Die Legende an der Hammond-B3
So frisch und neugierig wie eh und je zeigte sich Dr. Lonnie Smith mit seinen 75 Jahren bei seinem Auftritt beim Jazzfest Berlin. Im Gespräch schwärmt der unlängst zum legendären Label Blue Note zurückgekehrte Hammond-Spieler von der Energie der Jazz-Community.
Ich traf Dr. Lonnie Smith vor dem Berliner Konzert in der Lobby seines Hotels – und wie er so dasaß mit seinem Turban und seinem langen weißen Bart, verströmte er die Aura eines Heiligen. Wir hätten uns zuletzt im 18. Jahrhundert gesehen, sagte er mir. Und fuhr bierernst fort, in dem er meinte, ich sei ja ganz schön alt geworden. Nach weiteren kleineren Irritationen schwärmte Dr. Lonnie Smith von der Kraft des Jazz und von der Energie innerhalb der Jazzcommunity:
"Es ist so schön: Wenn ich in ein Konzert gehe, in dem die Leute die Musik genießen, ist es so, als würde man vieles hinter sich lassen und zugleich etwas hinzugewinnen, an das man sich möglicherweise für immer erinnern kann und vielleicht für immer lieben wird. Es ist zudem unheimlich schön, immer wieder neue Menschen zu treffen und kennenzulernen. Das ist unschlagbar und man merkt, dass die Welt oft viel besser ist, als man annimmt. Das Vergessen viele Menschen häufig. Wenn ich ein Konzert gebe, versuche ich diese Gedanken weiterzugeben."
Rückkehr zu Blue Note
Sehr positiv spricht Dr. Lonnie Smith im Übrigen auch über die Rückkehr zum Label "Blue Note" für das er in den 60er Jahren vier Alben als Leader und etliche weitere als Sidemen veröffentlicht hat und im letzten Jahr mit dem Album "Evolution" (auf dem u.a. auch Robert Glasper und Joe Lovano mitspielen) wieder zusammenfand.
"Wir sind wie eine Familie. Auch wenn sich die Wege manchmal verzweigt haben, gab es immer eine Verbindung. Und wir passen aufeinander auf. Das wird nie aufhören und dem Ganzen liegt eine große Liebe zugrunde. Blue Note ist wirklich etwas ganz besonderes für mich."
Das Feuer weiterreichen
Beim Konzert in Berlin dachte Dr. Lonnie Smith gar nicht daran, irgendwelche Hammond-B3-Klischees abzurufen. Smith hat sich – wie wir bei dem Berliner Konzert feststellen konnten, seine Neugierde bewahrt. Deswegen passt auch der Albumtitel des neuen Albums ziemlich gut - "Evolution". Wichtig ist es Dr. Lonnie Smith, dass das Feuer an die jüngere Generation weiterzureichen. Mal abgesehen davon, dass viele seiner gleichaltrigen Kollegen nicht mehr leben oder nicht mehr auftreten, sei es für ihn ganz entscheidend, Generationen zusammen zubekommen.
Programmtipp: Einen Mitschnitt des Jazzfest-Berlin-Auftritts hören Sie auf Deutschlandfunk Kultur am 13. November ab 20.03 Uhr
"Es ist wichtig und etwas Großartiges, junge und ältere Menschen mit Musik zusammen zu bringen. Eine Zeitlang saßen vor allem ältere Menschen in meinen Konzerten und hatten ihren Spaß. Doch dann haben die Jungen angefangen, meine Musik zu sampeln, haben plötzlich dazu getanzt, was auch wiederum den Älteren gefallen hat. So etwas ist unschlagbar."
Wichtig ist der Groove
Ganz zentral – betont Dr. Lonnie Smith seien der Puls - und vor allem: der Groove, der in seiner Musik stecke.
"Für mich ist der Groove Teil meines Lebens. Ich möchte die Menschen dadurch fühlen lassen, was ich fühle. Wenn sie nicht den Rhythmus erkennen, dann fehlt ihnen etwas. Über den Groove möchte ich kommunizieren und damit die Leute mit auf eine Reise nehmen."
Sehen Sie hier auch einen Auftritt des Dr. Lonnie Smith Trios beim Chicago Jazzfestival: