"Chaos und Revolution" in deutschen Wohnzimmern
Rock'n'Roll-Konzerte von The Who, Peter Gabriel, ZZ Top oder The Police – live übertragen direkt in die deutschen Wohnzimmer: Das war die Kultsendung Rockpalast, die 1977 startete. Die ARD-Dokumentation "40 Jahre Rockpalast-Nacht" blickt auf die Anfänge zurück.
An diesem Abend hatte Patti Smith einfach keine Lust, sich interviewen zu lassen. Sei es nun, weil sie zu stoned war – oder weil sie grundsätzlich ungern Interviews gab. Anstatt sich vor ihrem Konzertauftritt also noch mit Rockpalast-Moderator Alan Bangs zu unterhalten, holte sie lieber ihre Klarinette raus und begann zu spielen.
Der betrunkene Musiker Mitch Ryder kündigte vor seinem Rockpalast-Auftritt dagegen großspurig an, das Konzert werde Chaos und Revolution auslösen. Auch wenn der Auftritt dann letztendlich ohne größere Zwischenfälle vonstatten ging.
Die Auftritte von Mitch Ryder und Patti Smith 1979 zeigen, was die "Rockpalast-Nacht" so besonders machte: Nicht nur jede Menge Rock'n'Roll von Größen wie Patti Smith, ZZ Top, The Police oder The Who, sondern auch eine große Spontanität und Eigendynamik der Sendung. Live, ohne Netz und doppelten Boden. Bestimmt auch ein Grund, weswegen die Sendung heute gerne mit dem Wort "Kult" belegt wird.
In der Dokumentation "40 Jahre Rockpalast-Nacht - I've lost my mind in Essen" (zu sehen am 23. Juli um 00:40 Uhr im Ersten) blickt Filmemacher Oliver Schwabe auf die großen Zeiten der Sendung zurück. Dabei kommen Musikgrößen wie Mitch Ryder, Mothers Finest, ZZ Top oder Stewart Copeland (Police) zu Wort. Dazu kommen Ausschnitte der Konzert-Übertragungen, Interviews mit Fans, Moderatoren – und natürlich dem Erfinder der Sendung, Peter Rüchel, der mittlerweile 80 Jahre alt ist.
Ein "sehr liebevoll" gemachter Rückblick auf 40 Jahre Rockpalast-Nacht, meint Musik- und Medienjournalist René Martens auf Deutschlandfunk Kultur. (lk)