Christian Demand ist Kunsthistoriker und Kulturphilosoph. Seit 2012 ist er Herausgeber der Zeitschrift "Merkur".
Chance für eine ehrliche Debatte über Flüchtlingspolitik
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Nach der Verhaftung von Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete wächst der Protest. "Genau das, was wir brauchen", sagt der Kulturjournalist Christian Demand - vielleicht werde dann endlich wieder über eine koordinierte EU-Flüchtlingspolitik gesprochen.
Dramatische Szenen haben sich am Wochenende auf Lampedusa abgespielt. Nach ihrer Landung mit dem Flüchtlingsschiff "Sea-Watch" wurde die Kapitänin Carola Rackete von der italienischen Polizei abgeführt. Weil sie 40 Migranten ohne Einfahrtgenehmigung an Land brachte, drohen ihr nun mehrere Jahre Haft. Bundespolitiker haben inzwischen die Freilassung von Carola Rackete gefordert, bei Spendenaktionen kamen bereits mehr als eine Million Euro zusammen.
Keine koordinierte Flüchtlingspolitik
Durch diese Zuspitzung werde endlich mal eine griffige Situation hergestellt, findet der Journalist Christian Demand: "Es kommt jetzt genau das zustande, was wir brauchen, nämlich eine Diskussion, die dann hoffentlich irgendwann über diesen Einzelfall hinausgreift und die Generalfrage in Angriff nimmt: Gibt es so etwas wie eine koordinierte Flüchtlingspolitik in der EU?" Hier adäquate Regelungen zu finden, sei lange Zeit versäumt worden - "unter anderem deswegen, weil sich Deutschland rausreden konnte, dass dies das Problem der Außengrenzen ist."
Bereits vor 2015 hätten mehrere Vorschläge auf dem Tisch gelegen, was man unternehmen könnte, sagte Demand. Bei dem Versuch, Lösungen zu finden, seien Jahre verschlafen worden und man habe sich lieber für Abwarten entschieden, kritisierte er.