Unternehmer als Kämpfer für einen humanen Kapitalismus
Götz Werner leitete bis 2008 die größte Drogeriekette Deutschlands, die dm-Drogerie-Märkte.* Heute setzt er sich für das bedingungslose Grundeinkommen ein und sagt: "Man verdient nicht trotz der Menschen das Geld, sondern wegen der Menschen."
Der Anthroposoph Götz Werner tritt für ein bedingungsloses Grundeinkommen ein: "Das Einkommen ist nicht der Lohn der Arbeit, sondern die Ermöglichung der Arbeit. Das ist eine kopernikanische Denkwende."
Er hat keine Sorge, dass dann niemand mehr arbeiten wolle. "Ganz im Gegenteil. Wir hätten eine viel bessere Situation. Es würde dann niemand mehr im Drogeriemarkt arbeiten, weil er muss, sondern alle würden im Drogeriemarkt arbeiten, weil sie wollen. Das wäre ein Riesenunterschied."
Schon heute gäbe es sehr viele Menschen, die Einkommen aus anderen Quellen als aus unmittelbarer Arbeit haben, beispielsweise durch Erbschaft, Vermietung oder Verpachtung. Dann gebe es noch die vielen Menschen, die ehrenamtlich arbeiteten:
"Und das ist, was eigentlich die Gesellschaft trägt. Es wird ja in unserer Gesellschaft viel mehr ehrenamtliche Tätigkeit geleistet – besonders im sozialen Bereich – als bezahlte Tätigkeit. Und warum können die das unbezahlt machen? Weil sie einen Sinn in der Arbeit sehen."
Eigenverantwortung trägt die meisten Früchte
In seinem Unternehmen machte er die Erfahrung, dass Selbstführung und Eigenverantwortung der Mitarbeiter die meisten Früchte trägt, weil die Mitarbeiter einen Sinn in der Arbeit sehen. Sein anthroposophisches Menschenbild beschreibt er so:
"Durch die Anthroposophie – das heißt ja: die Weisheit des Menschen – beschäftigt man sich systematisch mit dem, was eigentlich das Menschsein bedeutet. Und wenn man mit Menschen zusammen arbeitet – und das tut man ja eigentlich immer – dann ist es gut, wenn man Menschen gut versteht. Wenn man sich bemüht zu fragen, was eigentlich das Menschsein bedeutet. Je besser ich das verstehe, desto besser kann ich auf Menschen eingehen, ob es Kollegen sind, Kunden oder Lieferanten."
Daher spricht Götz Werner auch nicht von Personalkosten, sondern von Mitarbeiter-Einkommen, nicht von Auszubildenden, sondern von Lernlingen. Es brauche "Welt-Interesse und Menschen-Interesse", dann finde man immer neue Anregungen.
Götz Werner: "Man verdient nicht trotz der Menschen das Geld, sondern wegen der Menschen."
*An dieser Stelle stand, dass Götz W. Werners Sohn das Geschäft übernommen hat. Korrekt ist aber, nach Angaben der Pressestelle von dm, dass Werner das operative Geschäft an seinen Nachfolger Erich Harsch als Vorsitzender der Geschäftsführung von dm-drogerie markt übergeben hat. Sein Sohn Christoph Werner ist seit 2011 Mitglied der dm-Geschäftsführung und Verantwortlich für das Ressort Marketing + Beschaffung.