Dramen und Nostalgie-Gefühle
"Tropic Thunder" ist eine Parodie auf Vietnam-Dramen. Bei "Unschuld" handelt es sich um den Kino-Debütfilm eines erfahrenen TV-Regisseurs. In "Friedliche Zeiten" geht es um deutsch-deutsche Nostalgie-Gefühle. "Die Kunst des negativen Denkens" beherrscht ein Querschnittsgelähmter, der die "Krüppel" gegen die "Gesunden" aufeinanderhetzt.
"Tropic Thunder"
USA 2008. Regie: Ben Stiller, Darsteller: Ben Stiller, Tom Cruise, Jack Black. 106 Minuten
"Tropic Thunder" von und mit Ben Stiller: Der 42-jährige Schauspieler ist auch als Drehbuch-Autor sowie als Produzent und Regisseur aktiv: Hier, bei dieser geschätzten 150-Millionen-Dollar-Produktion, produzierte er mit, schrieb auch am Drehbuch mit, war als Regisseur aktiv und stand als einer der Hauptakteure auch vor der Kamera.
Ben Stiller: Jahrgang ’65, bekannt geworden über Komödien wie "Verrückt nach Mary" (1998), "Meine Braut, ihr Vater und ich" (2000/mit Robert De Niro), "Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich" (2004/mit Dustin Hoffman und Barbra Streisand); "Nachts im Museum" (2006) sowie, im Vorjahr, "Nach 7 Tagen - Ausgeflittert". Der Ex-"Saturday Night Live"-TV-Komiker Stiller belegt derzeit innerhalb der Hollywood-Gagen-Rangliste Platz sieben (nach unter anderen Will Smith, Johnny Depp. Leonardo DiCaprio und Bruce Willis).
Hier nun ist mal wieder Film im Film lauthals angesagt. Mit einem riesigen Etat und ebensolchem Aufwand möchte Hollywood vor Ort in Südostasien den definitiven Vietnam-Kriegsfilm drehen. Dazu wurden ebenso hochkarätige wie extrem eitle Stars eingekauft. Mit denen der britische Regisseur prompt so seine vielen Schwierigkeiten am Set hat.
Als der ge- beziehungsweise entnervte Filmemacher versehentlich auf eine Mine tritt "und verschwindet", halten die Schauspieler dies für einen Gag und glauben, nun "solo" den Film weiterrealisieren zu müssen. Dabei geraten sie an eine örtliche Dschungel-Drogen-Gang, mit denen es plötzlich "echten Krieg" gibt, während in Hollywood - beim überkandidelten Produzenten - mittenmal "Lösegeldforderungen" eingehen.
Ein "Auf-die-Schippe-Nehmen"-Film ist angezeigt. Über das dumme, überdrehte Film-Business, den vermeintlich "guten Geschmack" und politische Unkorrektheit als grobe, zotige Dauer-Ulk-Nummer. Mit allerlei Anspielungen, Film-Zitaten ("Apocalypse Now"), komischen Absurditäten und heiklem Tabuthemen-Zertrümmern (Kindersoldaten, Adoptivkinder aus der Dritten Welt). Leider bleibt das Interesse dieses zwischen ulkiger Persiflage und brutalen Action-Motiven angelegten "Fights" begrenzt. Einerseits passt das alles nie recht "spaßig" zusammen, hier die Lacher, dort die Explosionen. Andererseits stößt das Sujet - Kriegsfilm/Vietnamfilm - hierzulande auf eher geringes Neugier-Reiz-Potenzial. Bleiben die namhaften Mitwirkenden: Ben Stiller als Mini-Rambo mit Karriereknick und intellektuellen Defiziten, na ja.
Robert Downey Jr. ("Iron Man") als australischer Charakter-Mime und fünffacher "Oscar"-Preisträger, der nach seiner Schauspielausbildung ("Method Acting") darauf besteht, sich die Haut schwarz zu färben, weil ursprünglich seine Rolle für einen Schwarzen geschrieben war. Der Anarcho-Clown Jack Black, das Prima-Temperamentsbündel ("School Of Rock"), als drogenabhängiger Komiker mit erheblichen Verdauungsstörungen, der seinen "Zucker" verliert", na ja.
Tom Cruise gibt - lange Zeit fast nicht zu erkennen - den schmierigen, geldgeilen, arrogant-tänzelnden Hollywood-Mogul, mit Halbglatze und Bierbauch, ganz urig-originell als Solo-Auftritt. Desweiteren dürfen noch Champs wie Matthew McConaughey und "Veteran" Nick Nolte einige nette Possen und billige Schreihals-Posen vermitteln. Insgesamt: So etwas wie ein 1:1-"Unentschieden-Film"; bisweilen recht witzig, dann aber wieder ziemlich zäh-gestreckt und wenig "zweideutig-furchteinflößend-pointiert". Schaut man ihn sich an, ist es so schlimm auch nicht; übersieht man ihn, versäumt man so viel auch nicht. In den USA ist der Film sicherlich auch deshalb ganz erfolgreich, weil das Thema "Vietnam" im aktuellen Präsidenschaftswahlkampf eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Das Bei-uns-Fazit: Nur ein begrenztes Augenzwinker-Amüsemant möglich.
"Unschuld"
Deutschland 2008. Regie: Andreas Morell. Darsteller: Kai Wiesinger, Nadeshda Brennicke, Leslie Malton, u.a. 94 Minuten
"Unschuld" von Andreas Morell (D 2007) ist der Kino-Debütfilm eines erfahrenen TV-Regisseurs ("Verliebt in Berlin"). Ein Ensemblefilm, angesiedelt im heutigen Berlin. Eine Prostituierte, ein Busfahrer, eine Polizistin, ein Fotograf, eine junge Türkin, ein Musiker, ein Politiker, insgesamt elf Menschen und Schicksale in der großen Großstadt auf der Suche nach Sinn, Zuneigung, Geborgenheit. Und dem Überwinden ihrer ständigen "städtischen Depression". Das wird ebenso beliebig wie langweilig vorgeführt.
Der Zuschauer bleibt immer außen vor, bekommt keinen Zugang zu irgendeiner Figur beziehungsweise Person, die emotionale Distanz ist enorm. Warum hier wer mit wem dann doch oder nicht und überhaupt, völlig wurscht, egal, uninterssant. Langeweile-pur. Der Anspruch ist, "einen Blick auf die abwesende Poesie unseres modernen Daseins" zu werfen sowie "zersplitterten Seelen unserer urbanen Welt nachzuspüren", bleibt in Über-Künstlichkeit und fader, bedeutungsschwangerer Story- Konstruktion stecken. Mit unter anderen Nadesha Brennicke, Michael Kind, Leslie Malton und Kai Wiesinger. Ein vielfach geförderter deutscher Überflüssigkeitsfilm.
"Friedliche Zeiten"
D 2008. Regie: Neele Leana Vollmar. Darsteller: Katharina Schubert, Oliver Stokowski, Nina Monka, Leoni Brill, Axel Prahl. 98 Minuten. Ab 6 Jahre
"Friedliche Zeiten" von Neele Leana Vollmar und noch so eine trübes, trockenes deutsches Filmchen, das auf der großen Leinwand nicht "mithalten" kann. Nach der gleichnamigen Romanvorlage von Birgit Vanderbeke bekommen wir es wieder einmal mit deutsch-deutschen Nostalgie-Gefühlen zu tun. Vermittelt über die westdeutsche Familie Striesow während der End-Sechziger-Jahre. Man ist einst aus der DDR abgehauen und hat sich im "Goldenen Westen" dennoch nie ganz gemeinsam akklimatisiert. Die hochgradig neurotische Ehefrau und Mutter Irene (Katharina Schubert, zuletzt großartig in "Shoppen") sehnt sich in die vertraute "Zone" zurück, erwartet täglich/stündlich den Dritten Weltkrieg und fürchtet angebliche "Zweitfrauen" ihres fleißigen Ehemannes Dieter (Oliver Stokowski), der für das erträumte Häuschen rackert und von "Amerika" träumt. Drei Kinder: Ute, Wasa und der kleine Flori.
Als Zuhause der private Kleinkrieg zwischen den Eltern ausbricht, bemühen sich die cleveren Töchter trickreich, die familiäre Gemeinschaft am Leben zu erhalten beziehungsweise zusammenzuhalten. Staub und dröge Wehmut, wohin man blickt und hört.
Pappnasen anstatt originelle, interessante, spannende, reizvolle, glaubwürdige Charaktere. Vorhersehbare Statements und Abläufe. Klischee-Anhäufungen noch und nöcher (zum Beispiel in der Beschreibung der Nachbarn, des Kollegenkreises, zu dem auch Axel Prahl gehört, in den schlichten Gedanken und Bewegungen), während das End 68er-Zeitgeschehen nur als dünner TV-Begleit-Kommentar säuselnd daneben surrt. Ein einfältig-sperriger Kleine-Leute-Mief-Film der deutschen Piefke-Art: Langweilig-langweilig…
"Die Kunst des negativen Denkens"
Norwegen 2007. Regie: Bård Breien. Darsteller: Fridtjov Såheim, Kirsti Eline Torhaug, Henrik Mestad, Marian Saastad Ottesen, Kari Simonsen, Per Schaaning, Kjersti Holmen. 79 Minuten
"Die Kunst des negativen Denkens" von Debütant Brad Breien: ja, ja, die Norweger und ihr schwarzhumoriges Anarcho-Potenzial, deren Produzenten hier mitmischten). So was wie "Einer flog über das Kuckucksnest" an einem Abend/in einer Nacht/dann am Morgen in einem "überschaubaren" Haus. Wo der seit einem Unfall querschnittsgelähmte 33-jährige Geirr lebt. Den Schmerz über seine eingeschränkte Mobilität und Impotenz betäubt der Neu-Zynikler in Alkohol und mit Joints. Außerdem sieht er sich fortan apokalyptische Kriegsfilme und hört sich Johnny-Cash-Schallplatten an.
Um ihre Ehe zu retten, lädt seine Ehefrau Ingvild seine Therapeutin mitsamt ihrer Gruppe, bestehend aus vier Behinderten, ein. Dort ist man darauf getrimmt, das Schicksal immer "positiv" zu betrachten beziehungsweise zu erklären. Was Geirr ausrasten lässt und was für zünftige emotionale Kriegsstimmung im Häusle sorgt. Motto: Gegen Psycho-Phrasen, gegen dieses Unter-die-Decke-Kehren von wahren Gefühlen, Gedanken und Problemen, gegen die gutgemeinte Bevormundung, gegen die offensichtliche Heuchelei, gegen diese einstudierten Binsenwahrheiten.
Jeder "pustet" sich quasi in dieser Ereignis-Nacht voll aus, darf sich seelisch auf- und ausblättern, was schließlich zu einer völligen Selbstreinigung und Neuorientierung mit- und untereinander führt. Eine, wie es im Werbeslogan vom Verleih heißt, "Feelbad-Komödie". Also das genaue Gegenteil von "Happy Go Lucky", gegen alles Positiv-Denken-Dogma, als hintergründige Frontalattacke gegen alle Zwangsoptimisten dieser Welt. Mit ebenso boshafter wie vorhersehbarer Brachial-Kritik als heikle Balance: Brad Breien macht sich lustig, denunziert dabei aber nicht. Und, wir lernen: Behinderte sind keine braven Opfer-Lämmer, sondern können genauso fies, verlogen und egoistisch sein wie alle Anderen auch. Ein schräg-böser Vorschlaghammer-Psycho-Film. Mitunter vorhersehbar, dabei interessant geschmackswackelnd, dabei aber auch "fein"-schräg-überkandidelt. Niemand ist "definitiv" perfekt, das gibt es gar nicht, signalisiert dieser spannende Außenseiter-Schock, im Gegenteil: Man kann durchaus auch übel gelaunt, sarkastisch, bissig und voller triefendem Selbstmitleid durchs Leben düsen, auch dies ist letztlich nur allzu radikal-menschlich-verständlich.
USA 2008. Regie: Ben Stiller, Darsteller: Ben Stiller, Tom Cruise, Jack Black. 106 Minuten
"Tropic Thunder" von und mit Ben Stiller: Der 42-jährige Schauspieler ist auch als Drehbuch-Autor sowie als Produzent und Regisseur aktiv: Hier, bei dieser geschätzten 150-Millionen-Dollar-Produktion, produzierte er mit, schrieb auch am Drehbuch mit, war als Regisseur aktiv und stand als einer der Hauptakteure auch vor der Kamera.
Ben Stiller: Jahrgang ’65, bekannt geworden über Komödien wie "Verrückt nach Mary" (1998), "Meine Braut, ihr Vater und ich" (2000/mit Robert De Niro), "Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich" (2004/mit Dustin Hoffman und Barbra Streisand); "Nachts im Museum" (2006) sowie, im Vorjahr, "Nach 7 Tagen - Ausgeflittert". Der Ex-"Saturday Night Live"-TV-Komiker Stiller belegt derzeit innerhalb der Hollywood-Gagen-Rangliste Platz sieben (nach unter anderen Will Smith, Johnny Depp. Leonardo DiCaprio und Bruce Willis).
Hier nun ist mal wieder Film im Film lauthals angesagt. Mit einem riesigen Etat und ebensolchem Aufwand möchte Hollywood vor Ort in Südostasien den definitiven Vietnam-Kriegsfilm drehen. Dazu wurden ebenso hochkarätige wie extrem eitle Stars eingekauft. Mit denen der britische Regisseur prompt so seine vielen Schwierigkeiten am Set hat.
Als der ge- beziehungsweise entnervte Filmemacher versehentlich auf eine Mine tritt "und verschwindet", halten die Schauspieler dies für einen Gag und glauben, nun "solo" den Film weiterrealisieren zu müssen. Dabei geraten sie an eine örtliche Dschungel-Drogen-Gang, mit denen es plötzlich "echten Krieg" gibt, während in Hollywood - beim überkandidelten Produzenten - mittenmal "Lösegeldforderungen" eingehen.
Ein "Auf-die-Schippe-Nehmen"-Film ist angezeigt. Über das dumme, überdrehte Film-Business, den vermeintlich "guten Geschmack" und politische Unkorrektheit als grobe, zotige Dauer-Ulk-Nummer. Mit allerlei Anspielungen, Film-Zitaten ("Apocalypse Now"), komischen Absurditäten und heiklem Tabuthemen-Zertrümmern (Kindersoldaten, Adoptivkinder aus der Dritten Welt). Leider bleibt das Interesse dieses zwischen ulkiger Persiflage und brutalen Action-Motiven angelegten "Fights" begrenzt. Einerseits passt das alles nie recht "spaßig" zusammen, hier die Lacher, dort die Explosionen. Andererseits stößt das Sujet - Kriegsfilm/Vietnamfilm - hierzulande auf eher geringes Neugier-Reiz-Potenzial. Bleiben die namhaften Mitwirkenden: Ben Stiller als Mini-Rambo mit Karriereknick und intellektuellen Defiziten, na ja.
Robert Downey Jr. ("Iron Man") als australischer Charakter-Mime und fünffacher "Oscar"-Preisträger, der nach seiner Schauspielausbildung ("Method Acting") darauf besteht, sich die Haut schwarz zu färben, weil ursprünglich seine Rolle für einen Schwarzen geschrieben war. Der Anarcho-Clown Jack Black, das Prima-Temperamentsbündel ("School Of Rock"), als drogenabhängiger Komiker mit erheblichen Verdauungsstörungen, der seinen "Zucker" verliert", na ja.
Tom Cruise gibt - lange Zeit fast nicht zu erkennen - den schmierigen, geldgeilen, arrogant-tänzelnden Hollywood-Mogul, mit Halbglatze und Bierbauch, ganz urig-originell als Solo-Auftritt. Desweiteren dürfen noch Champs wie Matthew McConaughey und "Veteran" Nick Nolte einige nette Possen und billige Schreihals-Posen vermitteln. Insgesamt: So etwas wie ein 1:1-"Unentschieden-Film"; bisweilen recht witzig, dann aber wieder ziemlich zäh-gestreckt und wenig "zweideutig-furchteinflößend-pointiert". Schaut man ihn sich an, ist es so schlimm auch nicht; übersieht man ihn, versäumt man so viel auch nicht. In den USA ist der Film sicherlich auch deshalb ganz erfolgreich, weil das Thema "Vietnam" im aktuellen Präsidenschaftswahlkampf eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Das Bei-uns-Fazit: Nur ein begrenztes Augenzwinker-Amüsemant möglich.
"Unschuld"
Deutschland 2008. Regie: Andreas Morell. Darsteller: Kai Wiesinger, Nadeshda Brennicke, Leslie Malton, u.a. 94 Minuten
"Unschuld" von Andreas Morell (D 2007) ist der Kino-Debütfilm eines erfahrenen TV-Regisseurs ("Verliebt in Berlin"). Ein Ensemblefilm, angesiedelt im heutigen Berlin. Eine Prostituierte, ein Busfahrer, eine Polizistin, ein Fotograf, eine junge Türkin, ein Musiker, ein Politiker, insgesamt elf Menschen und Schicksale in der großen Großstadt auf der Suche nach Sinn, Zuneigung, Geborgenheit. Und dem Überwinden ihrer ständigen "städtischen Depression". Das wird ebenso beliebig wie langweilig vorgeführt.
Der Zuschauer bleibt immer außen vor, bekommt keinen Zugang zu irgendeiner Figur beziehungsweise Person, die emotionale Distanz ist enorm. Warum hier wer mit wem dann doch oder nicht und überhaupt, völlig wurscht, egal, uninterssant. Langeweile-pur. Der Anspruch ist, "einen Blick auf die abwesende Poesie unseres modernen Daseins" zu werfen sowie "zersplitterten Seelen unserer urbanen Welt nachzuspüren", bleibt in Über-Künstlichkeit und fader, bedeutungsschwangerer Story- Konstruktion stecken. Mit unter anderen Nadesha Brennicke, Michael Kind, Leslie Malton und Kai Wiesinger. Ein vielfach geförderter deutscher Überflüssigkeitsfilm.
"Friedliche Zeiten"
D 2008. Regie: Neele Leana Vollmar. Darsteller: Katharina Schubert, Oliver Stokowski, Nina Monka, Leoni Brill, Axel Prahl. 98 Minuten. Ab 6 Jahre
"Friedliche Zeiten" von Neele Leana Vollmar und noch so eine trübes, trockenes deutsches Filmchen, das auf der großen Leinwand nicht "mithalten" kann. Nach der gleichnamigen Romanvorlage von Birgit Vanderbeke bekommen wir es wieder einmal mit deutsch-deutschen Nostalgie-Gefühlen zu tun. Vermittelt über die westdeutsche Familie Striesow während der End-Sechziger-Jahre. Man ist einst aus der DDR abgehauen und hat sich im "Goldenen Westen" dennoch nie ganz gemeinsam akklimatisiert. Die hochgradig neurotische Ehefrau und Mutter Irene (Katharina Schubert, zuletzt großartig in "Shoppen") sehnt sich in die vertraute "Zone" zurück, erwartet täglich/stündlich den Dritten Weltkrieg und fürchtet angebliche "Zweitfrauen" ihres fleißigen Ehemannes Dieter (Oliver Stokowski), der für das erträumte Häuschen rackert und von "Amerika" träumt. Drei Kinder: Ute, Wasa und der kleine Flori.
Als Zuhause der private Kleinkrieg zwischen den Eltern ausbricht, bemühen sich die cleveren Töchter trickreich, die familiäre Gemeinschaft am Leben zu erhalten beziehungsweise zusammenzuhalten. Staub und dröge Wehmut, wohin man blickt und hört.
Pappnasen anstatt originelle, interessante, spannende, reizvolle, glaubwürdige Charaktere. Vorhersehbare Statements und Abläufe. Klischee-Anhäufungen noch und nöcher (zum Beispiel in der Beschreibung der Nachbarn, des Kollegenkreises, zu dem auch Axel Prahl gehört, in den schlichten Gedanken und Bewegungen), während das End 68er-Zeitgeschehen nur als dünner TV-Begleit-Kommentar säuselnd daneben surrt. Ein einfältig-sperriger Kleine-Leute-Mief-Film der deutschen Piefke-Art: Langweilig-langweilig…
"Die Kunst des negativen Denkens"
Norwegen 2007. Regie: Bård Breien. Darsteller: Fridtjov Såheim, Kirsti Eline Torhaug, Henrik Mestad, Marian Saastad Ottesen, Kari Simonsen, Per Schaaning, Kjersti Holmen. 79 Minuten
"Die Kunst des negativen Denkens" von Debütant Brad Breien: ja, ja, die Norweger und ihr schwarzhumoriges Anarcho-Potenzial, deren Produzenten hier mitmischten). So was wie "Einer flog über das Kuckucksnest" an einem Abend/in einer Nacht/dann am Morgen in einem "überschaubaren" Haus. Wo der seit einem Unfall querschnittsgelähmte 33-jährige Geirr lebt. Den Schmerz über seine eingeschränkte Mobilität und Impotenz betäubt der Neu-Zynikler in Alkohol und mit Joints. Außerdem sieht er sich fortan apokalyptische Kriegsfilme und hört sich Johnny-Cash-Schallplatten an.
Um ihre Ehe zu retten, lädt seine Ehefrau Ingvild seine Therapeutin mitsamt ihrer Gruppe, bestehend aus vier Behinderten, ein. Dort ist man darauf getrimmt, das Schicksal immer "positiv" zu betrachten beziehungsweise zu erklären. Was Geirr ausrasten lässt und was für zünftige emotionale Kriegsstimmung im Häusle sorgt. Motto: Gegen Psycho-Phrasen, gegen dieses Unter-die-Decke-Kehren von wahren Gefühlen, Gedanken und Problemen, gegen die gutgemeinte Bevormundung, gegen die offensichtliche Heuchelei, gegen diese einstudierten Binsenwahrheiten.
Jeder "pustet" sich quasi in dieser Ereignis-Nacht voll aus, darf sich seelisch auf- und ausblättern, was schließlich zu einer völligen Selbstreinigung und Neuorientierung mit- und untereinander führt. Eine, wie es im Werbeslogan vom Verleih heißt, "Feelbad-Komödie". Also das genaue Gegenteil von "Happy Go Lucky", gegen alles Positiv-Denken-Dogma, als hintergründige Frontalattacke gegen alle Zwangsoptimisten dieser Welt. Mit ebenso boshafter wie vorhersehbarer Brachial-Kritik als heikle Balance: Brad Breien macht sich lustig, denunziert dabei aber nicht. Und, wir lernen: Behinderte sind keine braven Opfer-Lämmer, sondern können genauso fies, verlogen und egoistisch sein wie alle Anderen auch. Ein schräg-böser Vorschlaghammer-Psycho-Film. Mitunter vorhersehbar, dabei interessant geschmackswackelnd, dabei aber auch "fein"-schräg-überkandidelt. Niemand ist "definitiv" perfekt, das gibt es gar nicht, signalisiert dieser spannende Außenseiter-Schock, im Gegenteil: Man kann durchaus auch übel gelaunt, sarkastisch, bissig und voller triefendem Selbstmitleid durchs Leben düsen, auch dies ist letztlich nur allzu radikal-menschlich-verständlich.