Der Wunsch nach investigativen Themen
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Zur besten Sendezeit zeigte der Privatsender Pro7 einen Dokumentarfilm über Rechtsextremismus. Dokus boomen, sagt der Regisseur David Bernet. Von ARD und ZDF fordert er mehr Mut, Dokumentationen auch zur Primetime zu zeigen.
David Bernet, Vorsitzender der AG Dok und Regisseur unter anderem des preisgekrönten Films "Democracy - Im Rausch der Daten", freut sich über die hohe Aufmerksamkeit, die der Dokumentation "Rechts. Deutsch. Radikal" auf dem Privatsender Pro7 zu teil geworden ist. "Wir sehen in den letzten Jahren tatsächlich vermehrt, dass vor allem auch investigative Dokumentation gefragt sind", sagt er. Überhaupt erlebten dokumentarische Produktionen derzeit einen Boom.
ARD und ZDF sind "schwere, langsame Tanker"
Gerade bei den Öffentlich-Rechtlichen würden "großartige Filme" produziert. Doch mangelt es oft an "einer ordentlichen Auswertung", sagt Bernet. Viele dieser Filme könnte man besser im Schaufenster platzieren. Meist landeten sie jedoch im Nachtprogramm.
Gerade im Öffentlich-Rechtlichen gebe es noch viel Angst, gelernte Sehgewohnheiten zu brechen: "Wir bedauern das sehr. Es ist, glaube ich, nicht so, dass die Redaktionen das nicht auch sehen", sagt er. "Woran es hakt, sind die Programmstrukturen des Öffentlich-Rechtlichen. Das ist ein komplexes System, vor allem bei der ARD, wo man erkennen kann, dass es vielleicht gewünscht ist, aber nicht durchsetzbar. Das ist ein schwerer, langsamer Tanker."
Natürlich seien die Dokus jederzeit über die Mediatheken abrufbar, räumt Bernet ein. Doch ein um 20:15 gezeigter Film stoße nach wie vor auf mehr Aufmerksamkeit als ein Film, der um 22:30 Uhr oder später ausgestrahlt werde. Verfügbarkeit allein reiche nicht aus. "Es geht auch immer darum, wie für einzelne Produktionen geworben wird."
Investigative Recherchen brauchen Zeit und Geld
Dabei seien investigative Stoffe derzeit sehr gefragt. Doch Journalisten und Produktionsfirmen bräuchten für solche Formate vor allem Zeit und Geld. Auch fehle es an "Investition in die längere Entwicklung von investigativen Stoffen. Wir sind zum Beispiel aktuell in Gesprächen mit der ARD über Entwicklungsgelder, damit die Produktionsfirmen auf diesem Risiko nicht sitzen bleiben und es sich auch erlauben können, nicht nur einen investigativen Stoff pro Jahr, sondern vielleicht auch mehrere Male einen anzubieten", so David Bernet.
"Wir leben in einer Zeit, in der die Kriterien von wahr und falsch verschwimmen", glaubt Bernet. Umso wichtiger seien daher Produktionen, die fundiert recherchiert sind und nicht oberflächlich bleiben: "Der Bedarf ist groß, der Wunsch, sich differenziert mit Themen der Zeit zu beschäftigen, auch. Ich glaube, damit hängt der momentane Boom zusammen."
(nho)