"Natürlich wurde alles abgehört"
37:00 Minuten
„Ich kenne viele Leute, die haben ein Familienleben und finden das zum Gähnen langweilig“, sagt Pola. Bei ihr ist das anders. Völlig unvorbereitet erfährt sie auf drastische Weise als Jugendliche, dass ihr Vater lange Zeit ein Doppelleben führte.
Pola wächst mit ihrer Schwester nahe Bonn auf. In einem schönen Haus am Hang, mit großem Garten. Ihre Mutter arbeitet als Hauptschullehrerin, ihr Vater ist Referent in einem Bonner Ministerium.
Eine Kindheit wie im Bilderbuch
Sie hat eine Kindheit wie im Bilderbuch: Mit zwei Eltern, die sich lieben, die mit ihren Kindern tolle Urlaube verbringen, viele spannende Freunde habe, die in Polas Zuhause ein und ausgehen.
Es wird viel gefeiert, getanzt, aber auch leidenschaftlich diskutiert über die großen politischen und gesellschaftlichen Themen der 70er-Jahre: die Studentenbewegung, die Ostpolitik der sozialliberalen Koalition, Willy Brandt, der gesellschaftliche Aufbruch nach 25 Jahren konservativer Regierungen. Polas Eltern sind beide in der SPD und glauben an den Wandel. So sah Polas Kindheit aus.
Der Umzug nach Ostberlin – ein Schock
Erst in der Jugend bekommt der harmonische Rahmen Risse. Da zieht die Familie nach Ostberlin. Der Vater hat sich für eine Stelle in der Ständigen Vertretung der BRD beworben und diese auch bekommen.
Der Umzug war ein Schock für die Familie: Ostberlin ist quasi der Gegenentwurf zum beschaulichen Bonn: Die Familie wohnt in der Leipziger Straße, Hochhaus, 13. Stock, in einer Wohnung, die von oben bis unten verwanzt ist. Neue Freunde zu finden, ist erst mal schwierig. Es wird aber nicht der einzige Schock in Polas Leben bleiben.
Erst einige Jahre später wird sich herausstellen, dass der Vater die ganze Zeit ein Doppelleben führte.
Eine "Plus Eins"-Geschichte über ein Leben voller Geheimnisse und den jahrelangen Versuch von Pola, dieses Geheimnis zu lüften.