Raphaela Gromes, Violoncello
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Nicholas Carter
Lust auf großen Celloklang
69:49 Minuten
Raphaela Gromes hat das Cellospiel in ihrer DNA: beide Ihrer Eltern sind professionelle Cellisten. Nun hat sie spätromantisches Repertoire von Robert Schumann, Richard Strauss und Julius Klengel eingespielt.
Zwei cellospielende Eltern - Raphaela Gromes ist mit und durch das Instrument groß geworden. Inzwischen hat sie selbst eine internationale Karriere gestartet.
Zu Beginn spielt Gromes die Romanze von Richard Strauss, die ihr Vater immer wieder gespielt hat. Der warme, gesangliche Klang seines Spiels war lange ihr Ideal. "Als ich das Stück dann selbst spielen konnte, war das eine Erfüllung für mich. Das Stück hat solche weiten Melodiebögen, die ganz innig und jugendlich verliebt sind, dann aber auch die temperamentvollen, virtuosen, verspielten und humorvollen Teile, auftrumpfende. In dem Stück ist alles angelegt, was man sich musikalisch wünschen könnte."
In der Einspielung präsentiert Raphaela Gromes das Cellokonzert von Julius Klengel, geboren 1859 in Leipzig, wo er bis 1933 auch lebte. Er stammt, wie die junge Interpretin, aus einer Musikfamilie. Man könnte schon von einer Leipziger Klengel-Dynastie sprechen, denn 1924 spielten sieben Klengls im Gewandhausorchester. Ab 1881 stand Julius der Cellogruppe also führender Solocellist des Orchester vor.
Der virtuose Cello-Komponist
Selbstverständlich hat er viel für sein Instrumente komponiert, neben Scherzi und Suiten auch das groß angelegte Konzert in a-moll, das wahrscheinlich in den 1890er Jahren entstand. Es sei voller schwelgerischer Melodien mit mendelssohnscher Leichtigkeit, sagt die Cellistin, "mit einer Virtuosität, die nur ein Cellist haben kann, das es so in den Fingern liegt!"
Solche Läufe würde sich kein Komponist trauen, der nicht selbst Cello spiele, meint die Interpretin. Er beherrschte das Cello, wie Liszt oder Chopin das Klavier. Er komponierte "süffige, mitreißende, berührende Spätromantik", weit weg von jeder Modernität der Jahrhundertwende.
Konzertschlummer in der Bibliothek
Klengel verbindet Gromes mit einer Tournee als 18jährige, auf der sie einen Hymnus von Klengel spielte, der 12 für Celli gesetzt ist. Das Werk war so eingängig, dass sie sich daraufhin gezielt auf die Suche nach weiterem Repertoire machte. So stieß sie auf die vier Cellokonzerte Klengels.
Das dritte ist unbekannt. Bisher hatte niemand diese Musik auf CD gebannt. Das lag daran, dass es in der Staatsbibliothek in Berlin ruhte, als unveröffentlichtes Manuskript. Und so wurde dieses Konzert extra für die Einspielung editiert.
Robert Schumann habe nicht so ideal in die Cellisten-Finger komponiert, gibt Gromes an. "Ein paar Läufe liegen etwas ungünstig." Aber das Konzert sei für sie die "größte Musik für das Cello, die es gibt. Es macht immer eine große Freude, das zu spielen."
Emotionales Auf und Ab
Das Konzert entstand nach der Ankunft der Schumanns in Düsseldorf, wo sie euphorisch begrüßt wurden. Doch die dipolaren Stimmungsschwankungen nahmen zu. Diese würde man im Konzert auch antreffen, meint Raphaela Gromes. Besonders berührend findet sie den zweiten Satz. Der sei ganz frei von Schmerz, gerade in seinem wundervollen Dialog zwischen ihrem Solopart und dem Solocellisten des Orchesters.
Richard Strauss
Romanze für Violoncello und Orchester F-Dur
Romanze für Violoncello und Orchester F-Dur
Julius Klengel
Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 3 a-Moll op. 31
Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 3 a-Moll op. 31
Robert Schumann
Konzert für Violoncello und Orchester a-Moll op. 129
Konzert für Violoncello und Orchester a-Moll op. 129
Aufnahmen vom April 2018 im Haus des Rundfunks in der Masurenallee