Amazon-Doku "Unzensiert: Bushidos Wahrheit"
Bushido zeigt sich in der Amazon-Doku über sich in einem neuen Licht. Es passt zu dem Bild, dass er in einem Prozess als Zeuge und Nebenkläger vermittelt. © picture alliance / dpa-Zentralbild / Sebastian Willnow
Bushido, der Familienmensch
06:39 Minuten
Bushido ist einer der erfolgreichsten deutschen Rap-Musiker. Teil seines Erfolgsgeheimnisses war die Inszenierung als harter Junge und Gangsta, der über den Regeln steht, die für alle Bürger gelten. In der Amazon-Doku zeigt er sich ganz anders.
Mit Bushido hat sich eine der prägenden Figuren des Deutschraps vor die Kameras gestellt, der Streamingdienst Amazon Prime zeigt den Film nun unter dem Titel „Unzensiert – Bushidos Wahrheit“. Dort zeigt sich der 43-Jährige, einer der erfolgreichsten Rapper der deutschen Musikgeschichte, selbsternannter und -inszenierter Gangsta-Rapper, in neuem Licht: als Geläuterten.
Bushido, mit bürgerlichem Namen Anis Mohamed Youssef Ferchichi, stand zuletzt auch im Schweinwerferlicht, weil er in einem Gerichtsprozess gegen seinen langjährigen Geschäftspartner Arafat Abou-Chaker auftrat. Die Staatsanwaltschaft wirft Abou-Chaker unter anderem versuchte schwere räuberische Erpressung vor. Bushido ist Zeuge und Nebenkläger, denn seine Familie soll laut Anklage erpresst worden sein.
Familienalltag vor der Kamera
Bushido hat hunderttausende Alben verkauft, in denen er Drogen, Gewalt und die eigene Größe verherrlicht und in denen er kundtut, dass für ihn eigene Regeln gälten. Das zahlt ein auf die Street Credibility und womöglich auch auf den kommerziellen Erfolg, steht aber im kompletten Gegensatz zu dem Bild, das die Amazon Prime-Doku nun von ihm zeichnet.
„Er ist ein Familienmensch“ – das ist die Kernaussage des Films über Bushido, sagt Kritiker Martin Böttcher. „Dafür sind er und seine Frau und seine fünf Kinder stundenlang in ihrem Familienalltag zu sehen: bei der Einschulung, beim Spielen, beim Essen, im Urlaub, beim Rumhängen oder beim Diskutieren über Hausaufgaben.“
Der zweite Strang der Doku ist die Beziehung zu Arafat Abou-Chaker, der im Film der als dunkler Gegenpart gezeigt werde, so Rahmlow. Bushido und seine Frau erzählten sehr ausführlich, wie Abou-Chaker dem Familienglück im Weg stehe, wie Bushido sich von ihm löse und was aus Sicht der Familie Ferchichi die Konsequenzen dafür seien. „Da wird sehr viel Wut gezeigt, aber auch Angst vor Arafat Abou-Chaker.“
Das neue Bild von Bushido
„Das ist natürlich auch ein Stück weit Teil der Inszenierung dieser Doku“, erklärt unser Kritiker. „Aber ein Bushido, der von Angst spricht und der, wenn man ihn sieht, ehrlich betreten wirkt, das ist in dieser Intensität und Offenheit schon ein neues Bild.“
Die gesamte Familie von Bushido stehe unter ständigem Polizeischutz, was man in der Doku auch sehr oft sehe, so Rahmlow. Dass Bushido, der jahrelang die Polizei beleidigt hat, nun nicht mehr ohne Polizeischutz sein Leben gestalten könne, sei "Teil dieser Geschichte des geläuterten Menschen, der dann an vielen Stellen ganz reumütig wirkt".
Bushido betont in dem Film auch, wie korrekt ihn die Polizei behandle: wie jeden Bürger, obwohl er sich zuvor verhalten habe, wie er sich eben verhalten habe.
Das habe natürlich eine ziemliche Fallhöhe: "Aber ich muss sagen: Beim Schauen nehme ich ihm das ab, dass da jetzt ein anderer Mensch sitzt als der, der sich die letzten 15 Jahre vorher eben als ganz anderer Mensch inszeniert hat“, sagt Rahmlow. „Er ist immer noch selbstverliebt; er ist immer noch egozentrisch; aber er ist auch verändert.“
Eine wohlwollende Homestory
Ist der Film kritisch gegenüber Bushido? „Am ehesten ist Bushido sehr selbstkritisch, das muss man festhalten – aber natürlich in einem Rahmen, dass das zu dieser Geschichte des Guten, des Geläuterten passt", sagt Rahmlow.
"Alles in allem ist das eine sehr wohlwollende Homestory, die dazu da ist, diese Hauptfigur gut dastehen zu lassen. Das kennt man ja auch aus anderen Dokumentation und Serien von Amazon oder Netflix.“
Für Fans von deutscher Rap-Geschichte sei der Film absolut sehenswert, urteilt Rahmlow. "Es ist aber auch sehenswert, wenn man voyeuristisch veranlagt ist und auf gutes Drama steht."
(mfu)