Die Liebe als Systemfehler
Die "Don Karlos"-Inszenierung von Martin Kušej am Residenztheater München lässt keinen Raum für Trost. Es geht um gnadenlose Macht und zum Scheitern verurteilte Liebe. Dabei entpuppt sich der Klassiker von Friedrich Schiller als eine Art Thriller.
In Martin Kušejs Inszenierung von Friedrich Schillers "Don Karlos" am Residenztheater München dreht sich alles um die Freheit, oder besser: um die Abwesenheit der Freiheit. Kušej kritisierte vor der Premiere, die Menschen hätten mittlerweile alle Chancen auf Freiheit vergeigt. "Das ist eine interessante Aussage", sagte Theaterkritiker Christoph Leibold im Deutschlandfunk Kultur, "weil das Stück, das wir erleben, zumal so wie Kušej es inszeniert, eigentlich eine Welt zeigt, in der man Freiheit gar nicht vergeigen kann, weil Freiheit hier von vornherein keine Chance hat."
Keine Freiheit, keine Liebe
Die Macht drängt mit Gewalt alles zurück und lässt Freiheit, Liebe und Selbstwirklichung nicht zu. "Liebe ist hier nur ein Systemfehler", sagt Leibold. Besonders interessant an der Inszenierung ist die Besetzung von Don Karlos, der von dem erst 27-jährigen Niels Strunk gespielt wird.
Die Inszenierung konfrontiert die Zuschauer mit verschiedenen Typen von Machtbewusstsein. Der Stil der Inszenierung habe etwas von einem Thriller. Dazu passt, dass Kušej vermutet, dass wenn Friedrich Schiller noch leben würde, er wohl die Drehbücher spannender Serien schreiben würde.
(mau)