Dokumentation

Die Mafia und das Geschäft mit dem Müll

Eine Müllhalde, die die Mafia benutzt haben soll, wird von der Polizei am 01.09.2011 in Casal di Principe, nördlich von Neapel, (Italien) den Medien gezeigt.
Eine Müllhalde, die die Mafia benutzt haben soll, nördlich von Neapel © dpa
Sandro Mattioli im Gespräch mit Liane von Billerbeck |
Italien ist für vieles berühmt: seine Küche, die Oper, die traumhaft schönen Landschaften. Alles andere als schön sind die 200.000 Hektar Land, die als Müll-Notstandsgebiete gelten. Dort sterben auffällig viele Menschen an Krebs – während die Mafia bestens verdient.
Die illegale Entsorgung von Giftmüll ist eine der größten Einnahmequellen der 'Ndrangheta, Europas mächtigster Mafia-Organisation. Doch wie genau funktioniert das Geschäft? Die Arte-Dokumentation "Das Gift der Mafia" beleuchtet die kriminellen und bisweilen tödlichen Machenschaften.
Sandro Mattioli ist Vorstandsmitglied des Berliner Vereins "Mafia, nein Danke", Buchautor und Co-Autor der Dokumentation. Er kennt die Hintergründe:
"Die Mafia verdient wesentlich damit, dass sie Dienstleistungen anbietet – und das viel günstiger als es Unternehmen können. Das war vor allem in der Vergangenheit der Fall, als Entsorgungskapazitäten für besonders schwierige Abfälle fehlten. Da handelt es sich um radioaktive Abfälle und Industrieabfälle, die natürlich sehr ungesund sind."
Verschiedene Methoden seien dabei zu beobachten, so der Experte. Zum einen eine Technik, die bis in die 60er-Jahre auch in Deutschland praktiziert worden sei.
"Man gräbt irgendwo ein Loch, man gibt die Abfälle hinein, man gibt etwas Trennendes darauf – das können dann weniger schwierige Abfälle sein oder auch Erdmassen – und gibt noch einmal Giftmüll darauf."

Auch Abfälle aus Deutschland wurden illegal entsorgt

Eine zweite, komplexere Technik sei es, Schiffe mit den Abfällen zu beladen und diese im Meer zu versenken, beispielsweise mit Sprengstoff. Auch Umdeklarierungen seien eine gängige Mafia-Praxis. Woher der Müll stamme, lasse sich im Detail nicht bestimmen, sagt Sandro Mattioli, aber es gebe Belege dafür, dass auch Abfälle aus Deutschland darunter seien.
Obwohl ein 'Ndrangheta-Aussteiger Mattioli und dessen Co-Autor Christian Gramstadt versicherte, man brauche sich keine Sorgen zu machen – schließlich sei es zum Nachteil für die kühl agierende und kalkulierende Mafia, wenn einem deutschen Journalisten etwas passierte – waren die Dreharbeiten mitunter nervenaufreibend.
"Es gab die merkwürdige Situation eines Informanten, der Kontakte zu hohen Mafia-Zirkeln hatte und auch in Geheimdienst-Kontakt stand, bei dem wir eines Abends in seinem Unternehmen aufgetaucht sind. Und dann gingen hinter uns die Stahltore zu, unser Auto stand da drin, irgendwelche Hunde sprangen um uns herum. Der Herr war sehr freundlich und sagte, wir könnten zu einer Deponie gehen, wo Abfälle vergraben werden – und da haben wir dann dankend abgelehnt."
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