Ein Berliner Imam zwischen den Fronten
Der Imam Mohamed Taha Sabri tritt öffentlich für Toleranz zwischen den Kulturen ein. Gleichzeitig wird seine Moschee in Berlin-Neukölln vom Verfassungsschutz beobachtet. Die Dokumentarfilmerinnen Judith Keil und Antje Kruska haben den Imam anderthalb Jahre bei seiner Arbeit begleitet.
Mehr als ein Jahr lang haben die beiden Filmemacherinnen Judith Keil und Antje Kruska Mohamed Taha Sabri begleitet. Der Imam der Dar-As-Salam-Moschee in Berlin-Neukölln tritt öffentlich als Mittler zwischen dem Islam und anderen Religionen auf. Gleichzeitig wird seine Moschee vom Verfassungsschutz beobachtet, da sie Verbindungen zur Muslimbruderschaft unterhalte.
Sie hätten Mohamed Taha Sabri "in einer sehr authentisch überzeugenden Art als einen Vermittler, als einen sehr liberalen, versöhnlichen Menschen" erlebt, sagt Judith Keil über den Neuköllner Imam.
Er sei jemand, der immer versuche, Grenzen aufzuweichen und mit allen Seiten ins Gespräch zu kommen. Dabei bewege er sich auf keinem einfachen Pflaster. "Er hat innerhalb dieser muslimischen Welt durchaus auch Gegner und Feinde, die sagen, er ist zu locker, er ist nicht streng genug. Und gleichzeitig hat er eben auch zu bestimmten Anlässen den falschen Menschen die Hand geschüttelt", so die Filmemacherin.
Schrittweiser Prozess der Veränderung
Für welche politische oder religiöse Richtung die Moschee steht, ist in der Öffentlichkeit umstritten: Während sie in den Augen mancher einen reformwilligen Islam verkörpert, wird sie von anderen in die Nähe des Salafismus gerückt.
Judith Keil sieht Taha Sabri nicht als Vorkämpfer für eine radikale Reform des Islam, sondern er arbeite für einen schrittweisen Prozess der Veränderung. In sanften Schritten wolle er die Menschen dazu bringen, "sich nicht zu streng hinter diesen ganzen Mauern und Regeln zu verschanzen, sondern sich zu öffnen".
Gegenbild zu Constantin Schreibers Moscheereport
Von ihrem Film "Inschallah" erhofft sich Keil, dass er in gewisser Weise einen Gegeneindruck zu Constantin Schreibers Buch "Inside Islam. Was in deutschen Moscheen gepredigt wird" liefert, in dem von verfassungsfeindlichen Tendenzen berichtet wird.
"Was diesen Film vielleicht auszeichnet, ist die Zeit, die wir dem gegeben haben", betont sie. "Dass wir wirklich über einen ganz langen Zeitraum einen Menschen kennengelernt haben. Ich glaube, das überträgt sich auch in diesem Film." Wenn man den Imam in unmittelbaren menschlichen Begegnungen erlebe, lösten sich manche Vorbehalte oder misstrauische Gedanken auf. "Sei es mit Flüchtlingen, sei es mit jungen Mädchen in der Moschee oder sei es mit seinen Schrebergartennachbarn, wo er immer wieder für das Gleiche einsteht: für eine Vielfalt, für Verständnis und - das Wichtigste - einfach im Gespräch zu bleiben und die Begegnung nicht zu scheuen."