Dokuserie "Allen v. Farrow"

Neu erzählte Missbrauchsvorwürfe gegen Woody Allen

07:15 Minuten
Die Familie Allen in Leningrad.
Die Familie Allen in Leningrad: Eigentlich hat sich Woody Allen kaum für seine Kinder interessiert, erzählt die Dokuserie "Allen v. Farrow". © imago / ZUMA Wire / Jane Read Martin
Kerstin Zilm im Gespräch mit Massimo Maio · 22.02.2021
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Die vierteilige Dokuserie "Allen v. Farrow" arbeitet die Missbrauchsvorwürfe gegen Woody Allen neu auf - anhand von ausführlichen Interviews und neuem Material. Sie könnte den Blick auf das Werk Woody Allens verändern.
Die Vorwürfe gegen Woody Allen sind bekannt: Er soll seine Tochter Dylan im August 1992 sexuell belästigt haben, das sagen Dylan und ihre Mutter Mia Farrow.
Allen selbst bestreitet die Vorwürfe, es wurde nie Anklage gegen ihn erhoben. Bis heute ist er ein angesehener Filmemacher.
Jetzt arbeitet eine HBO-Dokuserie die Geschichte noch einmal auf: In "Allen v. Farrow" erzählen Mia und Dylan Farrow zum ersten Mal ausführlich, was aus ihrer Sicht passiert ist.
Kritikerin Kerstin Zilm findet die Dokuserie bereits nach der ersten Folge "verstörend". Diese erste Folge erzähle vor allem den Hintergrund, die Vorwürfe gegen Woody Allen und dessen Verteidigung.

Heimvideos erzählen von Allens Beziehung zu Dylan

Viele Heimvideos, die Mia Farrow von ihren Kindern drehte, würden dabei einen Blick hinter die Kulissen liefern, sagt Zilm: "Da wird schnell klar, dass Woody Allen, der sich nie so richtig für Kinder interessiert hat, schnell eine Beziehung zu Dylan entwickelt."
Die Doku erzähle weiter, wie Allen Dylan gebeten habe, an seinem Daumen zu saugen, wie er sie nie aus den Augen gelassen habe, sie mit ins Bett nahm - und schließlich den mutmaßlichen sexuellen Missbrauch.
Demnach soll Dylan im August 1992 Mia Farrow erzählt haben, dass Allen sie im Intimbereich angefasst habe. Eine Untersuchung wird eingeleitet. Allen sagt daraufhin, Mia Farrow habe die Tochter manipuliert.

Leaving Allenland?

Neu an der Dokumentation sei nun vor allem ein Video, das Mia Farrow von Dylan machte, kurz nachdem diese ihr von Allens mutmaßlichem Missbrauch erzählte. Diese Video sei jedoch im ersten Teil der Dokuserie noch nicht zu sehen gewesen, sagt Zilm.
Aber bereits diese erste Folge hinterlasse ein "ungutes Gefühl". Die Serie könnte den Blick auf das Werk Woody Allens nachhaltig prägen, sagt Zilm, ähnlich wie es die Dokumentation "Leaving Neverland" mit dem Werk Michael Jacksons getan habe: "Ich habe jetzt erst mal kein Verlangen, mir alte Woody-Allen-Filme anzugucken, oder den neuen überhaupt anzusehen."
Woody Allen selbst sagte dem "Hollywood Reporter", dass die Dokumentation "kein Interesse an der Wahrheit" habe. Die Anschuldigungen seien falsch - "wie schon seit Jahrzehnten".
(sed)
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