45 Minuten und kein Interesse
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Die ZDF-Dokumentation "Fernsehen in der DDR" will einen Einblick in die TV-Landschaft der ehemaligen DDR geben. Doch scheitere sie an dieser Aufgabe, findet Journalist Matthias Dell: Es würden simpelste Erinnerungen und einfachste Gefühle bedient.
Vor dem 30. Jahrestag des Mauerfalls im November zeigt ZDFinfo am Freitagabend eine ganz besondere Dokumentation: "Fernsehen in der DDR – Sandmann, Propaganda und ein Kessel Buntes". Darin werden sechs Sendungen aus dem DDR-TV vorgestellt: "Der Schwarze Kanal", "Willi Schwabes Rumpelkammer", "Die Aktuelle Kamera", "Ein Kessel Buntes", "Außenseiter-Spitzenreiter" und die Jugendsendung "Elf99".
Kritik an ZDF-Dokumentation
Neben Einspielern aus den besagten Sendungen kommen auch Ostdeutsche zu Wort, die über ihre persönlichen Erinnerungen berichten. Deutschlandfunk-Kultur-Mitarbeiter Matthias Dell findet die ZDF-Doku allerdings höchst problematisch.
"Es geht immer nur um Widerstand und Repression, dazwischen ist ein bisschen Unterhaltung. Wenn das die einzige Perspektive ist, dann ist das nicht gut", findet der Fernsehkritiker. Mit "Verachtung und Zynismus" seien die 45 Minuten der Sendung gefüllt worden.
Es geht auch anders
Die ZDF-Doku sei zudem durchformatiert. Daher, so Dell, habe die Sendung nicht das Recht, sich selbst über ein anderes Fernsehen zu mokieren: Die Doku interessiere sich selbst für überhaupt nichts. Statt dessen würden simpelste Erinnerungen und einfachste Gefühle präsentiert.
Das es auch anders gehe, habe am Montag das Künstlergruppe Reproducts mit ihrem Format "Fernsehfriedhof" in Berlin gezeigt, sagt Dell. Sie näherten sich in der Veranstaltung "Wessifizierung durch Fernsehen" dem DDR-Fernsehen über dessen Inhalt – ohne sich darüber zu belustigen oder die Nase zu rümpfen.
(rzr)