"Die Naturzerstörung zu ignorieren, wäre ein Verbrechen"
33:57 Minuten
Seine Sendung "Faszination Erde" ist die erfolgreichste Dokumentationsreihe im deutschen Fernsehen. Als Reisejournalist ist Dirk Steffens Augenzeuge einer immer weiter fortschreitenden Zerstörung der Erde − das hat auch ihn verändert.
Als Fernsehjournalist für das ZDF hat Dirk Steffens viele Orte auf der Welt mehrfach besucht. Dabei wurde er zum Augenzeugen des globalen Wandels:
"Wenn Sie an ein Wasserloch zum fünften Mal zurückkommen und jedes Mal gibt es weniger wilde Tiere, aber mehr Touristen. Wenn Sie an ein Korallenriff kommen und jedes Mal ist da mehr Sediment drauf, die Fischschwärme sind kleiner und der Plastikmüll im Meer wird mehr. Es ist egal, wo ich hinfahre, ob ins Eis der Arktis, in die Wüsten Australiens oder die Regenwälder Zentralafrikas, die Naturzerstörung ist inzwischen so global und allumfassend, dass das Ignorieren davon einfach ein Verbrechen wäre."
"Wir müssen das Artensterben stoppen"
Steffens' Sendung "Faszination Erde" ist die erfolgreichste Dokumentationsreihe im deutschen Fernsehen. Sie wurde mit dem Adolf-Grimme-Preis und dem Silbernen Kompass ausgezeichnet. Steffens' Filme sind schön und spektakulär. Seine Darstellungen der Pflanzen- und Tierwelten gleichen Liebeserklärungen an die Natur. Aber der Naturliebhaber Steffens macht sich immer größere Sorgen über die Zukunft der Erdenbewohner.
Fast ein Drittel der 80.000 registrierten Tier- und Pflanzenarten sind laut Weltnaturschutzunion vorm Aussterben bedroht. Darüber sei er zum ersten Mal in seinem "optimistischen, glücklichen Leben wirklich ernsthaft besorgt", sagt Steffens. Deshalb engagiert sich der 53-Jährige zunehmend auf politischer Ebene. Er gründete die "Biodiversity Foundation" und ist seit Ende 2016 UN-Botschafter für Biodiversität.
Steffens warnt: "Wir erleben gerade das größte Artensterben seit dem Verschwinden der Dinosaurier. Wir verlieren zehntausende Arten jedes Jahr. Und so ein Ökosystem funktioniert wie ein Netz. Wenn Sie zu viele Seile aus diesem Netz entfernen, dann kracht es irgendwann ein. Im Klartext: In Deutschland sind schon drei Viertel der Flug- und Bestäubungsinsekten weg. Wenn davon zu viele sterben, dann funktioniert zum Beispiel Landwirtschaft nicht mehr so, wie wir sie kennen. Das heißt, das geht rein in den Kern unseres eigenen Überlebensinteresses, unsere Nahrungsversorgung. Wir müssen das Artensterben stoppen, sonst wird es uns innerhalb von Jahrzehnten sehr schlecht gehen."
(cosa)
Die Sendung ist eine Wiederholung vom 22.11.2018.