Doku zum Jazzfestival Montreux
Claude Nobs hat das Festival gegründet und geleitet. Die Doku "They All Came Out to Montreux" stellt ihn in den Mittelpunkt. © picture alliance / dpa / Str
Als Claude Nobs Miles Davis an den Genfer See holte
07:51 Minuten
Das Jazzfestival Montreux bringt Jahr für Jahr Weltstars auf die Bühnen der Stadt am Genfer See. Nun macht das Schweizer Fernsehen das Festival und dessen Gründer Claude Nobs zum Star einer Doku. Wenn Nobs rief, kamen alle Größen der Musikszene.
Die Dokumentarserie "They All Came Out to Montreux" widmet sich der Geschichte des Festivals und damit dem Lebenswerk von Claude Nobs. In drei Teilen zeichnet Regisseur Oliver Murray nach, wie der 2013 verstorbene Spiritus Rector des Festivals dieses zu dem machte, was es heute ist: eine weltweit bekannte Marke und ein für die Stars sehr persönlich geprägtes Event.
Miles Davis und Quincy Jones auf einer Bühne
Murray erzählt die Geschichte mit vielen Interviews und natürlich mit vielen Konzertausschnitten von Giganten der Musik, die Claude Nobs nach Montreux holte: Miles Davis und Quincy Jones spielten 1991 zum ersten Mal gemeinsam auf einer Bühne.
Prince gab ein Konzert kurz nachdem Nobs 2013 gestorben war – wenige Tage nach einem Skiunfall. Prince thematisierte dabei die Rolle von Nobs und Montreux für seine Musik.
Der Titel der Dokumentation ist eine Zeile aus dem Deep-Purple-Hit "Smoke on the Water!": "They All Came Out to Montreux" heißt es in dem Song vom Album "Machine Head" aus dem Jahr 1972. Das Lied war inspiriert von einem Brand im Casino von Montreux, während Frank Zappa dort 1971 ein Konzert gab.
Die Deep Purple-Musiker waren im Ort, um ein neues Album aufzunehmen, und sahen den Rauch auf dem See. In "Funky Claude was running in and out, pulling kids out the ground“ wird auch Nobs namentlich erwähnt.
Persönlicher Umgang mit den Stars
Aretha Franklin lockte Nobs auf ganz eigene Art zu dem Festival, wie Martin Risel die Doku ergänzt: Nobs sei dazu in die USA gereist, konnte keine große Gage bieten und Franklins Manager habe nur gelacht. Nobs sei gegangen, habe aber Schweizer Schokolade hinterlassen, am nächsten Tag sei dann der Anruf gekommen: Aretha liebe die Schokolade – und komme nach Montreux.
Claude Nobs hat das Festival geprägt und so sind viele andere Geschichten mit ihm persönlich verbunden. Nobs stammt aus dem Ort, der Film zeigt ihn beim Wasserskifahren, beim Mundharmonikaspielen mit Bluesstars, beim Kochen und Kuscheln mit den Stars.
Besondere eng sei er mit Herbie Hancock und Quincy Jones befreundet gewesen, sagt Martin Risel. Jones nannte Nobs wiederum den „Merlin der Musikszene“. Nobs war ein "Mann mit einer Künstlerseele: herzlich, warm, offen", sagt Martin Risel. Er habe die Stars auch alle in sein Chalet oberhalb des Ortes eingeladen.
Futter für den Mythos
In der Doku gehe es kaum über die Zeit nach Nobs Tod, in der dessen Ziehsohn das Festival leite, "der jetzt eher nicht so eine Künstlerseele hat", wie Martin Risel anmerkt. "Diese Doku füttert diese Nostalgie und auch diesen Mythos."
Murrays Doku klammere allerdings die Kritik nicht komplett aus: Das Festival für Rock und Pop zu öffnen, sei etwa sehr umstritten gewesen im Ort.
"Es gibt eben so viele besondere Momente, gerade auch Konzertmomente, dass man die eigentlich gerne noch nacherleben möchte", empfiehlt Martin Risel die Doku, der sehr viele Konzertausschnitte von Weltstars enthalte. Zudem gebe sie einen Einblick in die Geschichte der Musikindustrie, wie sie sich entwickelt hat, "denn das hat auch Montreux mitverändert", so Risel.
(mfu)