Dokumentarfilm über den Choreografen Richard Siegal

Mit Tanz die Welt reparieren

10:07 Minuten
Mehrere Ballett-Tänzerinnen und Tänzer unter einem Lichtkreis
Respekt vor jeder und jedem Einzelnen ist das Credo des Choreografen Richard Siegal. © imago images / Martin Müller
Benedict Mirow im Gespräch mit Britta Bürger |
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Ballet of Difference – Ballett des Unterschieds - so heißt das Tanzensemble, das der Choreograf Richard Siegal gegründet hat. Diese in Alter und Herkunft sehr gemischte Gruppe hat der Dokumentarfilmer Benedict Mirow in "Draw a line" portraitiert.
Respekt vor jeder und jedem Einzelnen ist die Voraussetzung für die Arbeit des Choreografen Richard Siegal. Das wird deutlich in einer Szene des Dokumentarfilms "Draw a line" von Benedict Mirow. Siegal begrüßt seine neu zusammengestellte Tanzgruppe mit einer Respektbezeugung und sagt, aufgrund dieser Wertschätzung können sie anfangen, die Dinge zu ändern.

Anders als beim klassischen Ballett

Diese Herangehensweise sei unüblich für die klassische Ballettwelt, sagt Dokumentarfilmer Benedict Mirow, wo es eher darum ginge, sich in die Gemeinschaft einzufügen und letztendlich unterzuordnen.
Bei Siegal sei das Gefühl ein gänzlich anderes: "Das ist eine Erfahrung, die wir während der ganzen Dreharbeiten gemacht haben, das wir immer wieder gehört haben von den Tänzern: 'Ich fühl mich hier so frei, ich fühl mich hier so angenommen, ich fühl mich hier so angenommen, als der, der ich bin.' Und das ist etwas, was Richard massiv in den Mittelpunkt seiner Arbeit gestellt hat und das er auch lebt", sagt Dokumentarfilmer Mirow.

Brücken bauen in Nigeria

Wie Richard Siegal durch Tanz die Welt ändern will, habe sich konkret bei einer Reise der Compagnie nach Lagos in Nigeria gezeigt, berichtet Mirow. Jeder Tänzer aus der Gruppe habe mit einem afrikanischen Tänzer gearbeitet: "Da sieht man sehr schön, was es bedeutet - diese Grenzen zu überschreiten, diese Brücken zu bauen, zwischen Tänzern, zwischen Menschen, zwischen verschiedenen Tanzrichtungen, Tanzstilen."

Nicht nur Harmonie

Aber auch bei Richard Siegal ist nicht immer alles harmonisch. Als sich zwei Tänzer verletzen, steht die Aufführung auf Messers Schneide. Siegal hingegen denkt nicht an Abbruch und fordert die Gruppen-Mitglieder bis zum Letzten - Zwölf-Stunden-Tage inklusive.
"Er hatte keine Wahl", sagt Mirow, "es ist ja eine freie Compagnie, die sich aus vielen Geldquellen finanziert und die ein sehr anspruchsvolles Ballett machen und das mit dem Bruchteil des Budgets eine Staatsballets". Wo sonst Rollen doppelt besetzt seien, hätte es keine Alternativen gegeben, so Mirow: "Aber Richard sagt im Film auch 'Ich hätte es nicht getan, wenn ich nicht geglaubt hätte, dass es funktioniert und wenn ich nicht geglaubt hätte, dass sie selber daran wachsen'."
(beb)
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