Forderungen nach Sperren für weitere russische Verbände
Der Internationale Sportgerichtshof hat den Olympia-Ausschluss der russischen Leichtathleten für rechtmäßig erklärt. Nach diesem Urteilsspruch werden nun auch Maßnahmen gegen andere russische Sportverbände gefordert.
Klares Zeichen aus Lausanne. Der internationale Sportgerichtshof CAS hat den Einspruch von 68 russischen Leichtathleten und des Russischen Olympischen Komitees gegen die Sperre durch den Welt-Leichtathletikverband IAAF abgelehnt.
Die IAAF hatte den nationalen Verband im November wegen umfassenden Dopings suspendiert und die Sperre für internationale Wettkämpfe vor einem Monat über die Spiele in Brasilien hinaus verlängert. Damit ist das Olympia-Aus der russischen Leichtathleten besiegelt.
Die IAAF hatte den nationalen Verband im November wegen umfassenden Dopings suspendiert und die Sperre für internationale Wettkämpfe vor einem Monat über die Spiele in Brasilien hinaus verlängert. Damit ist das Olympia-Aus der russischen Leichtathleten besiegelt.
Die Cas-Entscheidung sende ein klares Signal in Richtung IOC, sagte der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, Clemens Prokop:
"Ich glaube, dass die heutige Entscheidung auf jeden Fall den Druck auf das Internationale Olympische Komitee, die russische Mannschaft insgesamt auszuschließen, noch mal verstärkt hat. Das bedeutet aus meiner Sicht dann eben, dass ein anderer Schritt als der Ausschluss der russischen Mannschaft kaum für mich vorstellbar wäre, ohne dass gleichzeitig ein massiver Verlust von Glaubwürdigkeit im internationalen Sport eintreten würde."
Der Ball liegt nun beim IOC
Ähnlich sieht es auch der deutsche Innenminister Thomas de Maizière: "Jetzt wo dieses systematische Doping in wichtigen Sportarten wohl festzustehen scheint, ist jetzt die Stunde für eine harte Entscheidung und nicht für Großzügigkeit."
Der Ball liege nun beim IOC, so de Maizière. Das IOC hatte angekündigt, bis zum kommenden Dienstag zu entscheiden, ob das gesamte russische Team von den Olympischen Spielen ausgeschlossen wird. Am Sonntag will sich das Exekutivkomitee des IOC erneut besprechen. Das hatte seine Entscheidung bewusst vertagt, um das CAS-Urteil abzuwarten.
Nun wächst der Druck auf das Internationale Olympische Komitee. Der war schon auch vor der Entscheidung nun immens - spätestens, seit der von der Welt-Anti-Doping-Agentur beauftragte Ermittler Richard McLaren Russland systematisches Doping während der Olympischen Winterspiele in Sotschi 2014 nachgewiesen hat - unter Einmischung des Geheimdienstes und von Mitarbeitern des Sportministeriums. Die Wada forderte daraufhin den Ausschluss der gesamten russischen Mannschaft.
Verdacht gegen weitere russische Verbände
Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Alfons Hörmann, sagte, nach dem Cas-Urteil werde es wahrscheinlicher, dass weitere Sportarten oder das gesamte russische Team gesperrt werden. Hörmann fordert, dass die 20 Verbände des Sommersports, die nachweislich gegen die Spielregeln verstoßen, ausgeschlossen werden.
"Dann wenn eben das gesamte System eindeutig und klar gegen die weltweit gültigen Spielregeln verstößt muss man gegebenenfalls auch das gesamte System, zumindest in den Fachverbänden, die betroffen sind, auf die Strafbank setzen."
Russland reagierte mit Unverständnis auf das Cas-Urteil. Ein Kreml-Sprecher sagte, die kollektive Sperre sei aus Sicht des Kremls unzulässig. Der russische Sportminister Witali Mutko sagte, die Entscheidung des Cas sei politisch motiviert. Nicht der erste Kampagnenvorwurf gegen den Westen.
Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa, eine der klagenden Athletinnen, bezeichnete das Urteil als Beerdigung der Leichtathletik. Sie habe aber noch Hoffnung, dass das IOC dem Urteil nicht folgt. Theoretisch dürfte es das - das scheint aber ausgeschlossen zu sein.
Jetzt geht es nur noch um die Frage, gibt es einen Komplettausschluss Russlands - oder lässt das IOC die einzelnen Sportarten darüber entscheiden, ob die russischen Athleten antreten dürfen.