Dokumentarfilm "Nasim"

Ein Leben in Moria

08:17 Minuten
Eine junge Frau mit Kopftuch schaut nachdenklich, hinter ihrem Rücken auf der Straße tragen Menschen Gegenstände , in der Ferne ist ein Feuerschein und Rauch zu sehen.
Hilfsbereit und optimistisch: die Afghanin Nasim im gleichnamigen Dokumentarfilm von Arne Büttner und Ole Jacobs. © Rosenpictures
Arne Büttner im Gespräch mit Christine Watty |
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Wie sieht der Alltag für Flüchtlinge an den Grenzen Europas aus? Zwei Filmemacher haben die Afghanin Nasim acht Monate lang im inzwischen geschlossenen Lager Moria begleitet. Ihr Film würdigt eine trotz aller Widrigkeiten zuversichtliche Frau.
Bis das Flüchtlingscamp Moria auf der griechischen Insel Lesbos im September 2020 bei einem Brand zerstört wurde, war es das größte Aufnahmelager dieser Art in Europa. Konzipiert wurde es für weniger als 3.000 Personen, doch zeitweise lebten dort 20.000 Menschen unter katastrophalen Bedingungen.

Gestrandet auf der Flucht

Die Dokumentarfilmer Arne Büttner und Ole Jacobs haben dort acht Monate lang gedreht. In ihrem Film "Nasim" porträtieren sie eine Frau, die mit ihrer Familie aus Afghanistan floh und in Moria strandete.
Nasim wäre selbst gern Journalistin geworden, erzählt der Regisseur und Kameramann Arne Büttner. Ihn habe sehr beeindruckt, wie die junge Mutter in den schwierigsten Situationen ihren Humor und Optimismus bewahrt habe. Nasim habe stets versucht, nicht nur den eigenen Kindern, sondern auch anderen Geflüchteten im Lager zu helfen.
Wegen der Coronapandemie sei das Lager während der gesamten Zeit der Dreharbeiten im Lockdown gewesen, anders als der Rest des Landes, so Büttner. Aus nächster Nähe habe das Team so die Auswirkungen der europäischen Politik erleben können, "diese Camps so schrecklich und auch so langweilig wie möglich zu gestalten".

Perfide Abschreckung

Dahinter stecke offensichtlich die "total perfide Idee", die Situation mutwillig derart zu verschlimmern, "dass Geflüchtete dann zu Hause, zum Beispiel in Afghanistan, anrufen, um zu sagen: 'Bitte macht euch nicht auf den Weg, Europa ist viel schrecklicher, als wir dachten!'"
Dabei hätten gerade die letzten Monate seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan gezeigt, dass die Menschen sich nicht zum Spaß auf den Weg machten, "sondern weil Gewalt und Krieg in ihrer Heimat sie dazu zwingen", sagt Büttner.
Viele der Geflüchteten lebten bereits seit drei oder vier Jahren in Moria, als die Filmemacher vor Ort waren. Am Beispiel von Nasim zeigt ihre Dokumentation, wie viel Kraft und Zuversicht es braucht, um unter solchen Umständen einen halbwegs funktionierenden Alltag aufrechtzuerhalten.

Der Film "Nasim" ist auf dem Festival Dok Leipzig noch bis zum 14. November im Stream zu sehen.

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