"Was ich neu entdeckt habe, war sein Humor"
Filmemacher Andres Veiel hat aus bisher unbekanntem Archivmaterial einen Dokumentarfilm über den Künstler Joseph Beuys gedreht. Dieser läuft im Wettbewerb der Berlinale. Dabei stellt er Beuys vor allem als politischen Künstler vor. Beuys habe gelehrt, dass man Politik selbst mitgestalten könne.
Ausgangspunkt für seinen Film war eine Ausstellung im Museum Hamburger Bahnhof 2009 in Berlin, sagt Veiel:
"Da bin ich auf einen Künstler gestoßen, der sich mit Demokratiefragen beschäftigt hat, mit ökonomischen Fragen, der Geldkreisläufe untersucht hat und damit das Museum im wahrsten Sinne des Wortes aufgesprengt hat. Die Türen waren sperrangelweit auf zu einer Gesellschaft, zu den wesentlichen Fragen, die mich selbst in dieser Zeit umgetrieben haben, wir waren kurz nach der Finanzkrise."
Für den Film sei die gute Zusammenarbeit mit dem Museum Hamburger Bahnhof sehr hilfreich gewesen, das ein umfangreiches Beuys-Medienarchiv besitzt. Schwierig war die Rechtefrage einzelner Fotos, was den Schnitt in die Länge gezogen habe.
Jeder Mensch kann Politik mitgestalten
Im Film stellt Veiel Beuys vor allem als politischen Menschen vor:
"Beuys ist nicht von einem abstrakten Politiksystem ausgegangen, sondern er ist vom Menschen selber ausgegangen. Er hatte die These 'Jeder Mensch ist ein Künstler', das heißt, jeder Mensch ist durch seine Fähigkeiten befähigt, Gesellschaft mitzugestalten. Diese Unterstellung ist ja erstmal ein sehr spannendes Menschenbild, weil es heißt: Wir müssen politische Verantwortung nicht delegieren, sondern wir können sie selbst erstmal wahrnehmen, indem wir uns mit Politik beschäftigen und dann auch eingreifen."
Im Laufe der Arbeit an dem Film habe er auch neue Seiten an Beuys kennen gelernt, so Veiel:
"Was ich neu entdeckt habe, war sein Humor, und das ist Voraussetzung, wenn man sich anderthalb Jahre nur mit Beuys beschäftigt, und wenn sein Humor nicht irgendwann unser Humor geworden wäre, wäre es unerträglich."