"Ein Lied ist kein Zeitungsartikel"
Am Anfang ihrer Karriere war sie vom Bossa Nova fasziniert, Rock, Pop und Urban Folk kamen hinzu. Jetzt geht die Sängerin Dota Kehr mit einem Streicherensemble auf Tour. Ein Schritt hin zu mehr Besinnlichkeit? Es ist wohl eher Ausdruck des Spaßes am Experimentieren, sagt die Liedermacherin.
Die Berliner Folk-Sängerin Dota Kehr ist eine der wenigen erfolgreichen deutschen Liedermacherinnen einer jüngeren Generation. Mit ihren Songs, ihrer klaren Stimme, die bei ihren Live-Konzerten voll zur Wirkung kommt, hat sie sich in den letzten Jahren in Deutschland eine immer größere Fan-Schar erspielt. Und das, obwohl sie sich ganz bewusst keine große Plattenfirma als Rückdeckung sicherte, sondern seit ihren Anfangstagen ihre Alben bei ihrem eigenen Label, Kleingeldprinzessin Records, veröffentlicht.
Auf ihrer aktuellen Tournee probiert sie Neues aus und geht erstmals mit einem Streicherensemble auf Reisen. Sie versucht damit, ihr Klangspektrum von Rock, Pop und Urban Folk zu erweitern. Möchte sie besinnlicher und nachdenklicher klingen und vielleicht auch politischer werden? Es sei vor allem Neugier, etwas Neues auszuprobieren. Mit politischem Songwriting, verneint Dota Kehr dagegen, habe sie sich bislang nicht besonders intensiv auseinander gesetzt.
"Die Lieder der Friedensbewegung - wie in den 70ern -, die gibt es halt aktuell nicht. Nicht, weil es keinen Krieg gäbe, gegen den man protestieren könnte. Aber ich denke, die Zusammenhänge sind so komplex, dass es schwierig ist, ein einfaches Lied darüber zu machen." Sie sei politisch interessiert und informiere sich über alles. "Und vielleicht ist es auch angesagt, mal wieder in Liedform zu sagen: Dieser neue Militarismus - das geht nicht." Aber: "Ich kann mir nicht vornehmen, ein Lied zu einem bestimmten Thema zu schreiben. Ein Lied ist eben kein Zeitungsartikel. Man kann nicht recherchieren und sagen: So, hier ist die Faktenlage, und hier ist das Lied dazu."