Vielfalt fängt im Kopf an
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Damit sich so ein Fehlgriff wie kürzlich bei der WDR-Sendung "Die letzte Instanz" nicht wiederholt, ist Vielfalt in den Medienhäusern dringend geboten. Doch dafür müssen sich Bewusstsein, Strukturen und Prozesse ändern.
"Guter Wille alleine reicht nicht", sagt die Journalistin Hadija Haruna-Oelker vom Verein Neue Deutsche Medienmacher*innen. Um Fortschritte bei der Gleichbehandlung aller Menschen und Lebensentwürfe zu erzielen, sei ein Kulturwandel in den Medienhäusern nötig. Noch seien die Redaktionen zu homogen, weshalb es immer wieder zu Fehlgriffen komme wie kürzlich bei der WDR-Sendung Die letzte Instanz, bei der sich ausschließlich nicht von Rassismus Betroffene über die Empfindlichkeit von Betroffenen unterhielten.
Eine diverse Zusammensetzung in den Medienhäusern sorge fast automatisch dafür, dass sich ein anderer Blick auf die Themen- oder Gästeauswahl einstelle, sagt Haruna-Oelker. Dies hänge mit der Sozialisation von Menschen mit Diversitätsmerkmalen zusammen.
Diversitätsbewusstsein könne aber auch erlernt werden, sagt sie. Das müsste ohnehin zum journalistischen Handwerk gehören, schließlich soll die Berichterstattung objektiv und ausgewogen erfolgen, so Haruna-Oelker.
Neue Strukturen und Prozesse sind nötig
Um mehr Vielfalt in den Institutionen zu erreichen, müsse man zunächst ein Bewusstsein für sichtbare und versteckte Diversitätsmerkmale entwickeln. Es gehe also nicht nur um Journalistinnen und Journalisten mit Migrationsgeschichte, sondern auch um queere Menschen oder Medienschaffende mit Behinderung. Darüber hinaus müsse man neue Strukturen und Prozesse etablieren, um diesen Menschen den Zugang zu ermöglichen.
Damit das alles aber funktioniere, müsse der Mittelbau mitgenommen werden, sagt die Journalistin: "Wenn von oben das Ziel und der Wunsch da sind und von unten diejenigen unterstützt werden, die das vorantreiben wollen, dann braucht es die mittleren Führungskräfte, die verdammt viel verändern müssen, um diese Strukturen durchlässiger zu machen."
(ckr)