Frauen als das neue China
"Frauen sind das neue China", sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche - und meinte damit, dass zunehmend Frauen die Kaufentscheidung für ein Auto treffen. Dass sich das auch im Unternehmen spiegelt, dafür ist Diversity-Managerin Ursula Schwarzenbart zuständig.
Verglichen mit anderen Automobilherstellern steht Daimler gar nicht so schlecht da, was die Anzahl der Frauen in Führungspositionen angeht. 14 Prozent sind es im mittleren und im oberen Management. Und bei Daimler gibt es im Unterschied zu den meisten anderen Autoherstellern seit 2011 mit der früheren Verfassungsrichterin Christine Hohmann-Dennhardt eine Frau im Vorstand.
Und dann gibt es Ursula Schwarzenbart. Sie ist in dem Unternehmen seit 2006 das sogenannte Diversity Management zuständig. Sie soll also die Vielfalt organisieren. Vielfalt bedeutet Vielfalt der Generationen, aber auch der Nationen und natürlich Vielfalt der Geschlechter. Und dabei beruft sie sich auf einen Satz von Vorstandschef Dieter Zetsche, der beim ersten Hinhören ein wenig merkwürdig klingt: "Frauen sind das neue China".
"Was er damit meint, ist, dass der Anteil der Frauen, die Autos kaufen, wahnsinnig wächst. Selbst in Deutschland sind es jetzt über 32 Prozent, in den USA sind es über 60 - und 65 Prozent aller Kaufentscheidungen werden von Frauen zumindest beeinflusst. Und insofern ist es wichtig, dass wir das, was die Kunden von uns möchten, dass wir das auch im Unternehmen spiegeln"
Frauen nicht nur in weichen Themenbereichen
Natürlich sei Diversity auch bei Daimler mehr als eine Verbesserung der Frauenquote, aber wenn das mit den Frauen nicht klappe, sagt sie, dann seien auch die anderen Handlungsbereiche von Diversity kaum hinzubekommen: Generationen-Vielfalt, Nationen-Vielfalt, vielfältige Lebensentwürfe und alle unter dem Mercedes-Stern.
"Wir sind gestartet mit Gender Diversity und haben uns das auch zu unserem ersten Schwerpunktthema gemacht, weil Dr. Zetsche schon damals zu Recht gesagt hat, wenn Sie in dem Genderthema nichts bewegen, dann bewegen Sie in keiner andere Diversity-Dimension etwas."
Also muss sie etwas bewegen. Das Ziel lautet: Bis 2020 nicht 14, sondern 20 Prozent Frauen in Führungspositionen. Auf ihrer Ebene, eine Etage unter dem Vorstand, berichtet sie, gibt es inzwischen schon eine ganze Reihe von Frauen, und zwar nicht nur in den eher weichen Themenbereichen wie Compliance, Personal oder Kultursponsoring, sondern auch wenn ganz hart und trocken um Technik geht:
"Wir haben eine Dame, die sich um das Thema Elektrik, Elektronik kümmert im Forschungsbereich, wir haben eine Dame die in der Türkei die Busproduktion leitet."
Die Frage nach den Kosmetikspiegeln auf der Fahrerseite
Und dann wurde vor ein paar Wochen die 35-jährige Bettina Fetzer zur Leitern der Produktkommunikation berufen. Sie ist künftig für die Vorstellung der neuen Modelle zuständig und dafür, den meist männlichen Motorjournalisten aus aller Welt zu erklären, warum die Technik von Mercedes besser ist als andere.
Die Berufung hat nicht nur bei den Journalisten, sondern auch im Hause für Stirnrunzeln gesorgt. "Na und" sagt dazu Ursula Schwarzenbart:
"Es gibt genauso diejenigen, die sagen, das ist eine wunderbare Geschichte, weil es ist ja nirgends geschrieben steht, dass sich nur Männer für Technik interessieren dürfen. Wir besetzen die Stellen nach Qualifikation und Leistung und ich bin der festen Überzeugung, dass in einer Kommunikationsstelle eine Frau, die über Technik redet nicht nur eine ganz andere Aufmerksamkeit bekommt, sondern auch einen fantastischen Job machen wird."
Als Schwarzenbart 1989 Personalleitern in der PKW-Entwicklung war, berichtet sie, habe sie einmal den Entwicklungschef gefragt, warum es bei Mercedes eigentlich keine Kosmetikspiegel auf der Fahrerseite gebe. Er habe ihr in breitem Dialekt geantwortet: Da sitzt der Mann und der ist immer schön. Inzwischen haben alle Mercedes Kosmetikspiegel auf der Fahrerseite, inzwischen ist die Weltfrauenkonferenz in Peking 20 Jahre her, die Einführung der Diversity Beauftragten bei Daimler zehn Jahre. Und ihre Prognose für das Jahr 2026 lautet:
"Ich hoffe sehr, dass wir als Daimler in zehn Jahren keine Frauenquote mehr haben, weil es für uns eine Selbstverständlichkeit sein wird, weil die die 25 oder 30 Prozent in Führungspositionen haben werden. Und ich bin mir auch sicher, dass wir dann einen deutliche gemischteren Vorstand haben, nicht nur Männer und Frauen, sondern auch Menschen mit einem deutlich internationaleren Hintergrund."