Dmitrij Kapitelman: "Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters"
Hanser Verlag, Berlin 2016
288 Seiten, 20 Euro
Und plötzlich haben alle diesen Fleck
Der Journalist, Autor und Musiker Dmitrij Kapitelman hat seinen Debutroman vorgelegt. Im schnoddrigen Ton erzählt er darin unter anderem von einer Reise nach Israel mit seinem Vater und der Suche nach ihren jüdischen Wurzeln.
Nach 1991 haben über 200.000 jüdische Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion deutsche Pässe bekommen. Dmitrij Kapitelman war acht Jahre alt, als er im Schlepptau seiner Eltern die Ukraine verließ. Doch das Gefühl, in Deutschland angekommen zu sein, wollte sich eine Ewigkeit nicht einstellen - trotz Studium und Journalistenschule, trotz Geschäftsgründung der Eltern.
Nun hat der Journalist, Autor und Musiker einen Roman geschrieben, der sich mit dem Gefühl beschäftigt, illegitim zu sein. Es geht um eine "Art von Illegitimität", gegen die sich auch nichts unternehmen lasse, sagte Kapitelman im Deutschlandradio Kultur.
Hinzu kam sein Problem mit dem Judentum, in dem er ohne jüdische Mutter auch "mehr oder weniger" illegitim sei. Das alles wurde in ihm zu einem "gefährlichen Gemisch": "Zum Schreiben natürlich toll – muss man aber auch erst mal aushalten".
"Gebets-Quickie" im Dönerbestellungstempo
Im Buch reisen sein Vater, ebenfalls ein Illegitimer, und er nach Israel – und es kommt zu absurden Situationen, wie zum Beispiel einem "Gebets-Quickie" – "im Tempo einer Döner-Bestellung".
Kapitelmans Sprache ist oft schnoddrig: "Es war nicht leicht, dieses Buch zu schreiben, es war aber auch nicht so, dass mein Lektor mich ermahnen musste, mehr Witze einzubauen. Es ist einfach der Ton, der mir gehört."
Am Ende war die Reise für Sohn und Vater "heilsam". Der habe sich in Israel endlich legitim und sicher fühlen dürfen, berichtet der Sohn: Man könne sich das vielleicht gar nicht so richtig vorstellen, wie es sei, das ganze Leben einen Fleck an sich zu haben, sagte Kapitelman:
"Und plötzlich ist man in einem Land, wo jeder diesen Fleck hat."