Sie wollte nur eins: ein Rockstar sein
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Suzi Quatro war eine der ersten Frauen, die in der Rockwelt Spuren hinterließen: Den Bass umgeschnallt fetzte sie in den 70ern mit Hits wie "Can the Can" und "48 Crash" durch die Top Ten. Nun gibt es einen Dokumentarfilm über sie.
"All my life I wanted to be somebody and here I am! I know what I got and there ain’t nobody take it away from me! So let me tell you what I am! I’m a red hot fox...", so singt Suzi Quatro in ihrem Lied "Wild One". Sie hat eben immer schon gewusst, wer sie ist und wer sie sein will: ein Rockstar.
Suzi Quatro, die Frau, die ihre Bassgitarre nur minimal überragt, das wilde Mädchen in Lederjumpsuit und Plateauschuhen, die furiose Bandleaderin, die erste Rock-Instrumentalistin mit Star-Attitüde.
Interviews und ehrliche Lobhudeleien
Pünktlich zu ihrem 70. Geburtstag hat der irische Regisseur Liam Firmager der hochagilen Künstlerin ein Denkmal gesetzt: Sein Dokumentarfilm "Suzi Q" würdigt die Musikerin aus Detroit angemessen, mit Konzertausschnitten, Interviews und Lobhudeleien von Brancheninsidern, Mitrockern und -rockerinnen - wie Clem Burke von der Band Blondie, und Cherie Curry, Sängerin der Runaways.
"Suzis elementarer Rocksound beeinflusste stark den Punkrock, der nach ihr kam", sagt Burke.
Und Curry huldigt ihr: "Sie war die Erste, sie hat für uns Mädchen die Tür eingetreten!"
Und zwar schon recht früh: Mit 15 Jahren sah Suzi gemeinsam mit Eltern und Schwestern die Beatles im Fernsehen – und war wie vom Blitz getroffen. Man lieh sich vom Musikervater Instrumente und gründete gemeinsam mit zwei Nachbarsmädchen eine rein weibliche Band.
The Pleasure Seekers spielten Mitte der 60er Beat und Garagenrock – ihr lokaler Hit "What a way to die". Die von Quatro gesungenen Zeile "Vielleicht werde ich nicht älter als 21, aber, whooo, was für ein Abgang!" hätte das Zeug für eine amtliche Live-fast-die-young-Hymne gehabt.
Suche nach einem Sound
Regisseur Liam Firmager protokolliert Suzis etwas wackeligen Karrierebeginn – vom britischen Manager Mickie Most wurde sie Anfang der 70er aus dem familiären Bandumfeld herausgelotst und nach London verpflanzt. Er gruppierte eine Band um sie herum, und man suchte lange nach einem Sound für sie.
Mitte der 70er schlugen die knapp am Glam vorbeischrammelnden, ehrlichen Pubrockknaller "Can the Can" und "48 Crash" endlich ein wie Bomben – vor allem in Europa und Australien bescherten sie Quatro Top-Ten-Hits. Trotz ihrer unbestrittenen Vorreiterrolle für ihr folgende Musikerinnen hat sie sich selbst übrigens nie als Feministin bezeichnet.
"Ich habe mich nie bewusst als weibliche Musikerin gefühlt, denn das Geschlecht ist mir egal, ich war nicht in der Frauenbewegung, wollte nicht zeigen, dass ein Mädchen das alles kann", sagt Suzi Quatro selbst: "Meine Haltung war immer: Hier bin ich. Hier bin ich. Und um es zu schaffen, muss man entschlossen sein. Ich wollte es unbedingt schaffen. Unbedingt."
Zwischen den Zeilen der umfassenden Dokumentation kann man auch Probleme herauslesen. Musikkritiker warfen ihr, deren Hits aus fremder Feder stammten, einen Hang zum Mainstream vor.
Solokarriere, unbedingt
Und Quatros Narzissmus, ihr unbedingtes Aufmerksamkeitsbedürfnis, führte zu Zerwürfnissen mit ihren Schwestern. Firmager spricht mit zwei von ihnen – und die Enttäuschung über den Augenblick, an dem Suzi sie für die Solokarriere hinter sich ließ, ist trotz schwesterlicher Liebe zu fühlen.
Nancy Quatro sagt zum Beispiel: "Ich werde nie ein Fan von Suzi Quatro sein. Nie. Und das spielt auch keine Rolle – ich bewundere alles an ihr, ich glaube, sie wird auch weiter erfolgreich sein. Aber ihr Fan bin ich nicht. Weil sie meine Schwester ist."
Dass Quatro in den 70ern und 80ern eine Rolle als Seriengast "Leather Tuscadero" in der US-Fernsehshow "Happy Days" übernahm, und dass sie in den 80ern und 90ern in Musicals sang, sogar selbst eines über die frühe Hollywood-Skandalnudel Tallulah Bankhead schrieb, das wissen eher echte Fans, von denen es eine Menge gibt: 55 Millionen Platten hat Quatro seit 1973 verkauft, noch immer geht sie auf Tournee.
"Suzi Q" ist das liebevolle, nicht nur affirmative Porträt einer Musikerin, die sich ihre Energie vor allem aus der Bestätigung durch das Publikum holt. Das hat bei echten Stars noch nie geschadet.