Reaktion auf Antisemitismusvorwürfe
Die Documenta hat ein Diskussionsforum angekündigt: Hier sollen dann die Antisemitismusvorwürfe geklärt werden. © picture alliance/dpa | Swen Pförtner
Documenta auf dem Drahtseil
03:37 Minuten
Die Documenta sieht sich mit Antisemitismusvorwürfen konfrontiert und hat nun ein Diskussionsforum dazu angekündigt. Damit werde sich das Dilemma der Kunstschau kaum auflösen lassen, meint unser Kulturredakteur Jürgen König.
Die Documenta gilt als die weltweit bedeutendste Ausstellungsreihe für zeitgenössische Kunst - im September ist ihre nächste Ausgabe geplant. Doch zuletzt geriet die Schau wegen Antisemitismusvorwürfen massiv unter Druck.
Ein palästinensisches Kulturzentrum aus Ramallah, das mit dem indonesischen Leitungsteam kooperiert, soll antisemitische Positionen vertreten. Nun reagiert die Documenta 15 und hat ein Diskussionsformat zur Antisemitismus und Rassismus angekündigt.
Mehrstündige Online-Diskussionen geplant
Geredet werden soll mit Fachleuten aus den Bereichen Kunst, Politik, Forschung und Wissenschaft, erläutert unser Kulturredakteur Jürgen König die Pläne. "Man darf davon ausgehen, dass das eine illustre Gästeliste werden wird."
Drei dreistündige Online-Termine seien geplant, immer sonntags, womit ein großer Wirkungskreis sicher sei. "Damit will die Documenta die Rahmenbedingungen für eine multiperspektivische Debatte schaffen jenseits einseitiger Antagonismen, wie es heißt."
"Das ist erstmal ein guter Ansatz. Reden ist immer gut", meint König. Es sei jedoch schwer vorstellbar, "dass die Vorwürfe, die im Raum stehen, dabei bis zur Bedeutungslosigkeit wegdiskutiert werden".
Die Kernfrage laute, wo die Kunstfreiheit ende: "Darum geht es: Was darf die Kunst?" Das sei aber letztendlich nicht zu beantworten: "Dazu ist das Thema einfach zu komplex."
Deutsche Verantwortung versus Kunstfreiheit
Ein Teil des Problems bestehe darin, dass die Documenta nicht von einem Chef-Kurator geführt werde, sondern dass ein Kollektiv am Werk sei, das wiederum andere Kollektive eingeladen habe. Das habe eine Gästeliste zur Folge, bei der es sehr schwer sei, den Überblick zu behalten, wer wofür stehe.
Insgesamt, so resümiert König, könne man nicht beides haben: Auf der einen Seite Kunstfreiheit, "denn das heißt ja, jeder kann sagen, was er will oder Kunst betreiben, wie es beliebt", und auf der anderen Seite eine Betonung der deutschen Verantwortung. Denn das heiße, das eben nicht alles gesagt werden könne: "Das geht schlecht zusammen."
(ckü)