Den Menschen eine Perspektive geben
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Lockern oder nicht? Der Sieben-Tage-Inzidenzwert ist ein entscheidender Faktor in der Bekämpfung der Pandemie. Grüne und FDP fordern jetzt ein Umdenken: Ein Stufenplan soll weitere Faktoren berücksichtigen - und lokal angepasst werden.
Wie viele Menschen infizieren sich pro 100.000 Einwohner neu mit dem Coronavirus? Die Beantwortung dieser Frage ist seit Monaten ein Leitfaktor bei der Bekämpfung der Pandemie.
Doch die Orientierung an dieser Zahl ist umstritten. Jetzt haben Berliner Amtsärzte ein Umdenken gefordert und an den Berliner Senat geschrieben: Es sei "nicht zielführend, Eindämmungsmaßnahmen an Inzidenzen von 20/35/50" zu koppeln.
Auch Janosch Dahmen von den Grünen, Mitglied im Gesundheitsausschuss, hält den Inzidenzwert für einen wichtigen, aber nicht den einzigen Faktor bei der Bekämpfung der Pandemie. Grüne und FDP forderten deswegen, in einem Stufenplan auch weitere Faktoren zu berücksichtigen.
Das Schauen auf die Inzidenz reicht nicht
Das wären zum Beispiel die Fragen: Welche Altersgruppen sind betroffen? Wie ist die Auslastung der Intensivstationen? Um was für ein Infektionsgeschehen handelt es sich? Auch entsprechende Hygiene- und Schutzkonzepte müssten mit einfließen, sagt Christine Aschenberg-Dugnus, gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion und ebenfalls Mitglied im Gesundheitsausschuss: "Das alleinige Schauen auf die Inzidenz ist der völlig falsche Ansatz."
Inzidenz- und R-Wert seien jedoch weiterhin wichtig – vor allem im Kontext der zunehmenden Mutationen des Virus, sagt Dahmen.
"Das sehen die Menschen nicht mehr ein"
"Wir müssen den Menschen eine Perspektive geben", sagt Aschenberg-Dugnus. Ein bundesweiter, pauschaler Lockdown sei dabei die falsche Denkweise. Es gebe Landkreise mit einer Inzidenz unter 35, in denen Menschen nur eine Person treffen dürften: "Das sehen die Menschen nicht mehr ein. Deswegen brauchen wir einen bundesweiten Stufenplan, der aber dann regional umgesetzt wird", sagt Aschenberg-Dugnus.
(sed)