„Wo bist Du, Joao Gilberto?“
Eine Mischung aus unbeschwertem Samba und melancholischem Jazz – das ist Bossa Nova. Erfunden von Antonio Carlos Jobim und Joao Gilberto. Letzterer ist vor Jahrzehnten rätselhaft verschwunden. Ein Dokumentarfilmer hat sich auf die Suche gemacht.
Antonio Carlos Jobim ist lange tot, Joao Gilberto aber lebt noch – hochbetagt mit 88 – irgendwo in einem Hotelzimmer in Rio de Janeiro. Wo genau, das wissen nur seine Angehörigen und sein Manager. Mit Journalisten hat Joao Gilberto seit vielen Jahren nicht mehr gesprochen. Der legendäre Musiker ist zu einer Chimäre geworden. Schon vor Jahren versuchte der deutsche Pop-Literat Marc Fischer Gilberto zu treffen. Vergeblich. Er schrieb ein Buch darüber: "Hobalala – Auf der Suche nach Joao Gilberto".
"Als ich das Buch in die Hand bekam, war das wie ein Spiegel. Und das war eigentlich der Anfang vom Ganzen", sagt Georges Gachot. Auf der Suche nach Joao Gilberto sei der französische Dokumentarfilmer den Spuren von Fischer gefolgt, erklärt der Journalist Carsten Beyer:
"Er ist gewissermaßen selbst in die Rolle des Marc Fischer geschlüpft: Er hat die gleichen Orte besucht, die dieser vor acht Jahren besucht hat, zum Beispiel das Badezimmer von Joao Gilbertos erster Wohnung, wo dieser – auf dem Klo sitzend – monatelang Gitarre gespielt hat, bis er seinen Sound gefunden hat."
George Gachot trifft die gleichen Leute, die Marc Fischer vor acht Jahren getroffen hat: Joao Gilbertos Manager, seine Ex-Frau, die ebenfalls eine bekannte Sängerin in Brasilien ist und sogar seinen Frisör und seinen Koch. Aber überall prallt er auf eine Mauer des Schweigens. Insofern sei der Film "Wo bist Du, Joao Gilberto?" eigentlich eher ein Film über die Sehnsucht, sagt Beyer:
"In diesem Fall über die Sehnsucht, ein großes Idol endlich mal von Angesicht zu Angesicht zu treffen. Und das passt ja auch ganz gut, denn die Sehnsucht, die 'Saudade' ist nun mal das zentrale Element im Bossa Nova. Schon das allererste Album, das Joao Gilberto 1959 aufgenommen hat, heißt 'Chega de Saudade' und dieses Album war gewissermaßen der Prototyp der Bossa Nova."
(mw)