Mit dem Pferd nach Kassel
Am ersten documenta-Wochenende in Athen sorgen vor allem vier Pferde für Aufsehen. Wer nicht wie Bundespräsident Steinmeier das Glück hat, die Kunstschau erklärt zu bekommen, muss sich selbst den Kopf über die anspruchsvolle Ausstellung zerbrechen.
Pferdehufe auf Marmor – auf Marmor-Platten unterhalb der Akropolis – das war für viele tausend Zuschauer bislang der heimliche Höhepunkt dieser documenta. Transit of Hermes heißt das Projekt. Vier Weit-Reiter mit ihren Pferden brachen gestern in Athen auf zu ihrem 3000 Kilometer langen Ritt durch Europa, hundert entschleunigte Tage im Zickzack-Kurs bis Kassel.
Ein Experiment, wie Menschen mit reisenden Reitern umgehen, auf die sie schon lange nicht mehr eingestellt sind. Es ist die längste Performance dieser Documenta in Athen - und es gibt viele kürzere wie das Zusammennähen von Jute-Säcken aus Ghana. Hier geht es dem Künstler an wechselnden Spielorten um den Transport von lebensnotwendigen Waren, den er in Athen und später in Kassel wertschätzen will mit seiner Aktion.
Die documenta zieht viele Besucher an
Sehr gut besucht an diesem Wochenende, waren natürlich die großen Ausstellungsorte wie das Museum für zeitgenössische Kunst, das Konservatorium oder die Kunsthochschule - ein schöner Erfolg zum Auftakt, sagt Henriette Gallus, die Documenta-Sprecherin in Athen.
Deutsche Kunstmacher, und viele ausländische, sprich nicht-griechische Künstler sind unter rund 150 Ausstellenden der documenta 14 in Athen. Das wurde kritisiert im Vorfeld, die griechische Presse schreibt über ihre ersten Eindrücke allerdings überwiegend positiv, zur großen Überraschung von Panaiotis Papagopoulos aus dem Documenta-Team:
"Die Artikel sind wirklich fast alle positiv, das haben wir so nicht erwartet, weil wir in der Vergangenheit andere Reaktionen hatten. Wohlwollen kann man auch nicht von jedem Verlangen. Jetzt aber haben viele verstanden, dass die Documenta eine richtig große Nummer ist für Athen."
Steinmeier bekam einiges erklärt, andere Besucher nicht
Das Motto dieser documenta in der griechischen Hauptstadt hat Bundespräsident Steinmeier bei seinem Besuch zum Eröffnungwochenende in allen drei größeren Reden in der Stadt aufgegriffen. Steinmeier bekam vom künstlerischen Leiter der documenta einiges persönlich erklärt. Die ersten Documenta-Besucher hatten diese Hilfe nicht und mußten das anspruchsvolle Konzept der Schau in Athen erstmal verstehen.