Make Comedy Great Again
22:52 Minuten
Vier Jahre lang lebten Late Night Shows, Comedies und Parodisten von dem mitunter bizarren Schauspiel, das US-Präsident Donald Trump bot. Doch am Mittwoch könnte der Spaß vorbei sein. Anlass, noch einmal zurückzublicken - auf eine Zeit großer Komödie.
Einen festen Platz hat sich Donald Trump in den vergangenen vier Jahren in den amerikanischen Late Night Shows erarbeitet. Material ist immer genug da für prominente Comedians wie Chris Rock, Samantha Bee, John Oliver oder auch für Steven Colbert, einen der bekanntesten Satiriker der USA.
Aber Donald Trump ist aus Comedian-Sicht auch ein Problem: Denn wer im echten Leben so zugespitzt agiert, lässt sich satirisch kaum noch toppen, meint etwa die gebürtige US-Amerikanerin und deutsche Entertainerin Gayle Tufts. Dennoch sieht sie in Satire und Comedy ein notwendiges Ventil, um die Ereignisse im Weißen Haus unter Präsident Trump zu verarbeiten.
Bei allem Spaßpotenzial durch Trump an der Staatssspitze wünscht sich die engagierte Demokratin keine weiteren vier Jahre mit diesem US-Präsidenten, dem sie - angesichts seines Verhaltens gegenüber Einwanderern beispielsweise aus Mexiko - faschistoide Züge vorwirft. Er solle sich lieber im Ruhestand gemeinsam mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un und dem russischen Präsidenten Putin in eine ferne Ecke der Welt verziehen, wo sie sich möglichst große Denkmäler errichten lassen könnten. Und auch ohne Trump würde die Comedy nicht ein-, sondern weitergehen, so Tufts.
Eine vielleicht unbeabsichtigte Nebenwirkung von Trumps unfreiwilligem satiritischen Potenzial: Jeder Sketch, jede Namensnennung macht den Präsidenten auch ein bißchen größer, ikonischer. Selten reagiert er auf die beliebte nächtliche Belustigung der US-Bevölkerung am Bildschirm, auch wenn er oft Zielscheibe ist. Tat das dann aber doch im Fall von Colbert, den er als einen "No-Talent-Guy" bezeichnete, wodurch sich der "Mann ohne Talent" genauso geehrt wie amüsiert fühlte.
Trumps Corona-Desinfektionsspray als Durchbruch
Senkrechtstarterin des Jahres 2020 ist die New Yorker Trump-Parodistin Sarah Cooper, die dank Twitter, TikTok und Facebook eine steile Karriere hinlegte, ohne ihr Wohnzimmer verlassen zu müssen. Die zu Beginn des Jahres noch ganz unbekannte ehemalige Google-Angestellte schaffte es, zur berühmten Millionen-Follower-Queen in den sozialen Netzwerken und in dieser Woche zu einem Special bei Netflix.
Ihre Idee: sie synchronisiert besonders schräge Statements von Donald Trump zum Beispiel zum Thema "Desinfektionsspray und Corona" in kurzen schrägen Filmchen. Die amerikanische Nation - und auch viel Prominenz - lacht sich über die Werke der Jamaikanerin regelmäßig schlapp. Und der Präsident hat sie auf Twitter geblockt.
Der gepiesackte Präsident
Nicht nur deshalb ist klar: Humor ist nicht die Stärke von Donald Trump. Schon gar nicht, wenn er auf seine Kosten geht. Solange er die Oberhoheit über Witze über sich selbst hat, ist noch alles in Ordnung. Wenn es zum Beispiel darum geht, dass er nicht trinkt und dass dies eine seiner wenigen guten Eigenschaften sei. Oder wenn er erzählt, wie er sich selbst die Ehrenmedaille des Kongresses verleihen wollte. Was abgelehnt wurde.
Auch die Geschichte, dass Desinfektionsspray gegen Corona hilft, sei - so Trump im nachhinein - Sarkasmus und ein Test der Lügenpresse gewesen. Ein Test, den die meisten nicht verstanden haben, weil man ihm so eine Idee durchaus zutraute.
Dünnhäutig wird der US-Präsident, wenn er die Kontrolle darüber verliert, wer wann wie über ihn lacht. Das ordnet er alles unter "Fake News" ein. Und sagt - auch im Hinblick auf die Late Night Shows, die er kein bißchen witzig findet -, dass er lange nicht so gemein und garstig sei, wie manche Komiker von ihm behaupten.
(ik)