Das internationale Dokumentarfilmfestival DOK Leipzig läuft vom 31. Oktober bis zum 6. November 2016.
Türkei-Schwerpunkt von trauriger Aktualität überschattet
Die jüngsten Verhaftungen von Journalisten in der Türkei, stimmten nicht gerade hoffnungsfroh, sagt der Filmjournalist Andreas Kötzing. Beim Leipziger Dokumentarfilmfestival liegt der Schwerpunkt dieses Jahr bei türkischen Filmen.
Das internationale Dokumentarfilmfestival DOK Leipzig hat dieses Jahr den Länderschwerpunkt Türkei gewählt und zeigt 18 türkische Filme. Der Start des Festivals werde von trauriger Aktualität überschattet, denn der Chefredakteur der regierungskritischen Tageszeitung "Cumhuriyet", Murat Sabuncu, und vier weitere Journalisten wurden in der Türkei festgenommen. Die Staatsanwaltschaft habe die Festnahme von insgesamt 14 Mitarbeitern des Blattes angeordnet, berichtet die Zeitung.
Politisches Filmprogramm
"Es sind sehr, sehr viele Filme mit politischen Themen in diesem Länderprogramm zu sehen", sagt der Historiker und Filmjournalist Andreas Kötzing. "Es gibt so eine Art gemeinsamen Fluchtpunkt, das sind die Unruhen im Jahr 2013 auf dem Taksim-Platz." Diese Proteste tauchten in vielen Filmen auf. "Das sind die Konflikte, die wir momentan im Land erleben, zum Beispiel im kurdischen Grenzgebiet oder im Umfeld der Flüchtlinge, die sich im Land aufhalten."
Andere Filme beschäftigten sich mit den gesellschaftlichen Umbrüchen im Land, wie der zunehmenden Gentrifizierung in den Großstädten. Auch erinnerungspolitische Themen, so der Völkermord an den Armeniern, spielten eine Rolle. "Es gibt darüber hinaus auch Filme, die eher einen komischen Seitenblick auf das Land werfen, in denen politische Probleme eher so als Subtext auftauchen", sagt Kötzing. Es gebe einen amüsanten Film über eine alte Lenin-Statue, die im Wasser angeschwemmt und von einem Fischer gefunden werde. Ein ganzer Ort gerate dann über die Frage in Unruhe, was denn nun mit der Statue zu
Massive Zensur bei brisanten Themen
Allerdings könnten einige Filme in der Türkei nicht so gezeigt werden, wie sie jetzt in Leipzig auf dem Festival zu sehen seien. Der Streifen "I remember" des Regisseurs Selim Yildiz beschäftige sich mit der Lage der Kurden im Grenzgebiet zum Irak und sei deshalb politisch sehr brisant. Der Versuch, den Film auf Festivals in der Türkei zu zeigen sei bislang immer an massiven Zensurauflagen gescheitert. "In dieser Form, wie wir ihn hier in Leipzig sehen werden, durfte der Film zum Beispiel in der Türkei nicht gezeigt werden." Das könne man auch bei vielen anderen Filmen feststellen, dass gerade die Umstände, unter den sie zustande kamen, häufig ein Spiegel der Verhältnisse sei.
(gem)