Große Klappe, nichts dahinter
Medial hat sich Donald Trump in den Vordergrund dieses Vorwahlkampfes geschoben. Dennoch sollte er sich keine allzu großen Hoffnungen machen, von den Republikanern wirklich als Präsidentschaftskandidat nominiert zu werden. Denn außer Parolen hat er nichts zu bieten.
Donald Trump bläst kräftig die Backen auf – auch in New Hampshire, einem der ersten Bundesstaaten, in denen ab Anfang Februar die Vorwahlen abgehalten werden, bezeichnet sich der Immobilienmilliardär, Selfmade-Politiker und Egozentriker als "den größten Job-Präsidenten, den Gott jemals erschaffen hat".
Trump hat sich medial in den Vordergrund dieses Vorwahlkampfes geschoben. Zum Schrecken seiner Mitbewerber bei den Republikanern ist er absoluter Spitzenreiter seiner Partei in allen Umfragen. Zum Schrecken deshalb, weil Trump wichtige Wählergruppen mit markigen Sprüchen und provokanten Thesen vor den Kopf stößt. Die Hispanics, die Einwanderer aus Südamerika, erklärt er immer wieder zu Verbrechern und Vergewaltigern und empfiehlt, eine riesige Mauer zu ihrer Abwehr zu errichten.
Muslimische Einwanderer möchte er sich ganz vom Leib halten und fordert ein generelles Einreiseverbot.
Er provoziert und skandalisiert, er polarisiert und spaltet, wo immer er kann: Sein beliebtestes Ziel ist Hillary Clinton, seine politische Gegnerin auf Seiten der Demokraten – sie attackiert er mit Angriffen jenseits des politischen Anstands, vulgär, ausfallend und persönlich beleidigend.
Auch die Mitbewerber aus der eigenen Partei überzieht er mit Verbalinjurien. Jeb Bush etwa, Präsidentensohn und Präsidentenbruder, dem man eigentlich zugetraut hätte, das Rennen bei den Republikanern zu machen – Jeb Bush ist mit viereinhalb Prozent in den jüngsten Umfragen weit abgeschlagen: Matt wehrt er sich gegen Trumps Attacke, ein total schlaffer Bewerber zu sein – Trump sei nicht ernst zu nehmen.
Trump wird sich an den Mitbewerben messen lassen müssen
Trump sollte sich aber in der Tat keine allzu großen Hoffnungen machen, von den Republikanern wirklich als Präsidentschaftskandidat nominiert zu werden: Niemandem kann verborgen bleiben, dass er außer Parolen nichts zu bieten hat. Je weiter es auf die Vorwahlen zugeht, desto mehr werde sich Trump politisch und programmatisch an den Mitbewerbern messen lassen müssen, sagen Politologen: An Ted Cruz aus Texas etwa oder Marco Rubio aus Florida, denen derzeit die größten Chancen eingeräumt werden, das Rennen zu machen. Beide werden versuchen, sich in den nächsten Tagen und Wochen immer deutlicher von Donald Trump abzugrenzen und sich gleichzeitig eigene Vorteile zu verschaffen. Es herrscht das offene Hauen und Stechen unter den Republikanern.
Dabei haben sie insgesamt die schlechteren Karten bei den Wahlen um Obamas Nachfolge: Die Demografie spricht gegen sie. Latinos, Asiaten und Afroamerikaner, Frauen und jüngere Weiße – diese wichtigen Wählergruppen tendieren zu den Demokraten. Deshalb kann sich die bis dato unangefochtene Bewerberin bei den Demokraten, Hillary Clinton, berechtigte Hoffnungen machen, im Januar 2017 als erste Präsidentin der Vereinigten Staaten ins Weiße Haus einzuziehen. Deshalb kann sie sich auch im Gestus der Favoritin über Trumps Wahlkampf entrüsten, den sie einfach nur zutiefst verurteile.
Hillary Clinton ist indes selbst nicht unumstritten: Die 68-Jährige gilt als Vertreterin des schlecht beleumdeten politischen Establishments, sie gilt als kühle Strategin eines Wahlkampfes, der über geradezu unerschöpfliche finanzielle Mittel verfügt. Und es steht noch dahin, ob sich ihr Versuch auszahlen wird, ihren Mann verstärkt in ihren Wahlkampf einzubinden. Donald Trump jedenfalls konterte ihren Vorwurf des Sexismus mit dem Hinweis auf die schmerzliche Affäre, die ihr Mann während seiner Amtszeit im Weißen Haus mit der Praktikantin Monika Lewinsky hatte. Trump bezeichnete ihn, den Ex-Präsidenten, prompt als größten Frauenschänder aller Zeiten.