür internationale Künstler und Theatergruppen.
André Mumot hat mit ihr über eine Ethik des globalen Kuratierens gesprochen und über die Aufregung um die Castorf-Nachfolge. "Das Theater hat sich immer verändert, es muss ich entwickeln, es muss antworten auf die Zeit, in der es aktiv ist", so Anja Dirks: "Ich glaube, es ist einfach unvermeidbar, dass in einer Zeit des Internets und der Klicks auch die Theater anders reagieren, anders in ihrer Programmgestaltung unterwegs sein müssen."