"Der Rainaldo hat da natürlich Allergrößtes geleistet"
Der frisch gekürte Georg-Büchner-Preisträger Rainald Goetz und DJ WestBam sind alte Partykumpels. Wie sie sich kennengelernt haben und was sie verbindet, hat uns WestBam höchstpersönlich erzählt.
Der Schriftsteller Rainald Götz bekommt den Büchner-Preis. Der Büchner-Preis ist der höchstdotierte Deutsche Buchpreis, mit 50.000 Euro! Viele halten ihn deswegen auch für den bedeutendsten. Und Rainald Goetz? Der daueraufgeregte Pop-Intellektuelle, der Stirnaufritzer vom Bachmann-Preis, der Suhrkamp-Getreue, der RAVE-Beschreiber – das ist natürlich eine Riesenehre für ihn.
Und in gewisser Weise auch für die Techno-Musik, deren intellektueller Botschafter Goetz immer war. Seinem Freund, dem Techno-Urgestein DJ WestBam alias Maximilian Lenz, soll Goetz auch schon mal den Plattenkoffer getragen haben.
Lenz wies das im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur aber in den Bereich des Anekdotischen – "ich glaube, er hat mal einen Plattenkoffer aus dem Auto geholt für mich". Und dabei sei ein Foto entstanden. Das war's.
Kennengelernt habe man sich, weil einige junge Berliner Intellektuelle den Autor Rainald Goetz von der richtigen Musik überzeugen wollten. "Also, ich habe das erste Mal von Rainald in meinen intellektuellen New-Wave-Punk-Kreisen gehört", sagte Lenz.
"Die ganz falsche Musik"
Er selbst – WestBam – habe in den 90er-Jahren in Intellektuellen-Kreisen sozusagen "die ganz falsche Musik" verkörpert. Er sei "so ein bisschen das rote Tuch für Germanistik-Studenten, die Techno gehört haben", gewesen. Das wiederum habe Rainald Goetz neugierig gemacht. Lenz sagte:
"Und darüber haben wir uns angefreundet. Und ich habe dann gelernt, dass all diese Germanistik-Studenten falsch liegen, was den Rainald angeht." Tatsächlich wurde Goetz ein ausgesprochener Techno-Fan, der mit WestBam auch bei der Love Parade auf dem Truck mitfuhr.
Die Freundschaft habe sich erhalten, sagte Lenz. "Er ist so ziemlich der einzige Freund, zu dem ich so was wie einen sozialen Kontakt über die Jahre gehalten habe. Und wir treffen uns jetzt mit schöner Regelmäßigkeit seit Jahren."
"Etwas, was in der Literatur fast unmöglich ist"
Seine schriftstellerische Arbeit lobt er aufs Höchste: "Der Rainaldo hat da natürlich Allergrößtes geleistet, weil ich glaube (…), der Rainald versucht ja so etwas, was in der Literatur fast unmöglich ist, nämlich den glücklichen Moment."
Normalerweise lasse die Literatur "ab da, wo es toll ist, (…) den Vorhang fallen". meinte Lenz. "Und sie lebten glücklich bis in alle Tage. Aber der Rainald hat versucht, diesen glücklichen Moment zu beschreiben. Und das ist natürlich toll."