"System Error" von Florian Opitz kommt am Donnerstag in die Kinos. Der Regisseur tourt in den kommenden Wochen mit einigen seiner Protagonisten durch Deutschland - am 8. Mai ist er in der Berliner Urania.
"Perfekt bebildert, was jeder schon weiß"
Schmelzende Gletscher, zugemüllte Meere, die Finanzmärkte kurz vor dem nächsten Kollaps. Mit spektakulären Bildern zeigt Florian Opitz' Film "System Error", wie trotzdem weiter blind auf Wachstum gesetzt wird. Wirtschaftsexpertin Ulrike Herrmann ist das zu wenig.
"Dieser Wahnsinn des Wachstums wird großartig auf den Punkt gebracht", sagt die Wirtschaftsredakteurin der Tageszeitung "taz" Ulrike Herrmann über "System Error", den neuen Film des Dokumentarfilmers und zweifachen Grimmepreisträger Florian Opitz.
"Die Gesprächspartner verraten sich selbst, ohne es zu merken." Besonders absurd sei eine Szene in China gewesen: "Draußen kann man wegen des Smogs kaum noch etwas sehen und drinnen erzählt ein Chinese ganz begeistert, dass man in den nächsten 15 Jahren nochmal doppelt so viel Flugzeuge bestellen und bauen wird."
"Die Gesprächspartner verraten sich selbst, ohne es zu merken." Besonders absurd sei eine Szene in China gewesen: "Draußen kann man wegen des Smogs kaum noch etwas sehen und drinnen erzählt ein Chinese ganz begeistert, dass man in den nächsten 15 Jahren nochmal doppelt so viel Flugzeuge bestellen und bauen wird."
"Der absolute Höhepunkt war das Gespräch mit 'Scaramouch', einem ehemaligen Trump-Berater, der irgendwie auch in der Börse hantiert, der zu den Reportern sagt: 'Ihr seht scheiße aus.' Das bringt sehr gut auf den Punkt, dass diese Finanzakteure eigentlich überhaupt keine Ahnung haben und dass das Ganze eher eine Ästhetik oder eine Art Schönheitswettbewerb ist."
Wenn es um das sogenannte High Frequency Trading gehe, wo Computer in Nanosekuden Kursunterschiede ausnutzen, sehe man allerdings, dass Opitz nicht ganz verstanden habe, wie die Finanzmärkte funktionierten, sagt Herrmann. "Er tut ja so, als ob das High Frequency Trading jetzt Finanzkrisen auslösen. Und das ist nicht so. (…) Finanzkrisen haben allein mit der Vergabe von Krediten zu tun, also dass Volkswirtschaften am Ende überschuldet sind. Und dieser Unterschied kommt im Film überhaupt nicht raus."
Insgesamt ist Herrmann von "System Error" nicht ganz überzeugt. Das große Problem des Films sei, dass er keinen Ausweg aufzeige. "Wenn man hart wäre, müsste man sagen, dass er (Opitz) perfekt bebildert, was jeder schon weiß." Wie er selbst im Film sage, wüssten schon Schulkinder, dass ewiger Wachstum unmöglich sei. "Mehr kommt bei Opitz aber auch nicht."
(sel)