Schatten auf dem Laufsport
Kenias Langstreckenläufer haben ein Imageproblem. In den vergangenen drei Jahren wurden 35 von ihnen des Dopings überführt. Jetzt steht der Rest unter Generalverdacht. Immerhin will der Staat nun doch gegen die Dopingsünder vorgehen.
Trainer Jimmy Beauttah scheucht eine Gruppe Nachwuchsathleten über die Aschenbahn. Simba oder 'der Löwe', wie er liebevoll genannt wird, und sein Kollege John Ngure treiben die jungen Männer unerbittlich an
Auf der Stelle laufen, Knie hoch. Nach 45 Sekunden sind die Spitzenläufer der Zukunft völlig ausgepumpt. Aber nach einer kurzen Verschnaufpause müssen sie wieder ran. Acht Wiederholungen insgesamt.
"Manchmal muss man aufpassen, dass auch alles richtig ausgeführt wird. Der Trainer muss sagen: Was aufgetragen ist, wird auch gemacht. Dann tun sie es."
Immer vorwärts, auch wenn man müde ist
Die beiden Trainer arbeiten mit dem Elite-Nachwuchs Kenias. So talentiert, dass es für einen Platz im High Performance Training Center gereicht hat. Die renommierte Laufschule wurde von Kenias Langstreckenlegende Kipchoge Keino gegründet und hat mehr Olympiasieger und Weltmeister hervorgebracht als jede andere im Land. Mit ganz einfachen Methoden:
"Alles ganz natürlich. Wir haben die Straßen, wir haben Abhänge und Steigungen. Was braucht man mehr? Und Du hast Deinen Körper."
Manche versuchen es offenbar zu sehr – und mit illegalen Mitteln. In den vergangen drei Jahren wurden 35 kenianische Leichtathleten mit verbotenen Substanzen im Blut erwischt. Kenia hat ein Doping-Problem, und darunter leiden auch die ehrlichen Sportler:
"Wenn man jetzt ein Rennen gewinnt, sagen alle, kenianische Athleten dopen. Das ist nicht gut. Das betrifft jeden, weil dir nach einem erfolgreichen Rennen keiner glaubt."
So Marathonsieger Lucas Rotich frustriert. Und der dreimalige Weltmeister im Hürdenlauf Moses Kiptanui verteidigt seine Kollegen:
"Viele Kenianer sind sauber. Es gibt ein paar, die es nicht sind, und die müssen entlarvt werden. Wenn wir das nicht tun, woher sollen wir wissen, wer sauber ist und wer nicht? Niemand weiß das."
50 Jahre lang hat sich keine Behörde gegen Doping engagiert
Genau das soll jetzt geschehen. Dass Anfang des Jahres auch noch die Spitzenmarathon-Läuferin Rita Jeptoo nach zwei positiven Doping-Proben für zwei Jahre gesperrt werden musste, hat sowohl den nationalen Leichtathletikverband als auch die Regierung aufgeschreckt:
"Schockierenderweise hat es in den letzten 50 Jahren keine Behörde gegeben, die sich um das Dopingproblem kümmert."
Sportminister Hassan Wario hat im Januar eine Anti-Doping-Agentur ins Leben gerufen. Ein Anti-Doping-Gesetz liegt zur Beratung im Parlament. Gleichzeitig will der Verband seine Leichtathleten besser über verbotene Substanzen aufklären. In der Talentschmiede von Eldoret ist das allerdings völlig unnötig, versichert Trainer Simba Beauttah:
"Es gibt keine Wunder. Man muss früh anfangen, sich Ziele setzen und trainieren. Der Rest kommt dann schon. Und man braucht einen festen Willen. Wenn man den hat, kann der Körper mitziehen."
Seine Nachwuchstalente wissen das. Und noch so große Doping-Skandale können sie nicht vom Träumen abhalten. Wie den 21-jährigen Hillary Maiyo, im 5000-Meter-Lauf auf Platz 99 der Weltrangliste:
"Mein großer Traum ist, dass ich eines Tages Olympia-Sieger sein werde. Ich will irgendwann unter den Top-Athleten sein."