20 Jahre "Dota"

Der Sog der Bühne

09:05 Minuten
Dota Kehr mit Gitarre auf einer Bühne in Görlitz, 2020.
Dota Kehr geht auf Jubiläumstour. Das Auftreten habe sie während der Corona-Pandemie sehr vermisst, bekennt die Singer-Songwriterin. "Da fehlte der Sog der Bühne und diese Freude, das teilen zu können." © imago / Steffen Junghans
Dota Kehr im Gespräch mit Martin Böttcher |
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Dota Kehr steht seit 20 Jahren mit ihren Kollegen auf der Bühne. Nun geht die inzwischen fünfköpfige Band "Dota" auf Jubiläumstour. Sie blicke auf einige entscheidende Stationen zurück, so die Musikerin. Und: Manches würde keine Band mehr so machen.
Im Jahr 2023 spielt Dota Kehr 20 Jahre mit ihrer Band zusammen. Zum runden Jubiläum geht die inzwischen fünfköpfige Band auf eine kleine Tour durch fünf Städte. "Es sind 16 Alben, die wir rausgebracht haben, und ich wollte das gerne ein bisschen feiern", sagt Kehr.
Mit Schlagzeuger Johannes Görlich und Gitarrist Jan Rohrbach steht die 43-Jährige seit 2003 auf der Bühne, inzwischen heißt die ganze Gruppe nach der Sängerin DOTA – auf Wunsch der anderen Mitglieder, wie die Berlinerin betont.

Abschied von den Stadtpiraten

"Die Band wollte schon lange diesen Namen Stadtpiraten gerne loswerden, weil es auch so nach Kindertheater klang", erinnert sich die 43-Jährige an die letzte Umbenennung, "Und dann haben wir das endgültig auf DOTA verkürzt, was für mich komisch ist, weil es auch mein Name ist. Aber meine Bandmusiker wollten das gerne so, und ich kann damit auch leben."
"Ich staune auch, wie die Zeit vorbeirauscht: Ich muss wohl jetzt anerkennen, dass ich in die Reihe der mittelalten Singer-Songwriter aufgenommen bin." Dabei habe es in all der Zeit kein Jahr gegeben, das sie lieber übersprungen hätte.
Im Rückblick kann sie einige entscheidende Stationen ausmachen: "2010 kam 'Bis auf den Grund' heraus, und das war so ein richtig großer Sprung nach vorn. Plötzlich waren auch auswärts, nicht nur in der Heimatstadt, wo man sich einfach ein Publikum erspielt, größere Konzertorte voll", erinner sich Dota Kehr. "Ich weiß noch, wie wir damals losgefahren sind, einfach auf gut Glück, und dann waren 300 Leute an der Abendkasse in Freiburg. Ich glaube, das würde heute keine Band mehr so machen."

Medizinstudium und Arztberuf

Kehr sagt, sie habe keine Minute bereut, dass sie nicht in der Medizin geblieben sei: "Ich habe das sehr gerne studiert, und ich wäre auch gerne Ärztin geworden, aber einfach noch viel lieber Sängerin."
Leider könne man das schlecht planen: "Es stellte sich wirklich erst kurz vor dem Staatsexamen für mich so heraus, dass ich davon leben könnte." Sie habe sich seit 2004 das Studium schon mit der Musik finanziert. "Aber man kann nicht planen, was einem einfällt, ob es gute Stücke werden, ob die Leute das annehmen, ob da Leute kommen."
Fast entschuldigend sagt sie: "Es tut mir rückblickend leid: Jemand anders hätte vielleicht meinen Studienplatz haben sollen." Aber, betont sie noch einmal: "Ich konnte es nicht vorhersehen."

Einschnitt Corona

Schwierig sei die Corona-Pandemie gewesen und die Folgen seien auch immer noch spürbar: Sie sei in großer Sorge gewesen, dass möglicherweise Live-Musik gar nicht mehr so zurückkommen werde wie sie war.
Die Sorge erscheine ihr auch im Nachhinein ein bisschen berechtigt: "Denn man merkt, wie die ganze Branche sehr zu kämpfen hat, weil so viele Leute sich einfach abgewöhnt haben, auf Konzerte zu gehen. Es fehlt einfach so ein Drittel bis die Hälfte Publikum."
Die Pandemie-Zeit und dass sie nicht auf der Bühne habe stehen können, habe sie so deprimiert, dass sie eine ganze Weile gar nichts mehr habe schreiben können, blickt Dota Kehr zurück: "Da fehlte der Sog der Bühne und diese Freude, das teilen zu können." Aber das sei nun zum Glück überwunden.

Kaléko-Vertonungen, Teil 2

Im Sommer rechnet Kehr mit dem Erscheinen eines zweiten Albums allein mit Vertonungen von Gedichten Mascha Kalékos. "Mir ist klar, dass es auch viele andere Dichterinnen und Dichter gibt", sagt die Sängerin. "Aber ich habe mich entschieden, noch mal ausschließlich Mascha-Kaléko-Texte zu nehmen, weil mich das so sehr anspricht."
Es habe noch so vielen schöne Gedichte von Kaléko gegeben und diese ließen sich auch einfach gut in Musik umsetzen, erklärt Kehr: "Zum einen hat sie diese formale Strenge, die sehr hilft beim Vertonen", erklärt die Musikerin. "Und es ist immer wahnsinnig gut verdichtet, es ist sehr knapp."
Komischerweise wirkten selbst Gedichte, die gar nicht besonders lang seien, als Lied schnell sehr lang. "Ich glaube, es liegt an der Intention, mit der das geschrieben ist", mutmaßt Kehr. "Bei Kalékos Texten ist meist kein Wort zuviel und es lässt sich sehr, sehr gut singen."
(mfu)
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