Wild
USA 2014
Regie: Jean Marc Vallée
Hauptdarsteller: Reese Whitherspoon
115 Minuten
Eine Frau flieht vor sich selbst
Jean Marc Vallée führt Regie und Nick Hornby schreibt das Drehbuch - was kann da schon schief gehen? Leider so einiges. Das Selbstfindungsdrama "Wild" mit Reese Witherspoon krankt an seiner überladenen Geschichte und wirkt eigentümlich uninspiriert.
Der Frankokanadier Jean Marc Vallée hat mit "Crazy" einen wunderbaren und mit "Dallas Buyers Club" einen sehr guten Film gedreht. Leider erkennt man in diesem Star-Vehikel für die manchmal etwas überehrgeizig wirkende Reese Witherspoon nichts mehr von einer Handschrift des Regisseurs. Cheryl, eine junge Frau, versucht vor sich selbst zu fliehen, sich neu zu finden, ihr altes, verkorkstes Leben abzustreifen.
Sie verlor die geliebte Mutter, flüchtete sich danach in Sexaffären, obwohl sie verheiratet war, und wurde drogenabhängig. Auf dem 1.000 Meilen langen Pilgermarsch des "Pacific Crest Trail" verarbeitet Cheryl nun ihre Erfahrungen und möchte danach einen Neuanfang wagen.
Für die Vorstellungskraft des Zuschauers bleibt kein Raum
Auch wenn es sich um die Verfilmung eines Bestsellers handelt, wirkt die Geschichte völlig überladen. Das liegt vor allem an den penetranten Rückblenden, die alles, aber leider auch alles erklären und bebildern. Für die Vorstellungskraft des Zuschauers, für Ruhe oder Zeit zum Meditieren im Kinosessel gibt es keinen Raum.
Es ist schon enttäuschend, wenn ein Brite wie Nick Hornby das Drehbuch schreibt, ein sensibler Regisseur aus Quebec hinter der Kamera steht, jedoch durch den Star und die Produzentin Reese Witherspoon am Ende ein gut gemeinter, aber uninspirierter amerikanischer Film dabei heraus kommt.
Sicher hat "Wild" seine Momente, ist immerhin gut gespielt und kann auch phasenweise überzeugen, bleibt aber letztendlich doch zwiespältig. Sean Penn hat übrigens vor acht Jahren mit "Into the Wild" bei einem ähnlichen Thema den sehr viel besseren Film gedreht.