Doğan Akhanlı über Erinnerungskultur

"Ich wusste: Wenn sie mich schnappen, dann foltern sie mich"

Der in der Türkei geborene deutsche Schriftsteller Dogan Akhanli, aufgenommen am 21.08.2017 in Madrid.
Dogan Akhanli in Madrid (hier eine Aufnahme vom 21.8.17) © dpa, Emilio Rappold
Moderation: Elena Gorgis |
Der deutsch-türkische Schriftsteller Doğan Akhanlı wird seit Wochen in Spanien festgehalten, weil die türkische Regierung seine Festnahme durch Interpol erwirkt hatte. Akhanlı darf Spanien nicht verlassen, einmal in der Woche muss er sich in Madrid bei den Behörden melden.
Das Goethe-Institut unterstützt ihn mit einem Stipendium, einer Wohnung, und der Möglichkeit, öffentlich zu sprechen. "Warum ich nicht schweige" heißt eine Veranstaltung des Goethe-Instituts in Madrid, bei der Dogan Akhanli am 27. September mit dem Historiker Carlos Collado Seidel und der Soziologe Emilio Silva über Erinnerungskultur diskutiert.
"Das hat wahrscheinlich auch mit meiner Biographie zu tun, damit, dass ich gefoltert wurde. Die größten Gewaltopfer waren 1915 die Armenier. Meine persönliche Erfahrung hat mir ermöglicht, mit anderen Opfergruppen zu sprechen. Und da habe ich auch Unterschiede gesehen. Ich war politischer Aktivist, ich habe etwas getan und ich wusste, wenn sie mich schnappen, dann foltern sie mich. Aber die Armenier wurden getötet einfach nur, weil sie Armenier waren. Wie die Holocaust-Opfer."
Mittlerweile haben über 50.000 Menschen eine Petition unterzeichnet, in der sie vor einer Auslieferung Akhanlıs an die Türkei warnen. Auch die Politik hat sich eingeschaltet. Es bestünden "erhebliche Zweifel an der Gewährleistung eines fairen Verfahrens" in der Türkei.
Elena Gorgis hat mit Doğan Akhanlı gesprochen – über seine Verfassung, über seine Arbeit und über das Warten auf den Prozess in Spanien Ende des Jahres.