"Der große Fake – Der Wirecard- Skandal", abrufbar beim Streamingdienst TVNow, im Fernsehen am 22. April, um 20:15 Uhr bei RTL zu sehen.
Ein entlarvender Thriller über den Fall Wirecard
04:17 Minuten
Kaum ein Wirtschaftsskandal hat Deutschland und die Welt so schockiert, wie die Pleite von Wirecard. Daraus hat RTL nun einen Film gemacht: "Der große Fake" – produziert von Nico Hofmann und besetzt mit hervorragenden Schauspielern.
"Ich darf mich vorstellen: Jan Marsalek, geboren in Wien, Jahresgehalt, 2,7 Millionen Euro. Wir von Wirecard haben aus einem zerrupften Zahlungsanbieter, der kurz vor der Pleite stand, mithilfe einer Börsen- und Banklizenz und einer sehr guten Software einen DAX-30-Konzern geschaffen. Wir sind die Größten!"
Auftritt der Figur Jan Marsalek, gespielt von Franz Hartwig, der die Zuschauer mitnimmt auf eine Reise in die Tiefen und Untiefen der Skandalbank. Nicht von Anfang an war die Bank ein windiges Unternehmen. Seine Geschichte reicht zurück ins Jahr 1999, als der Online-Handel noch in den Kinderschuhen steckte.
Auftritt der Figur Jan Marsalek, gespielt von Franz Hartwig, der die Zuschauer mitnimmt auf eine Reise in die Tiefen und Untiefen der Skandalbank. Nicht von Anfang an war die Bank ein windiges Unternehmen. Seine Geschichte reicht zurück ins Jahr 1999, als der Online-Handel noch in den Kinderschuhen steckte.
Doch soweit geht das Dokudrama nicht zurück, im Gegenteil: Es setzt erst ganz am Schluss ein, als die Bank schon strauchelte, und Journalisten der "Financial Times" aus London peinliche Fragen stellten nach Geldflüssen, Scheinbuchungen und, ganz allgemein, nach der Seriosität der Bank.
"House of Wirecard" war ihre Artikelserie benannt, in Anspielung auf die amerikanische Serie "House of Cards".
Hervorragend besetztes Doku-Drama
Das Dokudrama glänzt vor allem durch die Spielszenen, die Rollen sind alle hervorragend besetzt, allen voran Christoph Maria Herbst als größenwahnsinniger Wirecard-Manager Markus Braun, Franz Hartwig als windiger Troubleshooter Jan Marsalek und Nina Kunzendorf als Journalistin, die über Umwege Informationen besorgt.
"Der große Fake" changiert, wie in einem Dokudrama üblich, zwischen Spielszenen und echten Zeugen und Zeuginnen. Der dokumentarische Teil von "Der große Fake – Die Wirecard-Story" greift die fiktionalen Szenen erläuternd auf. Erstmals erzählt unter anderem James Freis, der Markus Braun im Juni letztes Jahr als CEO bei Wirecard nachfolgte.
Als Zuschauer ist man hier und da etwas überwältigt von so viel Chuzpe und krimineller Energie. Um die Geschichte voll zu erfassen - das ist ein Nachteil des Films -, sollte man schon ein bisschen im Stoff sein.
Kaum eine Bilanz entsprach der Realität
Beeindruckend ist dabei, welche Aussagen die Rechercheure des Films mitzeichnen konnten. Ein anonymer Zeuge berichtet, dass in der Schlussphase der Bank kaum eine Bilanz mehr den Realitäten entsprach und Marsalek darauf drängte, die Zahlen zu schönen:
"Er hat die Zahlen so aufgeschrieben, und keiner wusste, wo die herkamen. Also er wollte ja, dass ich diese geschmierte Seite nehme, sagte mir: Das ist das Streetmodell, also das Modell für die Straße, für die Aktionäre, für die Leute, die Aktien kaufen. Und ich sollte das vertreten. Ich sagte: Wie stellst du dir das vor? Du schreibst hier einfach ein paar Zahlen auf und sagst zu mir, da gehst du an die Börse und vertrittst diese Zahlen. Ich sagte, das kann ich nicht machen."
Erstaunlich ist es, und darauf liefert der Film leider keine Antwort, warum nicht schon ein Jahr früher die Notbremse gezogen wurde, immerhin stellte die FDP schon im Sommer 2019 eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung, ob Kursmanipulationen bei Wirecard bekannt geworden seien.
Erstaunlich ist es, und darauf liefert der Film leider keine Antwort, warum nicht schon ein Jahr früher die Notbremse gezogen wurde, immerhin stellte die FDP schon im Sommer 2019 eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung, ob Kursmanipulationen bei Wirecard bekannt geworden seien.
Manager im Größenwahn
Letztlich ist die Bank am Größenwahn des Managers Markus Braun zugrunde gegangen, dem, so sagt es ein Zeuge im Film, nur zwei Dinge wichtig waren: Wachstum und Technologie.
Der Film von Raymond Ley schafft es, eine ungeheure Dichte an Fakten, Szenen, Aussagen und Details zusammenzustellen und daraus einen entlarvenden Thriller zu machen.
Der Film von Raymond Ley schafft es, eine ungeheure Dichte an Fakten, Szenen, Aussagen und Details zusammenzustellen und daraus einen entlarvenden Thriller zu machen.
Es gelingt dem Film, im Strom der Ereignisse den zwei nebulösen Unternehmern Braun und Marsalek ganz nah zu kommen. Am Ende bleibt Manager Braun nur noch, verzweifelt "Ich brauche mehr Zeit!" durchs Büro zu schreien – die Insolvenz war da schon nicht mehr abwendbar.
Wo die 1,9 Milliarden Euro geblieben sind, die angeblich auf asiatischen Konten lagen, darauf liefert auch der Film, wie zu erwarten, keine endgültige Antwort. Vermutlich hat es sie nie gegeben.