Sieben Kandidaten für Mülheim − "NSU ist das Trendthema"
Rechtsextreme Gewalt, das Schicksal von Flüchtlingen und künstliche Befruchtung: Sieben neue Stücke mit überwiegend brisanten Themen konkurrieren um den 40. Mülheimer Dramatikerpreis. Heute gab die Jury die eingeladenen Produktionen für das Festival im Mai bekannt.
"Das Trendthema des Theaterjahres sind die Taten der Terrorzelle NSU", sagte der Sprecher des Auswahlgremiums, Tobias Becker. Auf die Liste der Nominierten steht "Furcht und Ekel. Das Privatleben glücklicher Leute" von Dirk Laucke in der Inszenierung des Schauspiels Stuttgart. "Es gibt so viele neue NSU-Stücke, dass es problemlos möglich gewesen wären, das komplette Festival nur mit ihnen zu bestücken", sagte Becker.
Mit in der Konkurrenz sind "Die Schutzbefohlenen" von Elfriede Jelinek über das Flüchtlingsdrama von Lampedusa (Hamburger Thalia Theater) und die Groteske "Wunsch und Wunder" von Felicia Zeller (Saarländisches Staatstheater) über eine Praxis für Reproduktionsmedizin. Dazu kommt "Homo Empathicus" von Rebekka Kricheldorf in der Version des Deutschen Theaters Göttingen: Hier geht es um den Wunschtraum einer politisch korrekten Gesellschaft, der in einem Alptraum endet.
Ausgewählt wurden außerdem "Common Ground" von Yael Ronen, das Kriegsstück "Die lächerliche Finsternis" von Wolfram Lotz und das Drei-Generationen-Drama "Die Unverheiratete" von Ewald Palmetshofer für die diesjährigen "Stücke" in Mülheim an der Ruhr.
Der mit 15.000 Euro dotierte Dramatikerpreis gilt als eine der renommiertesten Theaterauszeichnungen Deutschlands. Gezeigt werden pro Jahr sieben bis acht Stücke in ihrer wirksamsten Aufführung, meist der Uraufführung. Eine Jury wählt die gezeigten Werke aus den in der jeweiligen Saison uraufgeführten deutschsprachigen Stücken aus. Die Mülheimer Theatertage finden vom 16. Mai bis zum 6. Juni statt.
Homepage der "Stücke" in Mülheim a.d. Ruhr
Programmtipp: In der Sendung "Studio 9" sprechen wir um 18.20 Uhr mit dem Theaterkritiker Ulrich Fischer über die Auswahl der Stücke zum Mülheimer Dramatikerpreis.