Eine Familie im Räderwerk der Geschichte
In der Dokumentation "Heimat ist ein Raum aus Zeit" verfolgt der Filmemacher Thomas Heise die Geschichte seiner Familie über vier Generationen. In langen Einstellungen und schwarz-weiß gedreht schildert der Film eine eindringliche Spurensuche.
"Heimat ist ein Raum aus Zeit" feierte seine Premiere im Forum der Berlinale. Der Filmemacher Thomas Heise folgt in der Dokumentation den Spuren seiner Familie über vier Generationen. Dabei schöpft er fast ausschließlich aus privaten Aufzeichnungen. "Tagebücher, Briefe und Notizen. Sehr wenig Dokumente: ein paar Fotos und ein paar Listen, das ist eigentlich alles, der Rest ist sehr privat", erzählt Thomas Heise.
Das Verhältnis vom normalen Leben und der Geschichte
Er sei der letzte, der von der Familie noch lebt, sagt der Filmemacher. Ein Jahr lang habe er alles transkribiert, was sich von seinem Bruder, seinen Eltern und Großeltern, angesammelt habe. "Jetzt haben wir halt den Film draus gemacht", so Heise.
Es gehe dabei gar nicht so sehr um diese spezielle Familie, erklärt der 63-Jährige: "Es geht primär um das Verhältnis vom normalen Leben und der Geschichte. Individuum und Geschichte, wie gehen die miteinander um? Oder was löst das eine für das andere aus?"
Eine bewegte Familienhistorie
Dabei ist die Geschichte der Familie Heise durchaus eine bewegte und bewegende: Die Großmutter ist Jüdin, der Großvater Kommunist, beide wurden in der Nazizeit verfolgt. Der Vater Wolfgang Heise war ein Philosophieprofessor in der DDR, der mit dem Nationalpreis geehrt wurde. Aber Heise möchte darüber hinaus allgemeine Abläufe sichtbar machen, zeigen, wie Geschichte funktioniert.
Der Film sei nicht minutiös geplant gewesen, berichtet Thomas Heise: "Es war klar, dass wir drehen werden, ohne ein Buch in der Hand zu haben. Es gab in meinem Kopf ein paar Orte, die ich wusste, die mit den Personen, um die es da geht, zu tun haben. Da sind wir hingefahren und haben uns umgeguckt."
(beb)